| # taz.de -- EU-Kandidatenstatus für die Ukraine: Das große Warten | |
| > Die Verleihung des Beitrittsstatus hat für Kiew erst einmal noch keine | |
| > Konsequenzen – dafür wächst in Ländern wie Georgien der Frust. | |
| Bild: Bundeskanzler Olaf Scholz ist für den EU-Kandidatenstatus der Ukraine | |
| Geht doch! Bundeskanzler Olaf Scholz hat in Kiew geliefert und sich für | |
| einen [1][EU-Kandidatenstatus] der Ukraine ausgesprochen. Diese Aussage ist | |
| als politisches Symbol für die Menschen in dem von Wladimir Putins | |
| Angriffskrieg verheerten Land von großer Bedeutung. Aber deswegen gleich, | |
| wie viele Beobachter*innen, einen historischen Moment zu beschwören, | |
| scheint etwas zu dick aufgetragen. | |
| Denn die Verleihung dieses Status, auch von der EU-Kommission am Freitag | |
| empfohlen, hat zunächst keine direkten Konsequenzen. Zudem ist bekannt, | |
| dass Kandidaten oftmals zehn Jahre oder länger in der Warteschleife hängen, | |
| bis sich die Türen in Brüssel öffnen. Das dürfte im Fall der Ukraine nicht | |
| anders sein. | |
| Bereits in der kommenden Woche auf dem Brüsseler Gipfel wird sich zeigen, | |
| was Scholz’ Ansage und das Plädoyer der Kommission wert sind. Dann ist das | |
| einheitliche Votum aller 27 Mitglieder gefragt, aber es gibt unsichere | |
| Kantonisten – wie Portugal. Der Zwang zur Übereinstimmung sorgt immer | |
| wieder für Verdruss, wie die erpresserische, aber erfolgreiche | |
| Blockadepolitik von Ungarns Regierungschef Viktor Orbán zeigt. | |
| Ein Argument der Zauderer in Bezug auf die [2][Ukraine] ist auch, dass die | |
| Staaten des Westbalkan nicht aus dem Blickfeld geraten dürfen. Da ist etwas | |
| dran – zumal eine unterschiedliche Behandlung zu Zwist, Verwerfungen und | |
| Frustration führt. | |
| Das ist gerade in Georgien zu beobachten. Die Südkaukasusrepublik, neben | |
| der Ukraine und der Republik Moldau ebenfalls Antragstellerin auf Erteilung | |
| eines Kandidatenstatus, geht leer aus. Zu Recht, wobei diese Entscheidung | |
| auf das Konto der Regierungspartei „Georgischer Traum“ geht. Sie tritt die | |
| Grund- und Bürgerrechte mit Füßen und nimmt es auch sonst mit europäischen | |
| Werten nicht so genau. Doch vor allem für viele junge Georgier*innen | |
| ist diese Zurückweisung ein Schlag ins Gesicht. Einmal abgesehen davon, | |
| dass das Land durch die Präsenz russischer Truppen in [3][Südossetien] | |
| sowie Abchasien unmittelbar bedroht und die Angst vor einem Krieg | |
| allgegenwärtig ist. | |
| Dieser Krieg ist in der Ukraine seit dem 24. Februar schreckliche Realität. | |
| Was die Frage aufwirft, wie es westliche Staaten, allen voran auch | |
| Deutschland, künftig mit militärischer Unterstützung halten. Da hatte Olaf | |
| Scholz leider nichts Nennenswertes im Gepäck. Wenn die Ukraine jedoch in | |
| die Lage versetzt werden soll, sich gegen den Aggressor zur Wehr zu setzen, | |
| bedarf es weiterer Waffenlieferungen und zwar schnell. Wie lautete unlängst | |
| ein zynisches Gedankenspiel von Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedjew: In | |
| zwei Jahren existiere die Ukraine auf der Landkarte vielleicht gar nicht | |
| mehr. Damit hätte sich dann auch ein EU-Beitritt erledigt. | |
| 17 Jun 2022 | |
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| Barbara Oertel | |
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