# taz.de -- Kämpferische Lehrkräfte in Berlin: Voll im Klassenkampf | |
> Rund 3.000 Lehrer*innnen gingen auf die Straße um für einen | |
> Tarifvertrag Gesundheitsschutz zu kämpfen. Ihre Forderung: kleinere | |
> Klassen. | |
Bild: Kampferprobt ist die Gewerkschaft GEW – hier eine Demo von 2015 | |
BERLIN taz | Ein Meer an roten GEW-Westen wogte am Donnerstag zwischen dem | |
Neptunbrunnen und dem Roten Rathaus. Rund 3.000 Lehrerinnen und Lehrer | |
folgten dem Aufruf der Gewerkschaft, zu einem ganztägigen Warnstreik für | |
kleinere Klassen. Um ihre Forderung nach einem Tarifvertrag | |
Gesundheitsschutz auf die Straße zu tragen, [1][organisierte die GEW eine | |
Demonstration], die am Potsdamer Platz startete und ihr Ende mit einer | |
Abschlusskundgebung am Roten Rathaus fand. | |
Dass die Demonstration direkt vor dem Amtssitz der Regierenden | |
Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) endete, war hierbei durchaus | |
beabsichtigt. Denn jene [2][äußerte sich im Vorhinein kritisch] über den | |
Streik: Kleinere Klassen seien ein nachvollziehbares Anliegen, sagte sie. | |
Aber mit Verweis auf den aktuellen Lehrermangel und den ankommenden | |
ukrainischen Geflüchteten eben auch etwas unrealistisch. Auch dass der | |
Streik während der Abiturphase in Berlin stattfand, wo viele Lehrkräfte für | |
die Prüfungen gebraucht werden, sorgte im Vorfeld für Kritik. | |
„Ihr seid nicht zur Unzeit hier, ihr seid genau im richtigen Augenblick | |
hier“, ruft deshalb auch ein Gewerkschafter in das Mikrofon, und die Menge | |
applaudiert. Einer der Streikenden ist Andreas Nettenheim, Lehrer an einem | |
Oberstufenzentrum in Charlottenburg-Wilmersdorf. Er findet den Zeitpunkt | |
für den Streik genau richtig, „da die Prüfungsverfahren in den | |
verschiedenen Bildungsgängen sowieso zu unterschiedlichen Zeitpunkten | |
stattfinden“ und es somit einen prüfungsfreien Zeitraum in der Berliner | |
Bildungslandschaft nicht gäbe. | |
Christine Henke, Lehrerin an einer Steglitzer Oberschule, trägt ein Schild: | |
„Stoppt die Massenkinderhaltung & den Fließbandunterricht in | |
Klassenzimmern“. Ihre eigene Klasse sei in den letzten Jahren von 25 auf 28 | |
Kindern angestiegen und bei ihren Kolleg*innen sei es ähnlich, berichtet | |
sie. | |
## Stimmen und Statistik | |
Die Bildungsverwaltung wiederum mühte sich am Donnerstag, den Stimmen der | |
Streikenden mit Statistik zu kontern: Bei 377 öffentlichen Grundschulen in | |
Berlin lägen 300 sogar unterhalb einer Größe von 24 Kindern. 26 sind laut | |
Berliner Schulgesetz in Grundschulen als Richtgröße vorgegeben. | |
Die Praktiker*innen auf der Straße beantworten die Frage nach der | |
idealen Klassengröße am Donnerstag dennoch anders: Mehr als 20 | |
Schüler*innen könne sie nicht gerecht werden, sagt Lehrerin Henke – | |
auch, weil es in den meisten Klassen Kinder mit Förderbedarf gebe. Fördern | |
und fordern, für die streikenden Lehrkräfte liegt das nah beieinander. | |
7 Apr 2022 | |
## LINKS | |
[1] /GEW-ruft-zum-Warnstreik-am-7-April/!5844820 | |
[2] https://www.tagesspiegel.de/berlin/eine-zeit-des-zusammenrueckens-giffey-si… | |
## AUTOREN | |
Julian Csép | |
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