# taz.de -- Methanemissionen in der Landwirtschaft: Weniger Wiederkäuer bitte | |
> Die Viehzucht verursacht über die Hälfte der Methanemissionen in der EU. | |
> Die Deutsche Umwelthilfe fordert daher, weniger Rinder und Schafe zu | |
> halten. | |
Bild: Weniger Rinder bedeuten weniger Rinderfürze | |
BERLIN taz | Kommt die Ernährungswende bald so richtig ins Rollen? Nachdem | |
vergangene Woche das Umweltbundesamt bereits für | |
[1][Mehrwertsteuersenkungen für pflanzliche Grundnahrungsmittel] plädiert | |
hat, [2][stellt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) nun eine deutlich | |
offensivere Forderung]: Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) | |
solle noch in diesem Jahr einen Plan vorlegen, um die Methanemissionen in | |
der Landwirtschaft signifikant zu reduzieren. Dazu müssten in Zukunft vor | |
allem deutlich weniger Tiere gehalten werden. | |
Grundlage der Forderung ist eine [3][Studie der Changing Markets | |
Foundation]. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass die aktuellen Regelungen in | |
der Europäischen Union nicht ausreichen, um den Methanausstoß in der EU bis | |
2030 in einem den Pariser Klimazielen genügenden Maße zu senken. „Wie in | |
Deutschland fehlt es auch auf europäischer Ebene bisher an konkreten | |
Methanminderungszielen für die Landwirtschaft“, kritisierte Dorothee Saar, | |
Leiterin für Verkehr und Luftreinhaltung bei der DUH. | |
Die Autor:innen berufen sich auf Berechnungen des Intergovernmental | |
Panel on Climate Change (IPCC), nach denen die globalen Methanemissionen | |
bis 2030 um 45 Prozent reduziert werden müssen, um die Erwärmung der Erde | |
auf unter 1,5 Grad zu begrenzen. Die aktuell geltenden Gesetze reichten | |
dagegen lediglich für eine Reduktion des in der EU freigesetzten Methans um | |
13,4 Prozent. | |
Methan ist einer der Hauptbestandteile von Erdgas und um ein Vielfaches | |
klimawirksamer als sein Vebrennungsprodukt Kohlenstoffdioxid. Es entsteht | |
unter anderem im Verdauungsprozess von Wiederkäuern wie Rindern, Schafen | |
oder Ziegen, gelangt aber beispielsweise auch durch Gaslecks und beim | |
Kohlebergbau in die Atmosphäre. Weitere Quellen sind Mülldeponien und die | |
Verbrennung von Biomasse. | |
## Überproportional hohe Emissionen in der EU | |
Derzeit emittiere die EU 15,2 Megatonnen Methan jährlich, zehn Prozent | |
ihrer klimawirksamen Emissionen insgesamt. Die Menge entspreche außerdem | |
fünf Prozent des globalen Ausstoßes des Gases. Über die Hälfte der | |
Emissionen stammen dabei aus der Landwirtschaft. | |
Die notwendige Reduktion des Methanausstoßes sei demnach nur durch eine | |
deutliche Verringerung der Zahl der gehaltenen Nutztiere möglich. Eine | |
Umstellung auf eine stärker pflanzenbasierte Ernährung wäre daher nicht nur | |
gesünder, sondern könnte auch den Methanausstoß in der EU um bis zu 19 | |
Prozent reduzieren. Dazu bedürfe es jedoch Regelungen, die entsprechende | |
Anreize für Produzent:innen und Konsument:innen setzten. | |
Die DUH fordert etwa Vorgaben für die Zusammensetzung von Futter und die | |
verstärkte Verwertung von Gülle in Biogasanlagen. Derartige technische | |
Vorgaben könnten die Methanemissionen aber nur um etwa 20 Prozent | |
reduzieren, eigentlich müsse der Verbrauch tierischer Lebensmittel | |
insgesamt stark vermindert werden. | |
Die Intensivhaltung von Tieren solle daher reduziert, Weidehaltung | |
verstärkt und die Zahl der zu haltenden Tiere an die verfügbare Fläche | |
gekoppelt werden. [4][Auf Weiden würden die Ausscheidungen der Tiere im | |
Pflanzenwerk natürlich abgebaut], das verringere den Methanausstoß und die | |
Ammoniakbelastung. Durch den geringeren Futterbedarf werde außerdem | |
anderswo Ackerland frei. Aktuell werden 60 Prozent der landwirtschaftlichen | |
Flächen in Deutschland für den Anbau von Tierfutter genutzt. | |
15 Jun 2022 | |
## LINKS | |
[1] /UBA-fordert-Steuersenkungen-fuers-Klima/!5860191 | |
[2] https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Pressemitteilungen/Naturs… | |
[3] http://changingmarkets.org/wp-content/uploads/2022/06/CE_Delft_210502_Metha… | |
[4] /Rinderhaltung-und-CO2-Emission/!5850382 | |
## AUTOREN | |
Josa Zeitlinger | |
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