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# taz.de -- Lage im ukrainischen AKW Saporischschja: Energieraub nach Drehbuch
> Russland geht es in der Ukraine auch ganz banal ums Geld. Mit dem
> Überfall auf das AKW Saporischschja will es sich billigen Atomstrom
> sichern.
Bild: Beschuss und Notabschaltung zweier Reaktoren: Das ukrainische Atomkraftwe…
Was macht ein Staat, dessen Wirtschaft lahmt und der knapp bei Kriegskasse
ist? Er überfällt ein Atomkraftwerk. Denn das bringt, vor allem wenn es
sechs Reaktoren hat und Strom auf dem Weltmarkt teuer ist, jedes Jahr
mehrere Milliarden Dollar.
Das Drehbuch ist in wenigen Worten erklärt: Nach der militärischen
Besetzung kappt man die Leitungen zum Stromnetz des Besitzers und schließt
das eigene Netz an das geraubte AKW an. Und während der Rest der Welt in
Schockstarre zuschaut, lässt man sich von einer [1][IAEA-Delegation] eine
(technische) Unbedenklichkeitsbescheinigung ausstellen. Natürlich darf man
beim Besuch der Delegation nichts dem Zufall überlassen. Doch dafür hat man
zuverlässige Kolleg:innen vom Geheimdienst, die verhindern, dass
Mitarbeiter allzu gesprächig gegenüber den Gästen werden.
Nun können Raubritter und europäische Länder wieder zur Tagesordnung
übergehen. Das Jod, das man sich vorsorglich gekauft hat, kann man
ungeöffnet im Medikamentenschrank stehenlassen. Nur der [2][rechtmäßige
Besitzer des AKW] stört, weil er sich mit dem Raub nicht abfinden will.
Wenige Tage vor dem Einmarsch der Russen in die Ukraine hat die Ukraine ihr
Stromnetz, das seit Sowjetzeiten nur mit dem Netz von Belarus und Russland
kompatibel war, von Russland gekappt. Mittlerweile ist das ukrainische
Stromnetz EU-kompatibel, kann also den billigen Atomstrom Richtung Westen
verkaufen. Klar, dass Putin das verhindern will.
In Russlands Krieg gegen die Ukraine spielt somit eine ganz banale Sache
eine Schlüsselrolle: Geld. Mit seinem Überfall auf ein AKW hat Russland
Kriegsgeschichte geschrieben. Dieser Überfall könnte Schule machen, zumal
wenn Putins Drehbuch voll aufgehen sollte. Daher wird es höchste Zeit, dass
wir in Europa auf eine ökologische und dezentrale Energieversorgung
umsteigen.
Gleichwohl darf bei der Kritik an der militärischen Eroberung des AKW
Saporischschja durch Russland eine mögliche Mitverantwortung der Ukraine im
Falle einer Katastrophe nicht ausgeblendet werden. Beide Seiten
beschuldigen sich gegenseitig, das AKW beschossen zu haben. Und es spricht
vieles dafür, dass auch die ukrainische Seite Richtung AKW geschossen hat.
Der einzige Hoffnungsschimmer ist derzeit der angekündigte Besuch der IAEA
im AKW. Solange sich diese Delegation im Atommeiler aufhält, wird dort wohl
nicht geschossen werden. Deshalb ist zu hoffen, dass die IAEA
Saporischschja erst nach mehreren Monaten verlässt.
29 Aug 2022
## LINKS
[1] /Krieg-in-der-Ukraine/!5876980
[2] /Kooperation-mit-US-Konzern/!5856566
## AUTOREN
Bernhard Clasen
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Energie
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