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# taz.de -- Umweltschützer gegen LNG-Terminal: Habeck bittet um Verzicht auf K…
> Die Deutsche Umwelthilfe fordert einen Baustopp für ein
> Flüssiggasterminal in Wilhelmshaven. Minister Habeck bittet den Verband,
> nicht zu klagen.
Bild: Robert Habeck kommt zum ersten Rammschlag für einen Anleger eines Flüss…
Hamburg taz | Wegen der Pläne, im Eiltempo Importterminals für Flüssiggas
(LNG) in Deutschland zu bauen, gehen Umweltverbände in den Clinch mit
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Die Deutsche Umwelthilfe
(DUH) hat dem vorzeitigen Beginn der Arbeit an einem schwimmenden
LNG-Terminal in Wilhelmshaven widersprochen und einen Baustopp gefordert.
Habeck bat den Verband, auf eine Klage zu verzichten: „Im Zweifelsfall
bringt uns eure Klage in größere Abhängigkeit von Putin“, sagte er in
Richtung der Umwelthilfe. „Das solltet ihr nicht tun an dieser Stelle.“
Der Minister für Wirtschaft und Klimaschutz sieht wegen des Kriegs in der
Ukraine dringenden Handlungsbedarf: Zum einen gibt es die Forderung,
Deutschland möge auf seine Gasimporte aus Russland verzichten, um dessen
Angriff nicht zu finanzieren. Zum anderen ist [1][nicht auszuschließen dass
Russland von sich aus die Gaslieferungen einstellt]. Ungefähr die Hälfte
des in Deutschland verbrauchten Erdgases stammt aus Russland. Es wird vor
allem zur Energiegewinnung genutzt, aber auch als Rohmaterial für die
Grundstoffindustrie. Ein Wegfall würde die deutsche Wirtschaft empfindlich
treffen.
Habeck hat es daher eilig. Am Donnerstag kam er zum ersten Rammschlag eines
Anlegers für ein schwimmendes LNG-Terminal nach Wilhelmshaven. Er
unterzeichnete eine Absichtserklärung mit dem niedersächsischen
Wirtschaftsministerium „zum [2][Ausbau der LNG- und
Green-Gas-Importinfrastruktur] in Niedersachsen“. Zugleich unterschrieb er
die Charterverträge für vier schwimmende Flüssigerdgasterminals.
Die Umwelthilfe wehrt sich gegen den Bau in Wilhelmshaven, weil er begonnen
wurde, ohne die Umweltverbände zu beteiligen oder Planungsunterlagen
offenzulegen. „Es war ein völlig intransparentes Verfahren“, kritisiert
DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. „Wir wollen die Akten sehen.“
Die DUH räumt in ihrem Widerspruch zwar ein, dass Deutschland mit einer
Ausnahmesituation konfrontiert sei. Aber gerade dann müsse „die
Exekutive mit Augenmaß agieren, es dürfen nicht, quasi im Rausch des
Ausnahmezustands, Rechtsgrundsätze und rechtliche Errungenschaften über
Bord geschmissen werden“.
## Ist das Terminal wirklich nötig?
Müller-Kraenner fordert von Habeck eine mehr als nur pauschale Erklärung
dafür, warum Deutschland eigene LNG-Terminals brauche. [3][Habeck
argumentiert in seinem Statement zu dem Termin in Wilhelmshaven], dass die
Regasifizierungskapazität anderer europäischer Länder nur weniger als die
Hälfte des deutschen Bedarfs decken könnte.
Das würde sich Müller-Kraenner gerne vorrechnen lassen. Er verweist auf
eine [4][Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW)],
die davon ausgeht, dass Deutschland durch eine bessere Ausnutzung der
bestehenden Infrastruktur und Einsparungen die Lücke schließen könnte. Auch
eine [5][aktuelle Studie der Firma Artelys im Auftrag der European Climate
Foundation] kommt zu dem Schluss, dass Deutschland keine eigenen Terminals
brauche.
Dazu kommt die Angst der Verbände, dauerhaft weniger Einfluss auf
beschleunigte Plan- und Genehmigungsverfahren zu haben, der Verweis auf die
Klimaschädlichkeit von LNG und die Kritik an dem konkreten Projekt in
Wilhelmshaven. Ein besonders geschütztes Biotop drohe hier großflächig und
unwiederbringlich zerstört zu werden. Zudem seien die anstehenden
Rammarbeiten lebensgefährlich für die Schweinswale, die zum Fressen in die
Jade schwimmen.
5 May 2022
## LINKS
[1] /Streit-um-Waehrung-bei-Zahlungen/!5844810
[2] /Mindestens-drei-neue-Fluessiggasterminals/!5844254
[3] https://www.bmwk.de/SiteGlobals/BMWI/Forms/Suche/DE/Servicesuche_Formular.h…
[4] https://www.diw.de/de/diw_01.c.838843.de/publikationen/diw_aktuell/2022_008…
[5] /Neue-Studie-zu-LNG-Terminals/!5847733
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Gaslieferungen
LNG
Umwelt
Robert Habeck
Landtagswahl in Niedersachsen
LNG
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
fossile Energien
Schwerpunkt Klimawandel
Fracking
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