# taz.de -- Russlands erfolgloser Feldzug: Keine Exitstrategie in Sicht | |
> Der Vormarsch Russlands scheitert am Widerstandswillen der Ukrainer. | |
> Verhandlungen über einen Waffenstillstand hätten dennoch keine Chance. | |
Bild: Ukrainische Soldaten untersuchen ein zerstörtes Militärfahrzeug in Irpi… | |
Alles nach Plan, lautet das Mantra des Kreml auch noch am 37. Tag nach dem | |
Beginn der „Spezialoperation“ in der Ukraine. Wen will man damit noch | |
täuschen? Spätestens seit Beginn der Woche ist klar, dass sich Moskau von | |
seinen ambitionierten Kriegszielen verabschiedet hat und gerade eine | |
Niederlage nach der anderen einfährt. Davon kündet vor allem der Abzug aus | |
dem Großraum Kiew. Die Einnahme der Hauptstadt ist für die russischen | |
Truppen eine Nummer zu groß. | |
Aber auch andernorts, wie an der [1][ostukrainischen Großstadt Charkiw], | |
beißen sich die demoralisierten „Freiheitskämpfer“ die Zähne aus. Langsam | |
scheint sich auch in Russland die Erkenntnis durchzusetzen, dass man die | |
Fähigkeiten der ukrainischen Armee sowie den Widerstandswillen der | |
Bevölkerung unterschätzt hat. Ergo muss eine neue Strategie her, und die | |
lautet: Vorhandene Kontingente umgruppieren bzw. alle personellen | |
Ressourcen zusammenkratzen, derer Moskau habhaft werden kann. | |
Auch für die Belarussen, die ihrem Verbündeten bisher nur ihr Territorium | |
zur Verfügung stellen, steigen die Chancen auf einen Einsatz. Vielleicht | |
müssen am Ende noch russische Wehrpflichtige dran glauben, obwohl Moskau | |
das bisher kategorisch ausschließt. Aber was heißt das schon … | |
Mit vereinten Kräften sollen jetzt die Gebiete [2][Donezk und Luhansk] vom | |
Joch des Faschismus befreit werden – wohlgemerkt in den Grenzen von 2014. | |
Weniger als das würde lediglich den Status quo festigen, der den Russen | |
kaum als Erfolg zu verkaufen wäre. Ohnehin hatte Moskau es bislang nicht | |
eilig, die als unabhängig anerkannten Volksrepubliken „heim ins Reich“ zu | |
holen. | |
Doch auch die Operation Donbass wird kein Selbstläufer. Vielmehr sind zähe | |
Kämpfe zu erwarten, die sich noch Tage, vielleicht Wochen hinziehen | |
könnten. Flankiert werden sie von Russlands Politik der verbrannten Erde: | |
In Schutt und Asche bomben, was geht. Und möglichst viele ukrainische | |
Flüchtende nach Russland zwangsevakuieren und so als Geiseln nehmen. Das | |
passiert nicht nur in der belagerten [3][Hafenstadt Mariupol], sondern auch | |
in russisch besetzten Orten wie Melitopol. | |
Menschen, die ihr nacktes Leben zu retten versuchen, werden auf die Krim | |
gebracht. Angesichts dieser Gefechtslage fragt man sich, ob Verhandlungen | |
aktuell eine Chance hätten. Die Antwort lautet: Nein. Dazu bedürfte es | |
eines Kompromisses, und der ist nicht in Sicht. Noch nicht. Momentan | |
arbeitet die Zeit für die Ukraine – Zeit, die sich Russland zu erkaufen | |
versucht, die ihr aber wegrennt. Alles nach Plan also? Von wegen. Dieses | |
Argument Russlands könnte bald auch an der diplomatischen Front ausgedient | |
haben. | |
1 Apr 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Eindruecke-aus-Charkiw/!5835685 | |
[2] /Konflikt-um-Ostukraine/!5837024 | |
[3] /Evakuierungen-im-Ukrainekrieg/!5845538 | |
## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Militär | |
Donbass | |
Wladimir Putin | |
GNS | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Werder Bremen | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Russland | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Istanbul | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Bürgermeister über seine besetzte Stadt: „Das werden wir schaffen“ | |
Melitopol liegt im Südosten der Ukraine – und ist von russischen Truppen | |
besetzt. Bürgermeister Iwan Federow über die Lage dort – und warum er an | |
einen Sieg glaubt. | |
Die Krim im Ukrainekrieg: Die Suche nach Licht | |
Auf der Krim gibt es mehrheitlich Putin-Anhänger. Unsere Autorin berichtet, | |
wie sie die Stimmung auf der Halbinsel nicht mehr erträgt – und flieht. | |
Vorwurf russischer Kriegsverbrechen: „Ohne Grund erschossen“ | |
Russlands Armee gibt die Belagerung von Kiew auf – und hinterlässt Bilder | |
des Grauens: verwüstete Städte voller Leichen. | |
+++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Selenski beklagt „Genozid“ | |
US-Außenminister Blinken zeigt sich entsetzt über Gräueltaten in Butscha. | |
Nahe Odessa hat das russische Militär wohl eine Ölraffinerie beschossen. | |
Gennadij Fish über Schach und Ukraine: „Es gibt so viele Verbindungen“ | |
Gennadij Fish, Schachgroßmeister, macht sich Sorgen um drei | |
Mannschaftskollegen aus der Ukraine, die in Werder Bremens Schachteam | |
spielen. | |
+++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Russland droht mit ISS-Aus | |
Weitere 500 Menschen sollen per Bus aus Mariupol evakuiert werden. Papst | |
Franziskus erwägt eine Reise nach Kiew. | |
Linkspartei in der Existenzkrise: Die Linke und Putins Krieg | |
Vielen in der Linkspartei galt Russland lange als Friedensmacht – trotz | |
aller Widersprüche. Nun droht sie an der Frage zu zerbrechen. | |
Lage in der ukrainischen Hauptstadt: „Das sind alles Lügen“ | |
Kiew erlebt das Gegenteil dessen, was Russland bei den Verhandlungen | |
angekündigt hatte. Statt Rückzug wird die Hauptstadt weiter beschossen. | |
Russische Reaktionen auf Verhandlungen: „Frieden versprechen und schießen“ | |
Die russische Öffentlichkeit ist über die Verhandlungen in Istanbul | |
gespalten. Alle Seiten relativieren die Ansage einer militärischen | |
Beruhigung. | |
Ukraine-Russland-Krieg: Fortschritt in Istanbul | |
Auf Erdogans Einladung verhandeln die Ukraine und Russland. Hauptthemen | |
sind wohl der Status der Ukraine sowie mögliche Sicherheitsgarantien. | |
+++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Russland will Aktivität verringern | |
Russland kündigt eine Reduzierung der Militäraktivitäten bei Kiew und | |
Tschernihiw an. Die Ukraine bietet im Gegenzug für Sicherheitsgarantien | |
Neutralität an. |