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# taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Selenski beklagt „Genozid“
> US-Außenminister Blinken zeigt sich entsetzt über Gräueltaten in Butscha.
> Nahe Odessa hat das russische Militär wohl eine Ölraffinerie beschossen.
Bild: Entlang der Straßen im Kiewer Vorort Butscha wurden getötete Zivilisten…
## Selenski bezeichnet russische Attacken als Genozid
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat mit Blick auf die
russischen Angriffe auf sein Land von einem Genozid gesprochen. In einem
Interview mit dem US-Fernsehsender CBS erklärte er am Sonntag, die Angriffe
kämen einem Völkermord gleich.
Es gebe in der Ukraine mehr als 100 Nationalitäten, „es geht hier um die
Zerstörung und Ausrottung all dieser Nationalitäten. Wir sind Bürger der
Ukraine und wollen uns nicht der Politik der Russischen Föderation
unterwerfen“, erklärte er. In einem Ausschnitt des Interviews der Sendung
„Face the Nation“, der vor der Ausstrahlung veröffentlicht wurde, sagt
Selenskyj: „Das ist der Grund, warum wir zerstört und ausgerottet werden.
Und dies passiert im Europa des 21. Jahrhunderts. Das ist also die Folter
der ganzen Nation.“ (ap)
Russen melden Explosion in Dorf nahe Belgorod
Nach einem Angriff auf ein Öllager nahe der russischen Stadt Belgorod vor
wenigen Tagen soll es in dem Gebiet an der ukrainischen Grenze erneut zu
einer Explosion gekommen sein. „Es gab einen Knall, Trümmer fielen auf den
Boden“, schrieb der Verwaltungschef des Stadtbezirks Jakowlewski, Oleg
Medwedew, am Sonntag im Nachrichtenkanal Telegram. Es habe keine Verletzten
gegeben.
Der Verwaltungschef machte keine Angaben zu den Hintergründen des Vorfalls
in dem Dorf Tomarowk. Die Trümmerteile würden untersucht und
abtransportiert. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Am
Freitag sollen nach russischer Darstellung zwei ukrainische
Kampfhubschrauber in den russischen Luftraum eingedrungen sein und dann
Luftschläge gegen das Öllager verübt haben. Die Ukraine gab eine
Beteiligung nicht zu. (dpa)
## Lambrecht bringt Gasstopp ins Gespräch
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat angesichts der
Berichte über zahlreiche Leichen im ukrainischen Ort Butscha einen Stopp
russischer Gaslieferungen ins Gespräch gebracht. „Es muss eine Reaktion
geben. Solche Verbrechen dürfen nicht unbeantwortet bleiben“, sagte sie
laut Vorabmeldung in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“, die am
Sonntagabend ausgestrahlt werden sollte. Im Kreise der EU-Minister müsse
ein Stopp der Gaslieferungen „miteinander besprochen werden“, sagte sie auf
eine entsprechende Frage.
„Das war unsere Stärke, dass nicht einzelne Länder vorgeprescht sind,
sondern dass man miteinander abgestimmt hat, was ist durchhaltbar“, sagte
Lambrecht weiter. „Genauso muss es jetzt auch in den nächsten Stunden
erfolgen.“ Deutschland hatte sich bislang gegen ein Embargo ausgesprochen
und generell auf die fatalen wirtschaftlichen Folgen eines Stopps
russischer Energielieferungen verwiesen.
Die russische Armee hatte sich zuletzt in der Region um die Hauptstadt Kiew
zurückgezogen. In Butscha wurden danach laut Angaben der ukrainischen
Behörden fast 300 Leichen gefunden. Reporter der Nachrichtenagentur AFP
berichteten, dass zahlreiche Tote zivile Kleidung getragen hätten. Sie
sahen auf einer einzigen Straße in Butscha mindestens 20 Leichen liegen.
Mindestens einem der Toten waren die Hände gefesselt. (afp)
## Europapolitiker Weber fordert drastische Verschärfung der Sanktionen
Der Vorsitzende der Christdemokraten im Europäischen Parlament, Manfred
Weber (CSU), forderte angesichts der jüngsten Entwicklungen eine drastische
Verschärfung der Sanktionen gegen Russland. „Es ist höchste Zeit, Kohle-
und Öl-Lieferungen aus Russland zu beenden und die Waffenlieferungen für
die Ukraine zu verstärken“, sagte Weber den Zeitungen der Funke
Mediengruppe.
„Wir dürfen die Augen vor diesem unfassbaren Schrecken nicht verschließen�…
fuhr Weber fort. „Der Krieg hat mit den neu bekannt gewordenen russischen
Kriegsverbrechen nochmal ein neues Niveau erreicht.“ Die
Staatengemeinschaft müsse die Sanktionen verschärfen. (afp)
## Ukraine: Russland hat sich aus dem Norden zurückgezogen
Die russischen Streitkräfte haben ihren Rückzug aus dem Norden der Ukraine
nach Angaben des ukrainischen Militärs abgeschlossen. Der Generalstab der
ukrainischen Armee erklärte am Sonntag, russische Einheiten hätten sich aus
Gebieten im Norden des Landes in das benachbarte Belarus zurückgezogen, das
als Stützpunkt für die russische Invasion in die Ukraine diente.
Das ukrainische Militär erklärte, seine Luftlandetruppen hätten die volle
Kontrolle über die Stadt Pripjat unweit des stillgelegten Atomkraftwerks
Tschernobyl übernommen sowie über den Grenzabschnitt zu Belarus. Das
Verteidigungsministerium twitterte ein Bild eines ukrainischen Soldaten,
der die Flagge des Landes aufstellte. Im Hintergrund war das im Jahr 1986
havarierte Atomkraftwerk zu sehen. (ap)
## US-Außenminister Blinken entsetzt über Gräueltaten in Butscha
US-Außenminister Antony Blinken hat sich entsetzt über die Gräueltaten in
der ukrainischen Stadt Butscha bei Kiew geäußert. „Man kann nicht anders,
als diese Bilder als einen Schlag in die Magengrube zu sehen“, sagte
Blinken am Sonntag dem Sender CNN.
Der Minister verwies darauf, dass die US-Regierung bereits im vergangenen
Monat zu dem Schluss gekommen sei, dass russische Truppen in der Ukraine
Kriegsverbrechen begingen. „Das ist die Realität, die sich jeden Tag
abspielt, solange Russlands Brutalität gegen die Ukraine anhält. Deshalb
muss es ein Ende haben.“ (dpa)
## Angriff auf Ölraffinerie bei Odessa
Russland nahm unterdessen die am Schwarzen Meer im Südwesten der Ukraine
gelegene Hafenstadt Odessa verstärkt ins Visier, in deren Umland laut
Stadtverwaltung mehrere Raketen einschlugen und wichtige Teile der
Infrastruktur trafen. Über Opfer wurde zunächst nichts bekannt.
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, es seien eine
Ölraffinerie und drei Öllager nahe Odessa getroffen worden. Odessa ist die
Hauptbasis der ukrainischen Marine. Für die russischen Invasionstruppen ist
die Stadt ein strategisch wichtiges Ziel auf dem Weg, eine Landbrücke zu
dem westlich gelegenen Transnistrien zu schaffen. Die mehrheitlich
russischsprachige Region hat sich von Moldau losgesagt und hat russische
Truppen auf ihrem Gebiet stationiert.
Das Rote Kreuz unternahm laut der ukrainischen Vize-Regierungschefin Iryna
Wereschtschuk einen neuen Versuch, Einwohner aus Mariupol in der
südöstlichen Region Donbass mit einem Buskonvoi aus der Stadt in Sicherheit
zu bringen. Dort sind Tausende Zivilisten von einem russischen
Belagerungsring eingeschlossen und haben kaum Zugang zu Wasser und
Nahrungsmitteln. Ein Hilfskonvoi war am Freitag auf dem Weg in die
Hafenstadt umgekehrt, da die Lage als zu gefährlich eingeschätzt wurde.
Russland gibt dem Roten Kreuz für die Verzögerung die Schuld. (rtr)
## Kiew: Elf Bürgermeister von russischen Streitkräften entführt
Nach Angaben aus Kiew sind seit Beginn des russischen Angriffskrieges in
der Ukraine elf Bürgermeister entführt worden. Amtsträger aus Gemeinden in
den Regionen Kiew, Cherson, Charkiw, Saporischschja, Mykolajiw und Donezk
befänden sich in russischer „Gefangenschaft“, erklärte die stellvertreten…
ukrainische Regierungschefin Iryna Wereschtschuk am Sonntag. Die
Bürgermeisterin von Motyschyn bei Kiew, Olga Suchenko, sowie deren Mann
seien von russischen Soldaten festgenommen und dann getötet worden.
Die ukrainische Staatsanwaltschaft hatte die Entführung von Suchenko und
ihrem Mann vor einer Woche bekanntgegeben.
„Wir informieren das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), die UNO
und alle möglichen Organisationen, genau wie bei den anderen verschwundenen
Zivilisten“, erklärte Wereschtschuk. Sie fordere „alle auf, alles in ihrer
Macht Stehende zu tun, um sie zurückzuholen“.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) erklärte am
Sonntag, sie habe mehrere Fälle möglicher Kriegsverbrechen an Zivilisten
durch russische Truppen in besetzten Gebieten in den Regionen Tschernihiw,
Charkiw und Kiew dokumentiert. Dazu gehörten ein Fall von wiederholter
Vergewaltigung und zwei Fälle von Hinrichtungen. Dabei handle es sich in
einem Fall um die Exekution von sechs Männern, im anderen Fall um die von
einem Mann. Russische Soldaten würden auch Plünderungen vorgeworfen,
erklärte HRW. (afp)
Kreml: Sanktionen gehen „über die Vernunft hinaus“
Nach Ansicht des Kremls hat der Westen mit der Verhängung der Sanktionen
gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin bewiesen, dass er seinen
Sinn für Vernunft aufgegeben hat. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am
Sonntag in einer Fernsehansprache, die Sanktionen gegen Putin gingen „über
den Rand der Vernunft hinaus“ und zeigten, dass der Westen „zu allen
Dummheiten fähig“ sei.
Ein Treffen von Putin mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski
sei „hypothetisch möglich“, sobald die Unterhändler beider Länder einen
Entwurf für ein zu erörterndes Abkommen vorbereitet hätten. (ap)
## Ukraines Außenminister fordert neue Sanktionen
Nach Bekanntwerden von Gräueltaten in der Stadt Butscha bei Kiew hat der
ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba härtere Sanktionen der G7-Staaten
gegen Russland gefordert. „Das Massaker von Butscha war vorsätzlich. Die
Russen zielen darauf ab, so viele Ukrainer wie möglich auszulöschen“,
schrieb Kuleba am Sonntag auf Twitter. „Wir müssen sie aufhalten und
rausschmeißen.“
Dem britischen Sender Times Radio sagte Kuleba, es habe sich bei den
Getöteten weder um Guerilla-Kämpfer noch um Menschen gehandelt, die den
Russen Widerstand geleistet hätten. Sie seien aus Ärger und reiner Mordlust
getötet worden. Er fügte hinzu: „Russland ist schlimmer als der IS, Punkt.�…
Kuleba kündigte an, sich dafür einzusetzen, dass die Verantwortlichen für
Gräueltaten in seinem Land zur Verantwortung gezogen würden. Dazu gehöre
auch der russische Außenminister Sergej Lawrow, den er als „einen der
Architekten der russischen Aggression gegen die Ukraine“ bezeichnete.
Konkret forderte Kuleba von den sieben führenden demokratischen
Wirtschaftsmächten ein Öl-, Gas- und Kohle-Embargo gegen Russland, einen
Ausschluss aller russischen Banken aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk
Swift sowie eine Schließung aller Häfen für russische Schiffe und Waren.
(dpa)
## Großbritannien will Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen
Die britische Außenministerin Liz Truss kündigte unterdessen mit Blick auf
die Gräueltaten gegen ukrainische Zivilisten an, Großbritannien werde
„nicht eher ruhen“, bis die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen
seien. Das schließe russische Kommandeure und Personen innerhalb der
russischen Regierung mit ein, betonte sie.
Zu den „wahllosen Angriffen auf unschuldige Zivilisten während der
ungerechtfertigten und illegalen Invasion in die Ukraine“ müssten
Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen eingeleitet werden, sagte Truss weiter.
London werde den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag bei der
Untersuchung und Verfolgung von Kriegsverbrechen vollkommen unterstützen.
Nach dem Rückzug russischer Truppen aus dem Gebiet rund um die ukrainische
Hauptstadt Kiew hatten Fotos von getöteten Menschen in der zurückeroberten
Stadt Butscha für Entsetzen gesorgt. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko
sprach von „Völkermord“. (dpa)
## Russland hofft auf Friedensvereinbarung
Russland äußert einem Agenturbericht zufolge die Hoffnung, dass die
Regierungen in Moskau und Kiew am Ende von Verhandlungen eine irgendwie
geartete Friedensvereinbarung unterzeichnen können.
Das berichtet die Agentur Interfax unter Berufung auf das russische
Präsidialamt. Russland bekräftigt demzufolge aber auch, dass alle Ziele des
„militärischen Sondereinsatzes“ in der Ukraine erreicht werden. (rtr)
## Von der Leyen entsetzt über Leichenfunde in Ukraine
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat sich nach der Entdeckung
zahlreicher getöteter Zivilisten in der Region um Kiew entsetzt gezeigt.
„Eine unabhängige Untersuchung ist dringend erforderlich“, schrieb die
deutsche Politikerin am Sonntag auf Twitter. Zugleich versicherte sie, dass
die Verantwortlichen für Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen würden.
In Butscha nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew waren nach dem Rückzug der
russischen Armee zahlreiche Tote gefunden worden.
Nach Angaben der Behörden wurden inzwischen 280 Menschen in Massengräbern
beerdigt. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak teilte auf
Twitter ein Foto, auf dem erschossene Männer zu sehen waren. Einem waren
die Hände auf dem Rücken gefesselt. Die Echtheit konnte nicht unabhängig
geprüft werden. Podoljak schrieb dazu: „Sie waren nicht beim Militär, sie
hatten keine Waffen, sie stellten keine Bedrohung dar.“ (dpa)
## Russland: zu früh für weitere Ukraine-Gespräche
Nach Auskunft des Leiters der russischen Delegation in den Verhandlungen
mit der Ukraine ist es noch zu früh für ein Gespräch über ein Treffen
zwischen den Präsidenten beider Länder. Wladimir Medinski sagte am Sonntag,
es gebe zuvor noch viel damit zu tun, den Entwurf eines Abkommens
fertigzustellen.
In einer von der Nachrichtenagentur Interfax verbreiteten Äußerung
bekräftigte Medinski, dass die Parteien eine vorläufige Einigung darüber
erzielt hätten, dass die Ukraine im Gegenzug für internationale
Sicherheitsgarantien einen neutralen Status annehmen und auf ausländische
Militärstützpunkte verzichten müsse.
Auf die Behauptung des ukrainischen Unterhändlers Davyd Arachamia, die
Moskauer Unterhändler hätten den meisten Vorschlägen der Ukraine bei den
Gesprächen in Istanbul diese Woche informell zugestimmt und die beiden
Präsidenten könnten den Entwurf des Abkommens erörtern, sagte Medinski, er
teile Arachamias Optimismus nicht. Die Gespräche würden am Montag online
fortgesetzt. Russlands Haltung zur Krim und den Rebellengebieten im Osten
der Ukraine bleibe unverändert, betonte Medinski.
Der Kreml fordert, dass die Ukraine die Souveränität Russlands über die
Krim anerkennt, die Moskau 2014 annektiert hat, und ebenfalls die
Unabhängigkeit der von Russland unterstützten Separatistenregionen im
Donbas, dem östlichen industriellen Kernland der Ukraine. (ap)
## EU will Untersuchung von „Gräueltaten“ in Kiewer Vororten unterstützen
Die EU will nach Angaben von Ratspräsident Charles Michel die Untersuchung
von „Gräueltaten“ der russischen Armee in Vororten von Kiew unterstützen.
Michel zeigte sich am Sonntag im Onlinedienst Twitter „erschüttert“ über
Bilder aus dem ukrainischen Ort Butscha und sprach von einem „Massaker“.
Die EU werde bei der „Sammlung der notwendigen Beweise für die Verfolgung
vor internationalen Gerichten“ helfen, kündigte er an.
Die russische Armee hatte sich zuletzt in der Region um Kiew zurückgezogen.
In Butscha wurden danach laut Angaben der ukrainischen Behörden fast 300
Leichen gefunden. AFP-Reporter berichteten, dass zahlreiche Toten zivile
Kleidung getragen hätten. Sie sahen auf einer einzigen Straße in Butscha
mindestens 20 Leichen liegen.
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sprach von Kriegsverbrechen und
„Völkermord“. „Das, was in Butscha und anderen Vororten von Kiew passiert
ist, kann man nur als Völkermord bezeichnen“, sagte er der „Bild“. „Es…
grausame Kriegsverbrechen, die (Russlands Präsident Wladimir) Putin dort zu
verantworten hat.“
Michel kündigte an, angesichts der „erschütternden Bilder“ aus Butscha den
wirtschaftlichen Druck auf Russland weiter erhöhen zu wollen. „Weitere
EU-Sanktionen und Unterstützung (für die Ukraine) sind auf dem Weg“,
schrieb er auf Twitter. (afp)
## Moskau dämpft Hoffnungen auf Ukraine-Spitzentreffen
Russland hat Hoffnungen der Ukraine auf ein baldiges Spitzentreffen der
beiden Präsidenten Wladimir Putin und Wolodimir Selenski zur Beendigung des
Kriegs gedämpft. Es gebe noch viel zu tun, sagte der russische
Verhandlungsführer Wladimir Medinski am Sonntag der Nachrichtenagentur
Interfax. „Ich teile leider nicht den Optimismus von Arachamija.“ Zuvor
hatte der ukrainische Chefunterhändler David Arachamija im ukrainischen
Fernsehen von einem möglicherweise baldigen Treffen der beiden Staatschefs
gesprochen.
Die Entwürfe der entsprechenden Dokumente seien bereits so weit
fortgeschritten, dass ein „direktes Gespräch der beiden Staatschefs“
möglich sei, sagte Arachimija. Die Ukraine hatte auch schon Zugeständnisse
angedeutet. Der russische Chefunterhändler Medinski betonte hingegen, dass
Russlands Position in Bezug auf die Krim und den Donbass „unverändert“ sei.
Moskau fordert einen Verzicht der Ukraine auf eine Nato-Mitgliedschaft
sowie die Anerkennung der abtrünnigen ostukrainischen Separatistengebiete
als eigene Staaten und der [1][2014 annektierten] Schwarzmeer-Halbinsel
[2][Krim] als Teil Russlands. Der Krieg dauert schon seit mehr als fünf
Wochen. (dpa)
## Behörden melden Angriff auf Odessa
Auf die ukrainische Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer hat es am
Sonntagmorgen nach Behördenangaben einen Luftangriff gegeben. Wie der
Stadtrat im Nachrichtenkanal Telegram mitteilte, entstanden in „einigen
Gebieten“ Brände. Ukrainische Medien veröffentlichten Fotos, auf denen
Rauch über Odessa zu sehen war. Es soll demnach keine Verletzten gegeben
haben. Dem Stadtrat zufolge wurden „einige Raketen“ von der Luftabwehr
abgefangen. Diese Angaben ließen sich nicht überprüfen. Am Morgen wurde
Luftalarm ausgelöst. Unklar war zunächst, ob es sich um Beschuss durch
russische Kampfflugzeuge oder um Raketen handelte.
Die Detonationen in der Stadt am Schwarzen Meer im Südwesten des Landes
waren am frühen Morgen zu hören, wie ein AFP-Reporter berichtete. Zudem
waren mindestens drei schwarze Rauchsäulen und Flammen vermutlich über
einem Industriegebiet zu sehen. Die Metropole ist der größte Hafen der
Ukraine und zentral für die Wirtschaft des gesamten Landes. (afp)
## 🐾 Russlands erfolgloser Feldzug
Der Vormarsch Russlands scheitert am Widerstandswillen der Ukrainer.
Verhandlungen über einen Waffenstillstand hätten dennoch keine Chance,
[3][kommentiert für die taz] Barabara Oertel, Leiterin des Ressorts
Ausland.
## Russischer Rückzug aus dem Norden
Am Samstag hatte die ukrainische Armee nach eigenen Angaben nach
wochenlangen Kämpfen die Region um die Hauptstadt Kiew und weitere Gebiete
im Norden wieder vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Die
Militärführung ging davon aus, dass sich die russischen Truppen in der
Folge mehr auf den Süden und Osten des Landes konzentrieren würden.
„Irpin, Butscha und Hostomel und das gesamte Gebiet Kiew – vom Feind
befreit“, schrieb die stellvertretende Verteidigungsministerin Anna Maljar
am Samstagabend auf Twitter. In Butscha stießen ukrainische Truppen auf
Szenen des Grauens. In der zurückeroberten Stadt nordwestlich von Kiew
entdeckten sie Dutzende tote Zivilisten. Viele von ihnen seien von
russischen Soldaten erschossen worden, twitterte Präsidentenberater
Mychajlo Podoljak. „Sie waren nicht beim Militär, sie hatten keine Waffen,
sie stellten keine Bedrohung dar“, schrieb er. „Wie viele derartige Fälle
ereignen sich gerade in den besetzten Gebieten?“
Auf einem Foto, das Podoljak in seinem Tweet teilte, waren erschossene
Männer zu sehen, bei einem von ihnen waren die Hände auf dem Rücken
gefesselt. Die Echtheit des Bildes konnte nicht unabhängig geprüft werden.
Auch weitere Berichte ukrainischer Medien über vermeintliche Gräueltaten
russischer Soldaten konnten nicht unabhängig überprüft oder bestätigt
waren. Unterdessen wurden rund 280 Zivilisten in Butscha in einem
Massengrab beerdigt. Die Leichen konnten während der russischen
Besatzungszeit nicht beigesetzt werden, verlautete nach Angaben der
Ukrajinksa Prawda aus der Verwaltung. (rtr/dpa)
## Selenski erwartet russische Angriffe im Osten und Süden
Der ukrainische Präsident [4][Wolodimir Selenski] erwartet nun heftige
[5][russische Angriffe im Osten und Süden]. „Was ist das Ziel der
russischen Armee? Sie wollen sowohl den Donbass als auch den Süden der
Ukraine erobern“, sagte Selenski in einer Videobotschaft in der Nacht zum
Sonntag. „Und was ist unser Ziel? Wir wollen uns, unsere Freiheit, unser
Land und unsere Menschen schützen.“ Um den russischen Plänen
entgegenzuwirken, werde die Abwehr der ukrainischen Streitkräfte in
östlicher Richtung verstärkt. „Und das wohl wissend, dass der Feind
Reserven hat, um den Druck zu verstärken.“
US-Geheimdienstexperten vermuteten im Gespräch mit dem Sender CNN, dass
Russlands Präsident Wladimir Putin einen Erfolg im Osten der Ukraine bis
spätestens Anfang Mai anstrebt, um diesen bei der Siegesparade zum 9. Mai –
zu den jährlichen Feiern zum Ende des Zweiten Weltkriegs –
öffentlichkeitswirksam zu feiern.
## 🐾 Zerstörte ukrainische Stadt Mariupol
Tausende versuchen aus der ukrainischen Stadt Mariupol zu fliehen. Auf
ihrem Weg landen viele gegen ihren Willen in von Russland besetzten
Gebieten. Aus Mariupol [6][berichtet für die taz Anna Murlykina].
## Hunderten gelingt Flucht aus umkämpften Städten
Hunderten Menschen gelang nach Angaben der Regierung in Kiew die Flucht aus
umkämpften Städten. So hätten 765 Zivilisten mit eigenen Fahrzeugen die
Hafenstadt Mariupol im Südosten verlassen, teilte Vize-Regierungschefin
Irina Wereschtschuk via Telegram mit. Fast 500 Zivilisten seien aus der
Stadt Berdjansk geflohen. Ziel der Menschen aus beiden Städten sei
Saporischschja. Zudem seien in Berdjansk zehn [7][Busse] gestartet. Am
Sonntag solle die Evakuierung dort fortgesetzt werden, sagte Wereschtschuk.
Für Sonntag plante das russische Militär einen Fluchtkorridor für
ausländische Staatsbürger aus dem umkämpften Mariupol und der von Russen
besetzten Hafenstadt Berdjansk, ebenfalls am Asowschen Meer. Die Ausländer,
überwiegend Besatzungsmitglieder von blockierten Frachtschiffen in den
beiden Häfen, könnten auf dem Landweg entweder über die Krim oder in
ukrainisches Gebiet in Sicherheit gelangen. (dpa)
## Bloggerin aus Klinik in Mariupol in russischem Video
Eine ukrainische Beauty-Bloggerin ist in einem neuem Video mit
Fehlinformationen über den Angriff auf die zerbombte Geburtsklinik in
Mariupol aufgetaucht. Ein mit der russischen Regierung verbundener
Twitter-Account teilte am Freitag ein Interview mit Marianna
Wischegirskaja, die Mitte März von Russland beschuldigt wurde, eine
Krisendarstellerin zu sein. Zuvor hatte Wischegirskaja Reporterin der
Nachrichtenagentur AP in der Klinik ein Interview gegeben.
In dem neuen Video sagt die frischgebackene Mutter, dass das Krankenhaus
nicht von einem Luftangriff getroffen worden sei und dass sie den
AP-Journalisten gesagt habe, sie wolle nicht gefilmt werden. Die
Berichterstattung der AP und die Aufnahmen der Interaktionen von ihr mit
den Reportern widersprechen dieser Behauptung.
Das Interview wurde von dem russischen Blogger Denis Seleznew geführt und
von Kristina Melnikowa gefilmt. Wischegirskaja wurde darin gebeten, die
Ereignisse in dem Krankenhaus am 9. März, dem Tag des Bombenanschlags zu
beschreiben. Diejenigen, die nach dem Angriff im Keller des Krankenhauses
zusammengekauert waren, hätten geglaubt, die Explosionen seien durch
Beschuss und nicht durch einen Luftangriff verursacht worden, weil niemand
Geräusche hörte, die auf einen Bombenabwurf hindeuteten, sagte sie
daraufhin.
Augenzeugenberichte und Videoaufnahmen von AP-Journalisten in Mariupol
deuten jedoch auf einen Luftangriff hin, darunter das Geräusch eines
Flugzeugs vor der Explosion, ein Krater vor dem Krankenhaus, der mindestens
zwei Stockwerke tief war, und Interviews mit einem Polizisten und einem
Soldaten am Tatort, die beide den Angriff als „Luftangriff“ bezeichneten.
Es war nicht klar, wo sich Wischegirskaja befand und unter welchen
Bedingungen das neue Interview geführt wurde. Russland hat wiederholt
versucht, den Angriff in Mariupol, einem wichtigen militärischen Ziel
Moskaus, in Zweifel zu ziehen, seit die Bilder weltweit zu sehen waren und
ein Licht auf Russlands Angriffe auf Zivilisten in der Ukraine warfen. (ap)
## Ukrainischer Botschafter kritisiert Steinmeier
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat Bundespräsident Frank-Walter
Steinmeier eine zu große Nähe zu Russland vorgeworfen. „Für Steinmeier war
und bleibt das Verhältnis zu Russland etwas Fundamentales, ja Heiliges,
egal was geschieht, auch der Angriffskrieg spielt da keine große Rolle“,
sagte Melnyk dem Tagesspiegel (Sonntagsausgabe).
Russlands Präsident Wladimir Putin vertrete die Ansicht, dass „es kein
ukrainisches Volk, keine Sprache, keine Kultur, und daher auch keinen
Staat“ gebe, fügte Melnyk hinzu. „Steinmeier scheint den Gedanken zu
teilen, dass die Ukrainer eigentlich kein Subjekt sind.“
Deutschland habe weiterhin zu viele Eigeninteressen gegenüber Russland,
etwa in Bezug auf Gas, Öl und Kohle, sagte der Botschafter. Schuld daran
sei auch Steinmeiers Agieren als Kanzleramtschef und später als
Außenminister. „Steinmeier hat seit Jahrzehnten ein Spinnennetz der
Kontakte mit [8][Russland] geknüpft. Darin sind viele Leute verwickelt, die
jetzt in der Ampel das Sagen haben.“
Namentlich nannte er den außenpolitischen Berater von Bundeskanzler Olaf
Scholz (SPD), Jens Plötner, und den Staatssekretär im Auswärtigen Amt,
Andreas Michaelis. Melnyk hatte Steinmeier bereits zuvor wegen eines
Solidaritätskonzerts für die Ukraine, an dem auch russische Musiker
teilnahmen, scharf angegriffen. (afp)
## Andrij Melnyk kritisiert deutsche Verteidigungsministerin
Der Botschafter übte vor dem Hintergrund geplanter Waffenlieferungen an die
Ukraine auch an Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD)
Kritik. Er habe kürzlich „mit Verwunderung“ aus den Medien von einer Liste
der Bundesregierung mit möglichen Waffenlieferungen im Umfang von 308
Millionen Euro erfahren. Das Bundesverteidigungsministerium habe die
ukrainische Seite über diese Liste aber nicht informiert, sie sei von
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) übergeben worden.
„Die Kommunikation könnte viel besser sein“, sagte Melnyk. Auf der Liste
stehen dem Botschafter zufolge Waffen deutscher Hersteller, die die Armee
nicht prioritär braucht. Zudem gebe es keine konkrete Zusage, in welchem
Umfang diese Käufe von der Regierung finanziert werden. „Diese Zahl 308
Millionen Euro ist also nur ein Fake“, sagte Melnyk. (afp)
[9][Hier] lesen Sie die Nachrichten zum Ukrainekrieg vom Samstag.
3 Apr 2022
## LINKS
[1] /Krim-Annexion/!t5015673
[2] /Krim/!t5014243
[3] /Russlands-erfolgloser-Feldzug/!5843040
[4] /Wolodymyr-Selenskij/!t5584432
[5] /Russlands-neue-Militaerstrategie/!5841438
[6] /Zerstoerte-ukrainische-Stadt-Mariupol/!5841651
[7] /-Nachrichten-zum-Ukrainekrieg-/!5845790
[8] /Russland/!t5007547
[9] /-Nachrichten-zum-Ukrainekrieg-/!5845790
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