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# taz.de -- Untersuchungen zu rechtem Terror: War der NSU wirklich nur zu dritt?
> Noch immer gibt es viele offene Fragen zur Mordserie der rechten
> Terrorzelle. In Bayern befasst sich nun ein weiterer
> Untersuchungsausschuss mit dem NSU.
Bild: NSU-Verbrechen: In der Nürnberger Bar „Sonnenschein“ explodierte im …
München taz | Zehn Morde, drei Sprengstoffanschläge, über ein Dutzend
Raubüberfälle: Die blutige Spur des NSU ist lang, die Verbrechen auch vier
Jahre nach dem Mammutprozess gegen Beate Zschäpe und weitere
NSU-Unterstützer nur unzureichend aufgeklärt. Im Bayerischen Landtag soll
sich daher ab Donnerstag [1][ein neuer Untersuchungsausschuss] mit dem
NSU-Komplex befassen. Es ist bereits der zweite in Bayern, deutschlandweit
sogar schon der 15.
Den Abgeordneten geht es in ihrem 198 Fragen umfassenden Katalog vor allem
um Verbindungen des NSU zur bayerischen Neonaziszene. In Bayern war die
Terrorzelle besonders aktiv, hier wurde auch die Hälfte der Morde begangen.
Vor allem in Franken konnte der NSU dem Anschein nach auf ein starkes
Unterstützernetz zurückgreifen. Der Ausschuss, der von den
Oppositionsfraktionen Grüne und SPD gemeinsam initiiert worden war, hofft,
diese Strukturen nun besser durchleuchten zu können.
Besonderes Augenmerk will der Ausschuss dabei auf den Anschlag auf die
[2][Bar Sonnenschein] in Nürnberg legen. Bei dem Attentat im Juni 1999
wurde der Wirt von einem in einer Taschenlampe versteckten Sprengsatz
schwer verletzt. Die Tat war der Auftakt der NSU-Verbrechen, wurde aber bis
heute nicht aufgeklärt. Hätte man damals anders ermittelt, hätte dann
vielleicht die Mordserie mit zehn Toten und Dutzenden Verletzten verhindert
werden können? Das ist eine zentrale Frage, die den Ausschuss ab jetzt
beschäftigen wird.
## Erstmals übernimmt ein Grüner den Vorsitz
Und natürlich ist da auch die Frage: Wer mischte neben dem Kerntrio Uwe
Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe noch mit? Und wie? So ist etwa
unklar, welche Rolle Susann Eminger spielte. Sie ist die Frau [3][des
verurteilten NSU-Unterstützers André Eminger]. Der Wirt der
Sonnenschein-Bar soll sie viele Jahre nach dem Anschlag auf Bildern
wiedererkannt haben. Offenbar wurde sie in der Kneipe gesehen. Hat sie den
Ort ausgekundschaftet? Hat sie gar die Rohrbombe deponiert? An einen Zufall
jedenfalls will man kaum glauben. Mundlos und Böhnhardt hatten sich 2011
getötet, Zschäpe wurde 2018 vom Oberlandesgericht München zu lebenslanger
Haft verurteilt.
Der Ausschuss wird am Donnerstagnachmittag vom Landtag eingesetzt, gleich
im Anschluss wollten sich seine Mitglieder zur konstituierenden Sitzung
treffen. Ein Novum in der bayerischen Parlamentsgeschichte: Mit dem
Landtagsabgeordneten Toni Schuberl wird erstmals ein Grüner den Vorsitz
eines Untersuchungsausschusses übernehmen. Zeit für seine Untersuchung hat
das Gremium bis Herbst nächsten Jahres, dann geht die Legislaturperiode in
Bayern zu Ende.
19 May 2022
## LINKS
[1] /NSU-Terror-in-Bayern/!5848880
[2] /Spur-im-Fall-des-ersten-NSU-Anschlags/!5516315
[3] /Das-NSU-Urteil-gegen-Andre-Eminger/!5819357
## AUTOREN
Dominik Baur
## TAGS
Bayern
Rechtsextremismus
Schwerpunkt Rechter Terror
Untersuchungsausschuss
Beate Zschäpe
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Uwe Mundlos
Uwe Böhnhardt
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Lesestück Recherche und Reportage
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