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# taz.de -- 8. Mai in Berlin: Gefeiert wird trotzdem
> Der Krieg in der Ukraine wirft seinen Schatten auf den diesjährigen Tag
> der Befreiung. Geradedeswegen gibt es ein vielfältiges Programm.
Bild: Gedenken zum Tag der Befreiung am sowjetischen Ehrenmahl im Treptower Par…
In diesem Jahr fällt der Tag der Befreiung vom Faschismus [1][auf einen
Sonntag]. Die Forderung unter anderem der Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), dass
der 8. Mai ein gesetzlicher Feiertag wird, ist dieses Jahr daher weniger
relevant. Im Vordergrund dürfte vielmehr der russische Angriffskrieg gegen
die Ukraine stehen. Denn gefeiert wird der Tag der Befreiung traditionell
an Berlins sowjetischen Ehrenmalen – schließlich waren unter den
sowjetischen Befreier*innen die Opferzahlen besonders groß.
Wegen des Krieges in der Ukraine werden zum 77. Jahrestag der Befreiung
nicht nur Antifaschist*innen zu den Ehrenmalen kommen, die des Endes
des Zweiten Weltkrieges gedenken, [2][sondern auch pro-russische
Demonstrant*innen], die ihre Unterstützung Putins zum Ausdruck bringen
wollen.
28 Veranstaltungen sind in Berlin am 8. und 9. Mai angemeldet, wobei sich
die Putin Kritiker*innen eher auf den 8. Mai und die
Putin-Unterstützer*innen eher auf den 9. Mai konzentrieren, an dem
traditionell in Russland der Sieg über die deutschen Faschisten gefeiert
wird.
So mobilisieren Putin-Anhänger*innen bundesweit in einer geschlossenen
Telegram-Gruppe für den Nachmittag des 9. Mai. Autokorsos sollen sich ab
den Morgenstunden in deutschen Großstädten sammeln und Richtung Berlin
bewegen, wo sie am Nachmittag am Ehrenmal im Treptower Park Blumen
niederlegen wollen. Dort haben auch Gruppen wie die DKP, MLPD, die Berliner
Friedenskoordination und Privatpersonen Veranstaltungen angemeldet.
## Befreiung vom Faschismus
Weil der Tag der Befreiung nicht für russische Propaganda und
Kriegsverherrlichung missbraucht werden soll, wird das Gedenken in Berlin
am 8. Mai nicht nur dort anders ausfallen als üblich. So fällt etwa die
Kranzniederlegung am Ehrenmal in Schönholz mit der russischen Botschaft
aus. Der russische Überfall auf die Ukraine gleiche „einer Verhöhnung der
Opfer, die an die unbedingte Pflicht zum Frieden gemahnen“, [3][teilt das
Bezirksamt Pankow zur Begründung mit.]
Gefeiert wird am 8. Mai aber trotzdem. „Wir feiern den Tag als wirkliche
Befreiung von Diktatur, Krieg, vom Drang nach Vernichtungsfeldzügen, von
Tyrannei, Rassismus und Unmenschlichkeit“, heißt es seitens der Antifa
Nordost, die gemeinsam mit dem VVN-BdA, der Pankower Linkspartei und den
Pankower Frauen* gegen Rechts [4][zur Kranzniederlegung am sowjetischen
Ehrenmal in Buch aufrufen]. „Daran ändert auch Putins Politik und der zu
verurteilende Krieg Russlands gegen die Ukraine nichts.“ (Sonntag, 8. Mai,
10-16 Uhr, Sowjetisches Ehrenmal Buch, Wiltbergstraße, Pankow).
Für den Nachmittag lädt dann die Stadtteilgruppe Wuhletal des Allgemeinen
Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) zur [5][Fahrradtour zu den Gedenkorten in
Marzahn-Hellersdorf.] Auf 20 Kilometern sollen in drei Stunden Gedenkorte
im Bezirk besucht werden, darunter das Zwangsarbeiterlager in Kaulsdorf,
das Klinikgelände im Wuhlgarten, das „Haus der Befreiung“ in der
Landsberger Allee, die Gedenkstätte der Sinti und Roma sowie der
Parkfriedhof Marzahn, wo die Tour endet (Sonntag, 8. Mai, 14 Uhr, S- und
U-Bahnhof Wuhletal, Treffpunkt am Kiosk).
Bereits einen Tag vor dem 77. Jahrestag feiert die antifaschistische Jugend
Weißensee die Befreiung mit einem [6][Grillnachmittag und einem Konzert im
selbstverwalteten Jugendzentrum Bunte Kuh]. Gegen eine Spende, die
antifaschistischer Jugendarbeit zugute kommen soll, gibt es im Hof kalte
Getränke, leckeres Essen und Hip Hop (Samstag, 7. Mai, 17 Uhr, Haus der
Jugend – Bunte Kuh, Bernkasteler Str. 78, Weißensee).
## Fotoaustellung & Buchlesung
Der Krieg in der Ukraine ist auch Thema der [7][Veranstaltung „Was wirklich
zählt“]. Das deutsch-ukrainische Fotoprojekt widmet sich den Millionen
Kriegsflüchtlingen, die seit Ende Februar ihre Heimat verlassen mussten.
Was nimmt man mit, wenn man nur Minuten Zeit hat, seine Sachen zu packen
und die Züge so voll sind, dass schon wenig zu viel erscheint? Dieser Frage
wird mithilfe von Interviews und Fotografien nachgegangen und so ein kurzer
Einblick gegeben, was es bedeutet zu fliehen. Projektleiterin Svitlana
Bozhko ist selbst aus Charkiw nach Deutschland geflohen, ihre Kollegin
Anastasia Koehler hat bis Dezember 2021 in Kyjiw gelebt und geforscht. Der
Eintritt ist frei mit einer freiwilligen Spende, der Erlös geht an die
Freiwilligenorganisation in Charkiw „Kharkiv Aid Office“ (Samstag, 7. Mai,
16 Uhr, Universität Potsdam, am Neuen Palais 10, Haus 9, Hörsaal 1.14).
Auch jenseits des Kriegs in der Ukraine, der seinen Schatten über den Tag
der Befreiung wirft, gibt es in Berlin in der kommenden Woche interessante
politische Veranstaltungen. So liest die [8][taz-Kolumnistin Michaela
Dudley] an diesem Donnerstag aus ihrem neuen Buch Race Relations: Essays
über Rassismus. „Die Entmenschlichung fängt mit dem Wort an, die
Emanzipierung aber auch“, lautet ihre Maxime. Die Kabarettistin, Juristin
und Queerfeministin ist eine Berliner trans* Frau mit afroamerikanischen
Wurzeln. [9][Im Rahmen der Lesung findet ein Gespräch statt], dass sich mit
Empowerment und praxisorientierten Erkenntnissen insbesondere für
BIPoC-Frauen befasst (Donnerstag, 5. Mai, 19 Uhr, Frauenkreise Berlin,
Chorinerstr. 14).
4 May 2022
## LINKS
[1] /Archiv-Suche/!5847497&s=kipping&SuchRahmen=Print/
[2] /Tag-der-Befreiung/!5844582
[3] https://www.berlin.de/ba-pankow/aktuelles/pressemitteilungen/2022/pressemit…
[4] https://antifa-nordost.org/12916/8-mai-pankow-buch-gedenken-an-die-befreiun…
[5] https://www.berlin.de/ba-marzahn-hellersdorf/aktuelles/pressemitteilungen/2…
[6] https://www.facebook.com/events/5089092671198439/?ref=newsfeed
[7] https://www.facebook.com/events/306990088245797/?ref=newsfeed
[8] /Michaela-Dudley/!a63009/
[9] https://pocolit.com/events/lesung-gespraech-race-relations-essays-ueber-ras…
## AUTOREN
Marie Frank
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