# taz.de -- Bektaş-Mord und U-Ausschuss Neukölln: „Das ist keine Show“ | |
> Der U-Ausschuss soll rechte Zusammenhänge bei der Anschlagsserie in | |
> Neukölln und mit dem Mord an Burak Bektaş klären, sagt Vasili Franco | |
> (Grüne). | |
Bild: Portrait des Ermordeten am Kopftuch einer Demonstrantin auf einer Gedenkf… | |
taz: Herr Franco, vor zehn Jahren wurde Burak Bektaş ermordet, an diesem | |
Sonntag waren Sie auf der Gedenkveranstaltung am Erinnerungsort in | |
Neukölln. Was denken Sie über den Fall? | |
Vasili Franco: Zunächst möchte ich sagen, dass auch zehn Jahre nach dieser | |
schrecklichen Tat der Wunsch nach Aufklärung von Familie, Angehörigen und | |
der Zivilgesellschaft vollkommen berechtigt ist – und wir als Politik alles | |
in unserer Macht Stehende dafür tun müssen. Auch, damit sich solche Taten | |
nicht wiederholen. | |
Im Mai soll der Untersuchungsausschuss zum Neukölln-Komplex kommen und | |
Zusammenhänge mit dem Bektaş-Mord prüfen. Erhoffen Sie sich davon wirklich | |
eine Aufklärung? | |
Zugegebenermaßen wird das sehr schwierig, da der Fall schon so lange | |
zurückliegt. Wir sind als Abgeordnete auch nicht die besseren Ermittler. | |
Aber wir zeigen mit dem U-Ausschuss, dass wir die Betroffenen ernst nehmen, | |
dass wir nicht wegschauen, wenn Rechtsextreme und Neonazis in Neukölln und | |
in Berlin ihr Unwesen treiben. Darum werden wir vor allem rechtsextreme | |
Netzwerke in den Blick nehmen. Es wäre ja absurd zu glauben, dass die | |
bekannten Neonazis, die seit längerer Zeit im Fokus stehen, voneinander | |
nichts wissen – und alles, was in Neukölln passiert, Zufall ist. | |
Aber was können die Abgeordneten konkret machen? Besteht nicht die Gefahr, | |
dass der Ausschuss nur Show ist? | |
Ich empfinde das auf keinen Fall als Show. Es geht darum, eine langjährige | |
Forderung der Angehörigen und der Zivilgesellschaft wahr zu machen. Wir als | |
Politik geben uns nicht damit zufrieden, dass es nur irgendwelche | |
Straftaten von irgendwelchen Einzeltätern sein sollen. Das kann keine | |
zufriedenstellende Aufklärung sein. Unsere Aufgabe als Politik ist, uns das | |
genau anzuschauen und es hinzubekommen, dass solche Taten zukünftig nicht | |
mehr passieren können. Und unsere politische Verantwortung ist, dafür zu | |
sorgen, dass, wenn Ermittlungen geführt werden, diese auch zu Aufklärung | |
führen. Das ist in der Vergangenheit nicht passiert. | |
Was genau ist der Unterschied zur Sonderkommission, die es in der letzten | |
Legislatur gab? | |
Der Unterschied ist genau das, was die Betroffenen gefordert haben – die | |
Unabhängigkeit von den Ermittlungsbehörden. Ja, es gab umfangreiche | |
Ermittlungen durch die Sonderermittler, allerdings sind noch Fragen offen | |
geblieben. | |
Welche? | |
Es gibt eine ganze Reihe von Fragen im Umgang der Ermittlungsbehörden in | |
dem gesamten Komplex. Wie haben Polizei, Staatsanwaltschaft und | |
Verfassungsschutz gearbeitet? Warum wurden die Taten zu lange nicht als | |
Serie betrachtet, welche Informationen lagen wem wann vor? Und warum wurde | |
nicht allen Hinweisen nachgegangen? Der Vorteil des U-Ausschusses ist auch, | |
dass wir nicht nur jeden Fall einzeln aus einer strafrechtlichen | |
Perspektive betrachten, sondern schauen werden, wo die politischen Probleme | |
liegen, die wir adressieren müssen. | |
Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass der Mord an Bektaş eine | |
NSU-Nachahmertat war? | |
Es ist nicht auszuschließen. Auch die Ermittlungen der | |
Generalbundesanwaltschaft, die in der vorigen Woche zu bundesweiten Razzien | |
geführt haben, zeigen, dass die rechtsextreme Szene in Deutschland nicht | |
aus verwirrten Einzeltätern besteht, sondern sich in bundesweiten | |
Netzwerken organisiert. Diese standen in der Vergangenheit nicht genug im | |
Fokus – das ist ja das Problem. | |
10 Apr 2022 | |
## AUTOREN | |
Susanne Memarnia | |
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