| # taz.de -- Sondervermögen Bundeswehr: Union fordert sehr viel mehr Geld | |
| > Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat diskutiert, wie viele | |
| > Milliarden die Streitkräfte brauchen. Die Union zeigt sich unzufrieden | |
| > mit den Ampelplänen. | |
| Bild: Symbolische Schlüsselübergabe bei der Wiederinbetriebnahme des Material… | |
| Berlin taz | Die Union fordert deutlich mehr Geld für die Bundeswehr. Das | |
| ist ein Kernpunkt der Debatte [1][über das Sondervermögen Bundeswehr], die | |
| am Montag den Haushaltsausschuss des Bundestags beschäftigte. Für die Union | |
| sagte der ehemalige Verteidigungsstaatssekretär Rüdiger Wolf, die | |
| Gesetzentwürfe der Bundesregierung seien „für sich allein nicht geeignet“, | |
| um die nötigen Mittel zu beschaffen. | |
| Alle Parteien hatten Gutachter und Wissenschaftlerinnen zur Anhörung | |
| eingeladen, um ihre Positionen zu den beiden Gesetzentwürfen der | |
| Ampelregierung zu begründen. [2][SPD, Grüne und FDP] wollen das Grundgesetz | |
| ändern, um neben dem normalen Bundeshaushalt einen Sonderetat mit 100 | |
| Milliarden Euro einzurichten. Als Reaktion auf den russischen Angriff in | |
| der Ukraine soll die Bundeswehr mit modernen Waffen und besserer Ausrüstung | |
| ausgestattet werden. | |
| Die Logik des Sondervermögens: Weil die Schuldenbremse im Grundgesetz ab | |
| 2023 wieder gelten soll, ist der finanzielle Spielraum im normalen Haushalt | |
| begrenzt. Die zusätzlichen Summen für neue Flugzeuge, Schiffe und weitere | |
| Rüstungsgüter will die Ampel daher mit 100 Milliarden neuer Kredite | |
| bezahlen, die, um nicht gegen die Schuldenbremse zu verstoßen, ebenfalls im | |
| Grundgesetz stehen. | |
| Ex-Staatssekretär Wolf monierte, dass das 2-Prozent-Ziel der Nato mittel- | |
| und langfristig trotzdem nicht einzuhalten sei. Dieses Ziel besagt, dass | |
| die Nato-Staaten jeweils 2 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für Militär | |
| ausgeben. Hierzulande wären das zwischen 70 und 80 Milliarden Euro | |
| jährlich. Dieses Jahr steht der Verteidigungshaushalt bei gut 50 Milliarden | |
| Euro. | |
| ## Keine Erklärung, wo das Geld herkommen soll | |
| Ähnlich kritisierte auch Friedrich Merz, der Chef der Unionsfraktion im | |
| Bundestag: „Wir brauchen eine dauerhaft bessere Finanzausstattung der | |
| Bundeswehr.“ Also will die Union die für die Grundgesetzänderung nötigen | |
| Stimmen nur dann beitragen, „wenn das Parlament sich gleichzeitig | |
| verpflichtet, die notwendige Finanzierung der Bundeswehr dauerhaft | |
| sicherzustellen“, wie CDU-Verteidigungspolitiker Johann Wadephul erklärte. | |
| Die Union fordert, die 2 Prozent künftig komplett aus dem normalen Haushalt | |
| zu finanzieren – ohne jedoch zu erklären, woher das Geld kommen soll. Das | |
| Sondervermögen müsse zusätzlich für große Beschaffungsvorhaben zur | |
| Verfügung stehen. Dagegen will die Ampel den Haushalt und das | |
| Sondervermögen in den kommenden Jahren kombinieren, um die 2 Prozent zu | |
| erreichen. | |
| Allerdings wiesen bei der Anhörung auch Gutachter der Regierung auf die | |
| langfristigen Finanzierungslücken hin. Der Verteidigungsetat müsse erhöht | |
| werden, wenn [3][das Sondervermögen ausgegeben sei], sagte Markus | |
| Laubenthal, Vize-Generalinspekteur der Bundeswehr. Trotz Sondervermögen | |
| fehlten bis 2032 etwa 250 Milliarden Euro, ergänzte Christian Mölling von | |
| der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Ihn hatten die Grünen | |
| eingeladen. | |
| Annette Lehnigk-Emden vom Bundesamt für Ausrüstung der Bundeswehr, benannt | |
| von der SPD, sprach sich für effizientere Vergabe- und | |
| Beschaffungsverfahren aus. Sonst verpuffe der Sonderhaushalt. Julia | |
| Berghofer vom European Leadership Network aus London, eingeladen von den | |
| Grünen, plädierte für einen erweiterten Sicherheitsbegriff. | |
| Sicherheitspolitik beinhalte neben neuen Waffen auch | |
| Entwicklungszusammenarbeit oder den Kampf gegen Desinformation. Die Union | |
| ist an diesem Punkt hingegen klar: Das Sondervermögen soll ausschließlich | |
| der Bundeswehr zugutekommen. Die Gutachter der Linken und der AfD lehnten | |
| den Extraetat ab. | |
| 10 May 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Hannes Koch | |
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