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# taz.de -- Rassismus-Studie Polizei Berlin: Innensenatorin sauer
> Bei einer Aussprache über die Polizei-Rassismusstudie gerät Iris Spranger
> (SPD) besonders gegen den Linkenpolitiker Ferat Kocak (Linke) in Rage.
Bild: Polizeiaufstellung vor dem Reichstag bei einer AfD Demonstration
Berlin taz | Bis zu dem Zeitpunkt, als Innensenatorin Iris Spranger (SPD)
die Fassung verlor, war es eine ausgesprochen sachliche Diskussion. Auf der
Tagesordnung des Innenausschusses stand am Montag eine Aussprache [1][über
die sogenannte Rasssismus-Studie über die Polizei Berlin (taz berichtete)].
Mit Ausnahme der AfD zeigte sich sowohl die Opposition als auch die
Regierungskoalition mit der von einem Wissenschaftlerteam der TU
durchgeführten qualitativen Untersuchung zufrieden. Angesichts der heftigen
Diskussionen, die über die Studie im Vorfeld geführt wurden, ist das
bemerkenswert.
Die Untersuchung war unter [2][Federführung der Soziologin Christiane Howe]
erfolgt. Am Montag stellte diese eine Zusammenfassung im Innenausschuss
vor. Das Problem ist: Aus den 141 Seiten kann sich jeder seinen eigenen
Reim machen.
## Fast alle sind zufrieden
FDP und CDU lesen heraus, dass es bei der Berliner Polizei kein
strukturelles Rassismusproblem gibt, und sehen das als Bestätigung, weil
sie das schon immer gesagt haben.
Grüne und Linke wiederum sind zufrieden, weil Howe und ihre Leute von einem
Alltagsrassismus in unserer Gesellschaft ausgehen, in den alle und somit
auch die Polizei eingebunden sind. Nur dass die Polizei als Behörde mit dem
Gewaltmonopol eine noch größere Verantwortung hat, sich dem zu stellen.
„Wenn wir von strukturellem Rassismus reden, meinen wir genau das“, sagte
die Grünen Abgeordnete Tuba Bozkurt am Montag.
Irgendwann im Lauf der Diskussion ergriff auch der Linken-Abgeordnete Ferat
Kocak das Wort. Kocak gehört zu den Opfern der rechtsextremistischen
Anschlagsserie in Neukölln, bei deren Aufklärung die Polizei – vorsichtig
gesagt – geschlampt hat.
Kocak wird seither nicht müde zu beklagen, dass die Polizei ein
rechtsextremistisches Problem habe. Der Linken-Politiker war auch
derjenige, der unlängst einen [3][Filmmitschnitt von einem übergriffigen
Polizeieinsatz in der Wohnung eines syrischen Ehepaars] ins Netz gestellt
hatte. Sogar Innenstaatssekretär Torsten Akmann (SPD) hatte das Video mit
den Worten kommentiert, der darin gezeigte Beamte verhalte sich
„fremdenfeindlich“. So einen Polizeibeamten, so Akmann wörtlich „wollen …
nicht“.
All das mag am Montag zu dem emotionalen Ausbruch der Innensenatorin
beigetragen haben. Kocak selbst hatte zuvor lediglich sachlich
festgestellt: „Ich finde, dass die Studie deutlich macht, dass es bei der
Polizei ein Riesenrassismusproblem gibt.“
Die rot lackierte Rechte um die Lautsprecherbox gekrallt, mit der Linken
aufgebracht wedelnd, brach Spranger eine Lanze für die Sicherheitskräfte.
„Ich bin sauer“ rief sie, „wenn die Kollegen angriffen werden und dann
immer von Rassismus die Rede ist“. Der größte Teil der Kollegen bei Polizei
und Feuerwehr arbeite „sehr, sehr ordentlich, um das ganz deutlich hier zu
sagen“. Und – als einige Abgeordnete Beifall klatschten: „Da könnte meine
Koalition auch mal mitklatschen und nicht nur die Opposition, darüber bin
ich auch entsetzt“. Mit Blick auf das von Kocak veröffentliche Video sagte
sie: Ein einzelner Ausschnitt lasse keine Bewertung eines Gesamteinsatzes
zu.
Kocaks Äußerungen seien kein Grund, „bei einigen die Sicherung durchbrennen
zu lassen“, befand dessen Parteifreund Niklas Schrader im Ausschuss. Es
gehe nicht um einen pauschalen Rassismusvorwurf, sondern um rassistische
Vorfälle durch Polizisten, die leider immer wieder vorkämen.
17 Oct 2022
## LINKS
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[3] /Rassismus-und-Polizei-Berlin/!5879519
## AUTOREN
Plutonia Plarre
## TAGS
Innensenatorin Iris Spranger
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Ferat Koçak
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