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# taz.de -- Kooperation mit US-Konzern: Ukraine setzt auf Atomkraft
> Um Versorgungssicherheit zu gewährleisten, will Kiew die Nutzung der
> Atomenergie ausbauen. Doch das ist nicht der einzige Grund.
Bild: Auch das AKW Tschernobyl ist immer wieder in der Kampfzone – hier ein B…
Berlin taz | Die Ukraine will die Nutzung der Atomenergie weiter ausbauen –
in Zusammenarbeit mit dem US-Konzern Westinghouse. So haben in der
vergangenen Woche der ukrainische Atomkonzern Energoatom, Betreiber aller
ukrainischen Atomkraftwerke, und die Westinghouse Electric Company auf dem
Gelände des ukrainischen AKW Chmelnyzkyi die exklusive Belieferung der
ukrainischen AKW mit Westinghouse-Brennstoff vereinbart.
In zwei Jahren, so Energoatom, sei man in der Ukraine außerdem so weit,
dass man in einem eigenen Werk Brennstäbe mit dem Westinghouse-Brennstoff
befüllen könne.
Noch werden 8 der 15 ukrainischen Reaktoren mit russischem Brennstoff
betrieben. Doch im März hat sich die Ukraine entschieden, keinen weiteren
Brennstoff mehr in Russland zu ordern. [1][Gleichzeitig vereinbarten
Energoatom und Westinghouse in einem Memorandum den gemeinsamen Bau von
neun Atomreaktoren des Typs AP1000.] Das ist mehr als die am 1. September
vereinbarten fünf neuen Atomreaktoren.
Die Vereinbarung kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem Nachrichten von
russischen Angriffen auf ukrainische Atomkraftwerke sowie Beinahe-Unfälle,
verursacht durch russische Waffen, die Regel sind. Zuletzt war am
Sonntagmorgen nach Angaben von Energoatom ein russischer Flugkörper nur
knapp an dem Atomkraftwerk „Südukraine“ vorbeigeflogen. Dazu hat Energoatom
[2][ein Video einer Überwachungskamera veröffentlicht], das den Flug dieses
Flugkörpers festgehalten hat. Nach Angaben des Anti-Crisis Expert Nuclear
Center of Ukraine war dieser Beinahe-Überflug eines ukrainischen AKW durch
ein russisches Fluggeschoss bereits der vierte dieser Art seit dem 24.
Februar.
## AKW als Stützpunkt
Weiter Sorgen macht der ukrainischen Atomwirtschaft das AKW Saporischja,
mit sechs Reaktoren das größte AKW Europas. Seit dem 4. März ist es von
russischen Truppen besetzt. Und seitdem, so zitiert die Ukrajinska Prawda
den Präsidenten von Energoatom, Petro Kotin, arbeite das Personal unter
hohem Stress. Hinzu komme, dass die russischen Militärs das AKW als
militärischen Stützpunkt nutzten, „wissend, dass die Ukraine nicht auf
dieses Objekt, in dem sich sehr viel nukleares Material befindet, schießen
wird“. [3][Auch die 6-wöchige russische Besetzung von Tschernobyl hatte
deutlich gemacht, wie gefährlich AKWs gerade im Krieg sind.]
Mit dem jüngsten Deal mit Westinghouse will die ukrainische Atomwirtschaft
nicht nur sicherstellen, dass in dem Land die Lichter nicht ausgehen.
Perspektivisch plant man, Strom im großen Stil in die europäischen
Nachbarländer zu exportieren.
„In der Zukunft kann die Ukraine ein wichtiger Stromlieferant für Europa
werden“, zitiert das Portal expro.com.ua den ukrainischen Energieminister
Herman Haluschchenko bei der feierlichen Unterzeichnung. Nun werde die
Ukraine in Zusammenarbeit mit Westinghouse weltweit führend in der
Atomwirtschaft sein, zitiert expro.com.ua Petro Kotin, den Präsidenten von
Energoatom.
Doch es gibt auch Kritik. Auf ihrer Facebook-Seite fragt sich die
Atom-Expertin Olga Koscharna, warum es zu diesen Planungen keine gesetzlich
vorgeschriebene internationale Ausschreibung gegeben hat. Zudem müssten bei
derartigen Großprojekten Umweltfolgeabschätzungen vorgenommen werden.
Darüber hinaus müssten Beratungen mit den Anrainerstaaten stattfinden, die
staatliche Atomaufsicht müsse um Zustimmung gebeten und das Ganze letztlich
vom Parlament abgesegnet werden.
6 Jun 2022
## LINKS
[1] /Ukraines-Praesident-in-den-USA/!5798554
[2] https://www.facebook.com/watch/?v=1359403227880636&ref=sharing
[3] /Russische-Besetzung-Tschernobyls/!5858941
## AUTOREN
Bernhard Clasen
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