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# taz.de -- Karlsruhe stellt Ermittlungen ein: NSU-Helfer kommen davon
> Die Bundesanwaltschaft stellt die Ermittlungen gegen fünf mutmaßliche
> Unterstützer der Rechtsterroristen ein. Die Linke sieht einen „Skandal“.
Bild: Plakate mit Portäts der NSU-Opfer vor dem Oberlandesgericht München, 20…
BERLIN taz | Sie sollen dem „[1][Nationalsozialistischen Untergrund]“ (NSU)
Waffen, Wohnungen oder Pässe beschafft haben. Elf Jahre lang wurde gegen
sie wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung ermittelt. Nun
bestätigte die Bundesanwaltschaft: Die Ermittlungen gegen fünf mutmaßliche
NSU-Helfer sind eingestellt.
Es habe sich kein hinreichender Tatverdacht ergeben, sagte eine Sprecherin
der Bundesanwaltschaft am Mittwoch der taz. Die durch die Ermittlungen
gewonnenen Erkenntnisse reichten nicht für eine Anklage. Konkret geht es
um: [2][Max-Florian B., Matthias D. und Thomas S.], die dem NSU-Kerntrio
Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt Wohnungen besorgten; Mandy
S., die Zschäpe ihre Krankenkassenkarte überließ; und Jan W., der
verdächtigt wurde, Waffen beschafft zu haben.
Gegen vier weitere mögliche NSU-Helfer ermittelt die Bundesanwaltschaft
noch, darunter [3][Susann E.], die beste Freundin Zschäpes, die ihr
Bahncards überließ. Auch hier ist jedoch die Einstellung des Verfahrens
wahrscheinlich. Noch offen bleibt ein „Strukturverfahren“, in dem die
Bundesanwaltschaft allgemein Hinweisen auf das Trio nachgehen kann.
Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt waren 1998 abgetaucht und hatten bis zur
Selbstenttarnung 2011 zehn Menschen erschossen sowie 3 Anschläge und 15
Überfälle verübt – die schwerste Rechtsterrorserie der Bundesrepublik. In
einer Bekenner-DVD nannte sich der NSU selbst ein „Netzwerk von Kameraden“.
## Schon der engste NSU-Vertraute kam milde davon
Mundlos und Böhnhardt hatten sich vor ihrer Festnahme erschossen. Zschäpe
wurde 2018 [4][zu lebenslanger Haft verurteilt]. Haftstrafen erhielten auch
vier weitere Helfer: der Waffenbeschaffer Ralf Wohlleben, der langjährige
NSU-Vertraute André Eminger, der Passbeschaffer Holger G. und der
Waffenüberbringer Carsten S. Außer Wohlleben, der zehn Jahre Haft bekam,
kamen die vier Helfer milde davon.
Allen voran [5][Eminger], ein strammer Neonazi, der vor Gericht schwieg und
nur 2,5 Jahre Haft erhielt – die Bundesanwaltschaft hatte 12 Jahre
gefordert und ihn gar als vierten NSU-Mann ins Spiel gebracht. Das Gericht
aber sah es als nicht erwiesen an, dass Eminger von Beginn an in die
Terrortaten eingeweiht war. Und der Bundesgerichtshof [6][bestätigte das
Urteil] im Dezember 2021. Spätestens hier war klar, dass die anderen Helfer
kaum noch etwas zu fürchten haben.
## Opfer glauben an weitere Helfer
Die Opferfamilien hatten dagegen stets betont, dass sie fest von weiteren
Helfern ausgehen, die etwa Tatorte auskundschafteten. Die
Bundesanwaltschaft hielt dem entgegen, dass es dafür keine konkreten
Beweise gibt – und untermauert dies nun mit der Einstellung der Verfahren.
Die Linken-Innenexpertin Martina Renner nannte diesen Schritt „einen
Skandal“. „Die Bundesanwaltschaft war immer nur daran interessiert, die
These vom Trio nicht zu gefährden“, sagte sie der taz. „Wirklich Aufkläru…
stand nie im Vordergrund. Es darf jedoch keinen Schlussstrich geben.“ Die
Aufarbeitung des Terrors müsse weitergehen.
14 Sep 2022
## LINKS
[1] /10-Jahre-nach-dem-Auffliegen-des-NSU/!5808645
[2] /Zehn-Jahre-nach-NSU-Enttarnung/!5809433
[3] /Zehn-Jahre-nach-NSU-Enttarnung/!5809433
[4] /Urteile-im-NSU-Prozess/!5517273
[5] /NSU-erneut-vor-Gericht/!5815879
[6] /Revision-zu-NSU-Urteil-abgewiesen/!5822522
## AUTOREN
Konrad Litschko
## TAGS
Rechtsextremismus
Schwerpunkt Rechter Terror
Justiz
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
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