# taz.de -- Jugend in Krisenzeiten: Geld als Motivation | |
> Eine neue Trendstudie zeigt, dass sich junge Menschen von ihrer Arbeit | |
> heute eher Geld als Spaß versprechen. Vorige Generationen sahen das | |
> anders. | |
Bild: Die Party ist lange vorbei: Teilnehmer der Berliner Love Parade 2001 | |
Selbstverwirklichung. Das suchte einmal eine ganze Generation. Die | |
Millenials wollten eine Arbeit, die ihnen Spaß macht. Sicherheit, Geld, | |
Haus und Familie – alles zweitrangig. Egoismus nannten das viele | |
[1][Boomer]. Jedenfalls schien es einen kurzen Moment apolitischer | |
Friedenszeit gegeben zu haben, das Gefühl, es gehe uns gar nicht so | |
schlecht, in der westlichen Welt der Nullerjahre. Kapitalismus und Freiheit | |
hatten gesiegt, dachte man. | |
Nun ist die Euphorie vorüber. Die Pandemie, der Krieg, im Hintergrund: die | |
Klimakrise. Die Jugend in Deutschland lebt nun seit Jahren im | |
Dauerkrisen-Modus, bestätigt nun die Trendstudie „Jugend in Deutschland“ | |
der Jugendforscher Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann: Viele der | |
befragten 14- bis 29-Jährigen spürten eine dauerhafte psychische Belastung | |
und machten sich große Sorgen um ihre berufliche Zukunft. | |
Selbstverwirklichung? Nicht mehr drin. Nicht unter diesen Bedingungen | |
existenzieller Verunsicherung, die sich laut Studie unter der Oberfläche | |
eines „jugendtypischen Optimismus“ offenbare. | |
## Eine Jugend in der Dauerkrise | |
Die Haltung der Jugend hat sich verändert. Erziehung, Medien und | |
Sozialisierung spielen dabei eine große Rolle. Heißt hierzulande also: | |
Leistungsgedanke, Selbstoptimierung und ein liberales Versprechen gemischt | |
mit wirtschaftlichen Zukunftssorgen. Das Ergebnis: Geld überholt mit 57 | |
Prozent Zustimmung unter den Befragten zum ersten Mal Spaß als | |
Leistungsmotivator im Beruf. Klar, die Reaktion ist nachvollziehbar in | |
einer Welt im Dauerkrisenmodus. Zudem nicht überraschend: Schon bei der | |
Bundestagswahl 2021 erfreute sich die FDP großer Beliebtheit unter den | |
jungen Menschen. | |
Jedoch: Es könnte auch anders sein. Krisen können für mehr Solidarität | |
untereinander sorgen. Dafür, dass sich junge Menschen zusammentun, auf die | |
Straße gehen, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen und für ihr Recht | |
auf sichere Arbeitsplätze, gerechte Bildung einzustehen. | |
Nachhaltigkeit oder Sicherheit hätten wichtigster Leistungsmotivator werden | |
können. Stattdessen ist es Geld. Für die Unternehmen heißt das: Mehr | |
Konkurrenz untereinander, Leistungsdruck und Ausbeutung sind möglich. Und | |
damit weitere Unsicherheit, mehr [2][psychische Belastung]. Und das ist | |
genau das Gegenteil von dem, was wir im Dauerkrisenmodus gebrauchen können. | |
5 May 2022 | |
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## AUTOREN | |
Ruth Lang Fuentes | |
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