| # taz.de -- Urteile im NSU-Prozess: Es ist geschafft | |
| > Gamze Kubaşık hört die Richterworte. Für sie ist das Urteil über Beate | |
| > Zschäpe eine Erleichterung – aber keine Erlösung. | |
| Bild: Beate Zschäpe und Anwalt Mathias Grasel | |
| München taz | Gamze Kubaşık blickt auf Manfred Götzl, als der Vorsitzende | |
| Richter um 9.55 Uhr im Saal A101 [1][die entscheidenden Worte spricht], die | |
| erlösenden. Die Angeklagte Beate Zschäpe erhalte „eine lebenslange | |
| Haftstrafe, und die Schuld wiegt besonders schwer“. Ganz still ist es da im | |
| Saal. Gamze Kubaşık sieht, wie Zschäpe versteinert dreinblickt. Sie selbst | |
| presst die Lippen zusammen, wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Es | |
| ist geschafft. | |
| Am 4. April 2006, mitten am Tag, hatten zwei Männer Gamze Kubaşıks Vater in | |
| dessen Dortmunder Kiosk ermordet: Mehmet Kubaşık, ein herzlicher Mann, 39 | |
| Jahre alt, drei Kinder. Mit vier Schüssen, zwei direkt in den Kopf, einfach | |
| so. Die Schützen waren Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt – die zwei Männer, mit | |
| denen Beate Zschäpe fast 14 Jahre im Untergrund lebte, von 1998 bis 2011. | |
| Neun weitere Morde begingen die Männer in dieser Zeit. An dem Blumenhändler | |
| Enver Şimşek, dem Schneider Abdurrahim Özüdoğru, dem Obsthändler Süleyman | |
| Taşköprü, dem Gemüseverkäufer Habil Kılıç, dem Hilfsarbeiter Mehmet Tur… | |
| dem Imbissbetreiber İsmail Yaşar, dem Schlüsseldienstbesitzer Theodoros | |
| Boulgarides, dem Internetcafébetreiber Halit Yozgat, der Polizistin Michèle | |
| Kiesewetter. Dazu zwei Sprengstoffanschläge in Köln und einer in Nürnberg | |
| sowie 15 Raubüberfälle. Alles im Namen des selbsternannten | |
| „Nationalsozialistischen Untergrunds“, abgekürzt NSU. | |
| Nun wird im Saal A101 des Oberlandesgerichts München das Urteil über diesen | |
| Terror gesprochen. Nach fast fünf Jahren Prozess und 437 Verhandlungstagen. | |
| Einem Prozess, der nicht zu Ende zu gehen schien, sich in Details | |
| versenkte, durch Befangenheitsanträge beinahe lahmgelegt wurde. Nun aber | |
| sagt Richter Manfred Götzl: „Dann ergeht im Namen des Volkes folgendes | |
| Urteil.“ Zschäpe sei schuldig an 10 Morden, an 32 versuchten Morden durch | |
| die Bombenanschläge und an einem versuchten Mord durch die Inbrandsetzung | |
| des letzten NSU-Unterschlupfs in Zwickau, die eine 89-jährige Nachbarin in | |
| Lebensgefahr brachte. Zschäpe habe die Morde genau wie die Männer gewollt, | |
| habe genauso „Angst und Verunsicherung“ in der Bevölkerung schüren, den | |
| Staat „als ohnmächtig bloßstellen“ wollen. | |
| Zschäpe, die am Morgen den Saal noch lächelnd betreten hatte, im schwarzem | |
| Blazer, verfolgt Götzls Worte mit starrem Gesicht. Sie stützt ihren Kopf | |
| auf die Arme, wendet ihren Blick nicht von der Richterbank ab. Ihre Finger | |
| aber verkrampfen sich in den gefalteten Händen. Gamze Kubaşık kann ihr ins | |
| Gesicht schauen. Die 32-Jährige, schwarze Bluse, offene Haare, blickt immer | |
| wieder hinüber. Ihre Anspannung weicht nicht. | |
| Dann wendet sich Götzl den vier Mitangeklagten zu. Zehn Jahre Haft | |
| verkündet er für Ralf Wohlleben, den früheren NPD-Mann, der dem Trio die | |
| Ceska-Pistole organisierte, mit der Mehmet Kubaşık und die anderen acht | |
| Migranten erschossen wurden. Der schüttelt den Kopf. Drei Jahre sind es für | |
| Holger G., der den Untergetauchten seine Papiere überließ, ihnen auch eine | |
| Waffe brachte. Drei Jahre Jugendstrafe für Carsten S., der dem Trio die | |
| Ceska überbrachte. Ihm kommt zugute, dass er als Einziger im Prozess voll | |
| auspackte. | |
| Überraschend mild ist die Strafe für André E., den engsten Vertrauten des | |
| Trios, einen mit Nazi-Tattoos übersäten jungen Mann, der die Wohnungen und | |
| Wohnmobile organisierte: Auch er erhält drei Jahre Haft. Die | |
| Bundesanwaltschaft hatte noch 12 Jahre gefordert, er sei in alles | |
| eingeweiht gewesen. Im September kam E. wegen Fluchtgefahr in | |
| Untersuchungshaft. Richter Manfred Götzl aber sieht die Vorwürfe als nicht | |
| ausreichend belegt. André E. grinst, angereiste Neonazis auf der Tribüne | |
| des Saals klatschen. | |
| Über Stunden wird Götzl seine Urteilsbegründung fortsetzen. Und dann, am | |
| Nachmittag, ist dieser Prozess tatsächlich vorbei. | |
| ## Mit dem Urteil ist nichts vorbei | |
| Für Gamze Kubaşık aber ist nichts vorbei. Schon zwei Tage zuvor war sie | |
| nach München gereist, mit ihrer Mutter Elif und ihren zwei Brüdern. Bereits | |
| am 6. Mai 2013, als der Prozess eröffnet wurde, saß Kubaşık im Saal. Immer | |
| wieder besuchte sie auch dazwischen das Verfahren, zuletzt im November, als | |
| sie persönlich ein Plädoyer hielt. Nun wollte Gamze Kubaşık dabei sein, | |
| wenn der Staat sein Urteil spricht über den Mord an ihrem Vater. Wollte | |
| Beate Zschäpe ein letztes Mal ins Gesicht schauen. | |
| Gamze Kubaşık ist bei Weitem nicht die Einzige, die trotz langer Anreise | |
| heute nach München gekommen ist. Schon in der Nacht stellen sich Zuschauer | |
| und Journalisten vor dem Justizgebäude an, türkische Konsulare sind | |
| darunter. Nur ein Teil der Wartenden wird es später in den Saal schaffen. | |
| Darunter ist auch das Dutzend Neonazis, darunter bekannte Gesichter, teils | |
| wegen Gewaltdelikten verurteilt. Demonstrativ präsentieren sie sich in | |
| schwarzen Hemden – wie auch die zwei Angeklagten André E. und Ralf | |
| Wohlleben. Beide hatten im Prozess offen ihre Gesinnung verteidigt. Nun | |
| winken sie lächelnd nach oben auf die Empore. | |
| Vor dem Gericht formiert sich derweil eine Protestkundgebung. Unter die | |
| NSU-Aufklärung dürfe „kein Schlussstrich“ gezogen werden, fordern die | |
| Demonstranten. Sie halten Bilder der Ermordeten in die Höhe, verlesen deren | |
| Namen. Als die Kunde von den teils milden Urteilen für die Mitangeklagten | |
| durchdringt, brandet Empörung auf. Den ganzen Tag wird die Kundgebung | |
| andauern. | |
| Neben Gamze Kubaşık sind viele Opferangehörige gekommen. Da sind die Eltern | |
| von Halit Yozgat, die Kinder von Theodoros Boulgarides, die Tochter von | |
| Enver Şimşek, angereist mit ihrem Baby aus der Türkei. Auf ihren Gesichtern | |
| liegt eine gedrückte Spannung, als sie am Morgen den Saal betreten. | |
| So lange schon war das Urteil erwartet worden. So lange, dass der Prozess | |
| zwischenzeitlich ins Abseits zu geraten drohte. Hört das denn nie auf? Das | |
| war die Frage, die blieb. Nun aber ist die große Aufmerksamkeit wieder da, | |
| das Gerichtsgebäude ist umlagert von TV-Übertragungswagen. | |
| Mehr als 600 Zeugen wurden in den fünf Jahren befragt, 130.000 Seiten | |
| Ermittlungsakten bereitgestellt. Nachbarn der Untergetauchten wurden | |
| angehört, ihre Eltern, Urlaubsbekannte, Neonazis, Verfassungsschützer, | |
| Ermittler. Jeder Mord, jeder Anschlag, jeder Überfall wurde ausgeleuchtet, | |
| schmerzend bis ins Detail. Richter Manfred Götzl tut es nun erneut. Er | |
| schildert, wie sich Kugeln in die Gesichter der Opfer bohrten, Schlagadern | |
| zerfetzten, wann die Opfer an ihrem Blut erstickten. | |
| Als es um den Tod ihres Vaters geht, hält es Gamze Kubaşık nicht mehr aus. | |
| Sie schlägt die Hände vors Gesicht, weint. Der Schmerz über die sinnlos | |
| Verstorbenen, er bricht wieder auf. Auch bei den anderen Angehörigen. Als | |
| Götzl den Tod von Halit Yozgat schildert, dem neunten Mordopfer, erschossen | |
| vor zwölf Jahren in seinem Internetcafé in Kassel, springt dessen Vater | |
| Ismail Yozgat auf. „Mein Gott, mein Gott“, ruft er auf Türkisch, | |
| verzweifelt, immer wieder. „Setzen Sie sich“, herrscht ihn Götzl an. „Ich | |
| möchte keine weiteren Störungen haben.“ Ismail Yozgat verstummt. | |
| ## Tat für Tat schildert der Richter die Morde | |
| Dann fährt Götzl in seiner Urteilsbegründung fort. Tat um Tat nimmt er sich | |
| vor, hastet durch die Seiten seines vor ihm aufgeklappten Hefters, fast | |
| atemlos. Bei allen Verbrechen habe das Trio, „bewusst und gewollt | |
| zusammengewirkt“, betont Götzl immer wieder. Zschäpe sei zwar nicht an den | |
| Tatorten gewesen, aber sie habe zentrale Dienste für die Terroristen | |
| geleistet. Sie tarnte die Gruppe mit falschen Alibis, organisierte die | |
| Finanzen, schützte den Unterschlupf, als die Männer auf ihren Terrorzügen | |
| unterwegs waren, und hielt sich bereit, im Fall des Falles den Unterschlupf | |
| in Brand zu setzen und die Bekenner-DVD zu verschicken. Was sie schließlich | |
| auch tat, am 4. November 2011, ganz ohne Druck. Denn Mundlos und Böhnhardt | |
| hatte sich kurz zuvor nach einem gescheiteren Bankraub in Eisenach | |
| erschossen. | |
| Beate Zschäpe hatte das im Prozess ganz anders geschildert. Zum | |
| Prozessauftakt im Mai 2013 schwieg sie, so wie am 8. November 2011, als sie | |
| sich nach viertägiger Flucht der Polizei gestellt hatte. Erst viel später | |
| ließ Zschäpe ihren Anwalt Mathias Grasel eine Erklärung im Prozess | |
| verlesen: Alle Taten seien alleiniges Werk von Mundlos und Böhnhardt | |
| gewesen. Sie habe stets erst im Nachhinein davon erfahren, sei jedes Mal | |
| „geschockt“ gewesen. Aus Abhängigkeit habe sie aber die Männer nicht | |
| verlassen können. Noch vor einer Woche, in ihren letzten Worten vor | |
| Gericht, bat Beate Zschäpe Richter Manfred Götzl: „Bitte verurteilen Sie | |
| mich nicht stellvertretend für etwas, was ich weder gewollt noch getan | |
| habe.“ | |
| Tatsächlich hatte die Bundesanwaltschaft mit ihrer Anklage hoch gepokert: | |
| Auch im Prozess ergab sich kein Beweis, dass Zschäpe an einem der Tatorte | |
| war. Ihr Verteidiger forderten deshalb einen Freispruch: Zschäpe sei keine | |
| Terroristin. Nur die Brandstiftung in Zwickau sei ihr anzulasten, | |
| allenfalls noch eine Beihilfe zu den Raubüberfällen. Maximal zehn Jahre | |
| Haft genügten dafür. Die Anklage aber lautete anders: auf volle, | |
| gleichwertige Mittäterschaft Zschäpes. Die Höchststrafe forderte die | |
| Bundesanwaltschaft, lebenslange Haft mit anschließender | |
| Sicherungsverwahrung. | |
| ## Ein Wisch | |
| Götzl kommt dem nun nach. Nur auf die Sicherungsverwahrung verzichtet sein | |
| Senat. Zschäpes Erklärung aber wischt er beiseite: Er habe „Zweifel an der | |
| Glaubhaftigkeit großer Teil der Einlassung“. Götzl erinnert an die | |
| Vorgeschichte in Jena. Wie Zschäpe dort Mitglied der Kameradschaft Jena | |
| war, wie sie mit Mundlos und Böhnhardt Drohbriefe an die Stadtverwaltung | |
| und Polizei verschickte und Bombenattrappen in Jena auslegte, wie Ermittler | |
| in einer von ihr gemieteten Garage Rohrbomben und 1,4 Kilo TNT fanden. Die | |
| Gründung einer Terrorgruppe sei dann die „schlüssige Fortentwicklung“ | |
| gewesen. Eine, die danach Angst und Schrecken in diesem Land zu verbreiten | |
| suchte. | |
| Eine lebenslange Haftstrafe bei besonders schwerer Schuld macht es | |
| unwahrscheinlich, dass Beate Zschäpe weniger als 15 Jahre hinter Gittern | |
| verbringen muss. Ihre Anwälte kündigen umgehend eine Revision an. Die | |
| Verurteilung sei „juristisch nicht haltbar“, sagt Mathias Grasel. „Anstatt | |
| Frau Zschäpe als Stellvertreterin zu bestrafen, muss es der Rechtsstaat | |
| aushalten, dass die wahren Täter nicht mehr für ihre grausamen Verbrechen | |
| belangt werden können“, sagt er. Der Bundesgerichtshof werde das Urteil | |
| aufheben, gibt sich Grasel überzeugt. | |
| Richter Götzl indes tat viel im Prozess, um dieses Szenario zu verhindern. | |
| Fünf Jahre hielt er den Prozess zusammen, tarierte die fünf Angeklagten | |
| aus, die drei Ankläger, die 14 Verteidiger und 60 Opferanwälte. Er tat es | |
| mit Strenge und nüchterner Akribie, am Ende auch mit Vorsicht, immer wieder | |
| kam er Zschäpe entgegen. Bloß keinen Fehler riskieren, keinen Neustart. Der | |
| Urteilsspruch krönt nun auch die Karriere des 64-Jährigen. Und bisher half | |
| Götzl seine Akribie: Nur ein einziges seiner bisherigen Urteile wurde von | |
| einer höheren Instanz kassiert. | |
| Für Gamze Kubaşık wäre ein Neustart des Prozesses eine Katastrophe. „Wir | |
| sind am Ende unserer Kräfte“, sagt sie. Aber auch das jetzige Urteil bringt | |
| ihr keine Erlösung. Wie soll es auch? Was soll den Verlust des Vaters | |
| aufwiegen? | |
| ## Fehlende Antworten | |
| Das Urteil sei „kein Trost“, sagt Kubaşık später vor dem Gerichtsgebäud… | |
| umringt von Journalisten. „Mein Vater wird dadurch nicht wieder lebendig.“ | |
| Der Tag kehrt nur mehr wieder alles noch einmal nach oben. Nach dem Mord an | |
| ihrem Vater ging Gamze Kubaşık ein Jahr nicht vor der Tür, schmiss ihre | |
| Ausbildung. Ihre Mutter leidet bis heute an einer Depression, die | |
| Großmutter erlitt einen Herzinfarkt. Mehmets Kiosk wurde nach der Tat | |
| geschlossen. Die Ermittler verdächtigten anfangs auch die Familie, | |
| durchsuchten die Wohnungen, fragten nach Drogengeschäften des Vaters, nach | |
| der Mafia, der PKK, nach einer vermeintlichen Geliebten. | |
| Gamze Kubaşık studierte dennoch, Pharmazie, und sie gebar einen Sohn, den | |
| sie Mehmet nannte. Sie lasse sich nicht aus diesem Land vertreiben, sagt | |
| sie. „Das ist unsere Heimat.“ Und trotzdem ist da etwas zerbrochen. Das | |
| Vertrauen, dass sie hier dazugehört wie alle anderen. Dass der Staat alles | |
| für die Aufklärung des Mordes an ihrem Vater tat. | |
| Sie habe „viel Hoffnung“ in den Prozess gehabt, betont die junge Mutter | |
| deshalb. Nun aber seien ihre Fragen immer noch nicht beantwortet. Warum | |
| wurde gerade ihr Vater ausgesucht? Gab es Helfer in Dortmund? Laufen sie | |
| noch heute dort herum? Und hätte der Staat die Morde nicht doch verhindern | |
| können? | |
| Tatsächlich hatte der Prozess keine dieser Fragen klären können, trotz | |
| fünfjähriger Dauer. Das konnte er auch nicht, sagt die Bundesanwaltschaft. | |
| Es ging schließlich nur um die Schuld der fünf Angeklagten. Gamze Kubaşık | |
| aber reicht das nicht. Es habe „hundertprozentig Helfer“ gegeben, sagt sie. | |
| Sie müssten endlich ermittelt werden. | |
| Als in Dortmund ihr Vater ermordet wurde, war dort eine militante | |
| Neonazi-Zelle unterwegs, Combat 18 genannt. Ein führender Rechtsextremist | |
| wohnte in der Straße des Tatorts. Und noch in der Haft führte Beate Zschäpe | |
| einen Briefwechsel mit einem Dortmunder Neonazi. Alles Zufall? Gamze | |
| Kubaşık glaubt das nicht. | |
| ## Applaus von Neonazis | |
| Und nun kommt auch noch einer der Angeklagten glimpflich davon. André E., | |
| der sich „Die Jew Die“ auf den Bauch tätowiert hat. Den selbst seine | |
| Anwälte als „Nationalsozialisten mit Haut und Haaren“ bezeichnet haben. | |
| Dass er von den Terrortaten des NSU wusste, sei nicht sicher nachzuweisen, | |
| betont Götzl am Ende des Tages noch einmal – und verkündet die Aufhebung | |
| des Haftbefehls für André E. Wieder klatschen und johlen die Neonazis auf | |
| der Tribüne. „Schweinehunde“, zischen Mitzuhörer. Götzl wird ungehalten: | |
| „Seien Sie ruhig!“ | |
| Gamze Kubaşık verfolgt die Szene fassungslos. „Schrecklich“ sei es, dass | |
| einer der wichtigsten Unterstützer „mit einem blauen Auge davonkomme“, sagt | |
| sie später vor dem Gericht. „Das Gericht hätte hier vielmehr ermitteln | |
| müssen.“ Auch vor dem Gericht kommt es zu Tumulten, als sich die Kunde von | |
| der Freilassung André E.s herumspricht. Eine Rednerin spricht von einem | |
| „Fanal“. | |
| Gamze Kubaşık aber will die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie doch noch | |
| Antworten bekommen könnte. Im Prozess hatte sie sich deshalb direkt an | |
| Zschäpe gewandt – und machte ihr ein Angebot. Wenn sie, irgendwann, doch | |
| noch Namen von weiteren Helfern offenbare, „wenn sie Ross und Reiter | |
| nennt“, dann würde sie sich persönlich dafür einsetzen, dass Zschäpe frü… | |
| aus dem Gefängnis komme. Wer weiß, sagt Gamze Kubaşık, vielleicht gerate | |
| sie doch noch ins Grübeln, vielleicht in ein paar Jahren. Zeit, darüber | |
| nachzudenken, hat Zschäpe nun jedenfalls genug. | |
| 11 Jul 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
| Andreas Speit | |
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