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# taz.de -- Personalkrise an den Schulen: Warnstreiks in Dauerschleife
> Die Bildungsgewerkschaft GEW kämpft für kleinere Klassen. Trotz und wegen
> des Lehrkräftemangels zeigt sich der Senat wenig kompromissbereit.
Bild: Werden des Warnens nicht müde: Streikende Lehrer:innen auf dem Potsdamer…
Berlin taz | Klassengrößen von 19 bis 24 Schüler:innen pro Klasse, dazu
eine flächendeckende Versorgung mit Sozialpädagog:innen und
Schulpsycholog:innen: Für diese, gemessen an der aktuellen Realität an
Berliner Schulen, traumhaften Bedingungen kämpft [1][die
Bildungsgewerkschaft GEW seit fast drei Jahren]. Da der Senat bislang nicht
einmal Verhandlungen zugesagt hat, ruft die Gewerkschaft am Mittwoch
bereits zum 11. Mal zum Warnstreik auf.
„Wir bleiben hartnäckig“, sagt GEW-Geschäftsführer Markus Hanisch der ta…
„Die Probleme gehen ja nicht weg.“ 2021 hatte die GEW erstmals den Senat
aufgefordert, die Arbeitsbedingungen der Lehrer:innen durch eine
deutliche Reduzierung der Klassengröße zu verbessern.
Derzeit sind in Berlin rund 1.500 Stellen von Lehrkräften unbesetzt. Die
Folgen sind nicht nur ausfallende Stunden und häufige Vertretungen, sondern
auch eine steigende Belastung der Lehrkräfte. „Was in den Schulen am
meisten fehlt, ist Zeit und Personal“, sagt Hanisch. Untersuchungen hätten
ergeben, dass pädagogische Berufe besonders stark von psychischen und
anderen Erkrankungen betroffen seien. Kleinere Klassengrößen seien daher
ein entscheidender Hebel, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Nach
Angaben der GEW sind in Berlin derzeit 3.500 Schulklassen überlegt.
Doch [2][kleinere Klassen bedeuten einen höheren Personalbedarf, was den
bestehenden Mangel zunächst noch weiter verschärfen würde.] Genau wie bei
der Vorgängerregierung stößt die GEW beim schwarz-roten Senat auf taube
Ohren. Finanzsenator Stefan Evers (CDU) ließ erst im April eine erneute
Aufforderung der GEW verstreichen, Verhandlungen über einen „Tarifvertrag
Gesundheitsschutz“ aufzunehmen.
## Teufelskreis Personalmangel
Die Senatsverwaltung argumentiert, Tarifverhandlungen seien nicht möglich,
weil Berlin aus der Tarifgemeinschaft der Länder fallen würde. Hanisch hält
das für vorgeschoben, schließlich könnten kleinere Klassengrößen auch über
das Schulgesetz festgelegt werden. „Der politische Wille fehlt einfach.“
Ob Entlastungstarifvertrag oder nicht, [3][es müssten jetzt dringend
Maßnahmen ergriffen werden, um der Personalkrise im Bildungsbereich
entgegenzusteuern], fordert Franziska Brychcy, bildungspolitische
Sprecherin der Linksfraktion: „Es braucht einen Stufenplan, mit dem die
Kolleg:innen entlastet werden können. Ansonsten werden wir sie
verlieren.“ Laut einer parlamentarischen Anfrage Brychcys verlassen in
Berlin jedes Jahr fast 1.000 Lehrkräfte den Beruf vor der Rente.
Während sich die Krise verschärft, steigt die Frustration über den
mangelnden Erfolg der Streiks. „Wir stehen nach wie vor hinter dem
grundlegenden Ziel“, sagt Norman Heise, Vorstand des Berliner
Landeselternausschusses. Nach 17 Streiktagen habe man nur Zweifel, ob
Arbeitsniederlegungen tatsächlich das richtige Mittel seien. Auch der
Landesschülerausschuss kritisiert, dass der Warnstreik zum wiederholten Mal
in der Abiturphase stattfindet.
Für den Gewerkschafter Markus Hanisch sind die Warnstreiks aber ein
Mittelweg zwischen der Eskalation eines unbefristeten Erzwingungsstreiks
und dem Versorgungsauftrag der Lehrer:innen. Trotz ausbleibenden Erfolgs
seien sie notwendig: „Wir würden uns freuen, konstruktive Gespräche mit dem
Senat zu führen, statt zu streiken“, so Hanisch.
21 May 2024
## LINKS
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## AUTOREN
Jonas Wahmkow
## TAGS
Lehrerstreik
Gewerkschaft GEW
Schulstreik
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