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# taz.de -- Streit über AKW-Laufzeitverlängerung: Die FDP argumentiert unterk…
> Die FDP macht mit der Laufzeitverlängerung Hoffnung auf billigeren Strom.
> Die ist unbegründet – aber verfängt, weil die Grünen schlecht
> kommunizieren.
Bild: Das Kernkraftwerk Isar 2 bei Landshut
Atomkraft ist keine Technologie der Zukunft. Man muss dafür nicht im
Wendland geboren sein oder Tschernobyl und Fukushima miterlebt haben, um
das so zu sehen. Es reicht ein Blick in das Nachbarland Frankreich, wo ein
Großteil der AKWs gerade aufgrund von Trockenheit und Sicherheitsmängeln
nicht funktioniert. [1][Atomkraft ist und bleibt eine
Hochrisikotechnologie.]
Noch vor einem Jahr war das eigentlich auch Konsens in der FDP. Jeder der
möchte, kann sich ein Video von Christian Lindner anschauen, in dem er
erklärt, dass Kernenergie zwar „CO2-frei sein mag, aber alles andere als
nachhaltig ist“. Von dieser Position ist die FDP inzwischen abgerückt, sie
will den Weiterbetrieb bis mindestens 2024.
Für Bürger*innen ist die derzeitige politische Diskussion der Koalition
ein Trauerspiel. Eine Regierung sollte in einer Krise nicht verunsichern,
sondern Vertrauen schaffen. Während sich FDP und Grüne nun gegenseitig
Ideologie vorwerfen, haben Privathaushalte sowie Unternehmer*innen mit
zwei Dingen zu kämpfen: steigenden Energiepreisen und der Angst vor einem
Blackout. Was der Weiterbetrieb der AKWs jeweils bringen würde, ist für
Laien nicht einfach zu verstehen. Will sich die FDP nur profilieren oder
können die Grünen nicht über ihren Schatten springen? Dass jetzt auch noch
Landtagswahlen in Niedersachsen anstehen, macht die Gesamtgemengelage nicht
einfacher.
Der Stresstest zur Stromversorgung sollte die aufgeheizte Diskussion
eigentlich versachlichen. [2][Wirtschaftsminister Robert Habeck hat nun
seine Konsequenzen gezogen.] Im Worst-Case-Szenario können zwei
Atomkraftwerke bis April weiter betrieben werden. Doch die FDP gibt sich
damit nicht zufrieden – und sie bemüht sich nicht einmal um die angemessene
Komplexität. So behauptet sie etwa, dass der Weiterbetrieb der drei
Atomkraftwerke den Strompreis senken würde.
Damit macht sie der Bevölkerung aber falsche Hoffnungen. [3][Der Strompreis
wird vor allem durch das Kraftwerk bestimmt, das am teuersten produziert] –
das sind derzeit meist Gaskraftwerke. Davon profitieren aber auch
Kohlekraftwerke oder Windkraftanlagen. Gegen diesen nicht nachvollziehbaren
Mechanismus möchte die Regierung mit einem Strompreisbremse reagieren, um
die Bürger*innen zu entlasten. Das ist richtig – auch wenn die Umsetzung
noch völlig unklar ist. Ein Weiterbetrieb der AKWs wird den Strompreis
hingegen nicht signifikant beeinflussen, argumentiert etwa das Öko-Institut
in Freiburg.
Die FDP ist derzeit hoch nervös. In Umfragen steht sie nicht gut da, die
Union sitzt ihr im Nacken. Der Hang zum Populismus ist deshalb schon länger
zu beobachten. Doch diese Botschaften sind eben auch so verfänglich, weil
Robert Habeck ihnen kommunikativ diese Lücke gelassen hat: Immer wieder hat
er behauptet, es gebe kein Stromproblem. Das mag für die
Versorgungssicherheit stimmen; die Bürger*innen leiden trotzdem unter
steigenden Strompreisen. In der Sache behalten die Grünen recht, dass
Atomkraft keine vielversprechende Lösung ist. Sie haben aber den Fehler
gemacht, die Ängste der Menschen nicht ernst zu nehmen.
6 Sep 2022
## LINKS
[1] /Ukraine-meldet-Erfolge/!5879035
[2] /Laufzeitverlaengerung-der-Atomkraftwerke/!5879141
[3] /Energiekrise-in-Europa/!5876404
## AUTOREN
Jasmin Kalarickal
## TAGS
FDP
Schwerpunkt Atomkraft
Robert Habeck
Grüne
GNS
Energiekrise
Lesestück Recherche und Reportage
Entlastungspaket
Hacking
Bürokratie
Großbritannien
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