# taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Selenski beklagt „Genozid“ | |
> US-Außenminister Blinken zeigt sich entsetzt über Gräueltaten in Butscha. | |
> Nahe Odessa hat das russische Militär wohl eine Ölraffinerie beschossen. | |
Bild: Entlang der Straßen im Kiewer Vorort Butscha wurden getötete Zivilisten… | |
## Selenski bezeichnet russische Attacken als Genozid | |
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat mit Blick auf die | |
russischen Angriffe auf sein Land von einem Genozid gesprochen. In einem | |
Interview mit dem US-Fernsehsender CBS erklärte er am Sonntag, die Angriffe | |
kämen einem Völkermord gleich. | |
Es gebe in der Ukraine mehr als 100 Nationalitäten, „es geht hier um die | |
Zerstörung und Ausrottung all dieser Nationalitäten. Wir sind Bürger der | |
Ukraine und wollen uns nicht der Politik der Russischen Föderation | |
unterwerfen“, erklärte er. In einem Ausschnitt des Interviews der Sendung | |
„Face the Nation“, der vor der Ausstrahlung veröffentlicht wurde, sagt | |
Selenskyj: „Das ist der Grund, warum wir zerstört und ausgerottet werden. | |
Und dies passiert im Europa des 21. Jahrhunderts. Das ist also die Folter | |
der ganzen Nation.“ (ap) | |
Russen melden Explosion in Dorf nahe Belgorod | |
Nach einem Angriff auf ein Öllager nahe der russischen Stadt Belgorod vor | |
wenigen Tagen soll es in dem Gebiet an der ukrainischen Grenze erneut zu | |
einer Explosion gekommen sein. „Es gab einen Knall, Trümmer fielen auf den | |
Boden“, schrieb der Verwaltungschef des Stadtbezirks Jakowlewski, Oleg | |
Medwedew, am Sonntag im Nachrichtenkanal Telegram. Es habe keine Verletzten | |
gegeben. | |
Der Verwaltungschef machte keine Angaben zu den Hintergründen des Vorfalls | |
in dem Dorf Tomarowk. Die Trümmerteile würden untersucht und | |
abtransportiert. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Am | |
Freitag sollen nach russischer Darstellung zwei ukrainische | |
Kampfhubschrauber in den russischen Luftraum eingedrungen sein und dann | |
Luftschläge gegen das Öllager verübt haben. Die Ukraine gab eine | |
Beteiligung nicht zu. (dpa) | |
## Lambrecht bringt Gasstopp ins Gespräch | |
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat angesichts der | |
Berichte über zahlreiche Leichen im ukrainischen Ort Butscha einen Stopp | |
russischer Gaslieferungen ins Gespräch gebracht. „Es muss eine Reaktion | |
geben. Solche Verbrechen dürfen nicht unbeantwortet bleiben“, sagte sie | |
laut Vorabmeldung in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“, die am | |
Sonntagabend ausgestrahlt werden sollte. Im Kreise der EU-Minister müsse | |
ein Stopp der Gaslieferungen „miteinander besprochen werden“, sagte sie auf | |
eine entsprechende Frage. | |
„Das war unsere Stärke, dass nicht einzelne Länder vorgeprescht sind, | |
sondern dass man miteinander abgestimmt hat, was ist durchhaltbar“, sagte | |
Lambrecht weiter. „Genauso muss es jetzt auch in den nächsten Stunden | |
erfolgen.“ Deutschland hatte sich bislang gegen ein Embargo ausgesprochen | |
und generell auf die fatalen wirtschaftlichen Folgen eines Stopps | |
russischer Energielieferungen verwiesen. | |
Die russische Armee hatte sich zuletzt in der Region um die Hauptstadt Kiew | |
zurückgezogen. In Butscha wurden danach laut Angaben der ukrainischen | |
Behörden fast 300 Leichen gefunden. Reporter der Nachrichtenagentur AFP | |
berichteten, dass zahlreiche Tote zivile Kleidung getragen hätten. Sie | |
sahen auf einer einzigen Straße in Butscha mindestens 20 Leichen liegen. | |
Mindestens einem der Toten waren die Hände gefesselt. (afp) | |
## Europapolitiker Weber fordert drastische Verschärfung der Sanktionen | |
Der Vorsitzende der Christdemokraten im Europäischen Parlament, Manfred | |
Weber (CSU), forderte angesichts der jüngsten Entwicklungen eine drastische | |
Verschärfung der Sanktionen gegen Russland. „Es ist höchste Zeit, Kohle- | |
und Öl-Lieferungen aus Russland zu beenden und die Waffenlieferungen für | |
die Ukraine zu verstärken“, sagte Weber den Zeitungen der Funke | |
Mediengruppe. | |
„Wir dürfen die Augen vor diesem unfassbaren Schrecken nicht verschließen�… | |
fuhr Weber fort. „Der Krieg hat mit den neu bekannt gewordenen russischen | |
Kriegsverbrechen nochmal ein neues Niveau erreicht.“ Die | |
Staatengemeinschaft müsse die Sanktionen verschärfen. (afp) | |
## Ukraine: Russland hat sich aus dem Norden zurückgezogen | |
Die russischen Streitkräfte haben ihren Rückzug aus dem Norden der Ukraine | |
nach Angaben des ukrainischen Militärs abgeschlossen. Der Generalstab der | |
ukrainischen Armee erklärte am Sonntag, russische Einheiten hätten sich aus | |
Gebieten im Norden des Landes in das benachbarte Belarus zurückgezogen, das | |
als Stützpunkt für die russische Invasion in die Ukraine diente. | |
Das ukrainische Militär erklärte, seine Luftlandetruppen hätten die volle | |
Kontrolle über die Stadt Pripjat unweit des stillgelegten Atomkraftwerks | |
Tschernobyl übernommen sowie über den Grenzabschnitt zu Belarus. Das | |
Verteidigungsministerium twitterte ein Bild eines ukrainischen Soldaten, | |
der die Flagge des Landes aufstellte. Im Hintergrund war das im Jahr 1986 | |
havarierte Atomkraftwerk zu sehen. (ap) | |
## US-Außenminister Blinken entsetzt über Gräueltaten in Butscha | |
US-Außenminister Antony Blinken hat sich entsetzt über die Gräueltaten in | |
der ukrainischen Stadt Butscha bei Kiew geäußert. „Man kann nicht anders, | |
als diese Bilder als einen Schlag in die Magengrube zu sehen“, sagte | |
Blinken am Sonntag dem Sender CNN. | |
Der Minister verwies darauf, dass die US-Regierung bereits im vergangenen | |
Monat zu dem Schluss gekommen sei, dass russische Truppen in der Ukraine | |
Kriegsverbrechen begingen. „Das ist die Realität, die sich jeden Tag | |
abspielt, solange Russlands Brutalität gegen die Ukraine anhält. Deshalb | |
muss es ein Ende haben.“ (dpa) | |
## Angriff auf Ölraffinerie bei Odessa | |
Russland nahm unterdessen die am Schwarzen Meer im Südwesten der Ukraine | |
gelegene Hafenstadt Odessa verstärkt ins Visier, in deren Umland laut | |
Stadtverwaltung mehrere Raketen einschlugen und wichtige Teile der | |
Infrastruktur trafen. Über Opfer wurde zunächst nichts bekannt. | |
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, es seien eine | |
Ölraffinerie und drei Öllager nahe Odessa getroffen worden. Odessa ist die | |
Hauptbasis der ukrainischen Marine. Für die russischen Invasionstruppen ist | |
die Stadt ein strategisch wichtiges Ziel auf dem Weg, eine Landbrücke zu | |
dem westlich gelegenen Transnistrien zu schaffen. Die mehrheitlich | |
russischsprachige Region hat sich von Moldau losgesagt und hat russische | |
Truppen auf ihrem Gebiet stationiert. | |
Das Rote Kreuz unternahm laut der ukrainischen Vize-Regierungschefin Iryna | |
Wereschtschuk einen neuen Versuch, Einwohner aus Mariupol in der | |
südöstlichen Region Donbass mit einem Buskonvoi aus der Stadt in Sicherheit | |
zu bringen. Dort sind Tausende Zivilisten von einem russischen | |
Belagerungsring eingeschlossen und haben kaum Zugang zu Wasser und | |
Nahrungsmitteln. Ein Hilfskonvoi war am Freitag auf dem Weg in die | |
Hafenstadt umgekehrt, da die Lage als zu gefährlich eingeschätzt wurde. | |
Russland gibt dem Roten Kreuz für die Verzögerung die Schuld. (rtr) | |
## Kiew: Elf Bürgermeister von russischen Streitkräften entführt | |
Nach Angaben aus Kiew sind seit Beginn des russischen Angriffskrieges in | |
der Ukraine elf Bürgermeister entführt worden. Amtsträger aus Gemeinden in | |
den Regionen Kiew, Cherson, Charkiw, Saporischschja, Mykolajiw und Donezk | |
befänden sich in russischer „Gefangenschaft“, erklärte die stellvertreten… | |
ukrainische Regierungschefin Iryna Wereschtschuk am Sonntag. Die | |
Bürgermeisterin von Motyschyn bei Kiew, Olga Suchenko, sowie deren Mann | |
seien von russischen Soldaten festgenommen und dann getötet worden. | |
Die ukrainische Staatsanwaltschaft hatte die Entführung von Suchenko und | |
ihrem Mann vor einer Woche bekanntgegeben. | |
„Wir informieren das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), die UNO | |
und alle möglichen Organisationen, genau wie bei den anderen verschwundenen | |
Zivilisten“, erklärte Wereschtschuk. Sie fordere „alle auf, alles in ihrer | |
Macht Stehende zu tun, um sie zurückzuholen“. | |
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) erklärte am | |
Sonntag, sie habe mehrere Fälle möglicher Kriegsverbrechen an Zivilisten | |
durch russische Truppen in besetzten Gebieten in den Regionen Tschernihiw, | |
Charkiw und Kiew dokumentiert. Dazu gehörten ein Fall von wiederholter | |
Vergewaltigung und zwei Fälle von Hinrichtungen. Dabei handle es sich in | |
einem Fall um die Exekution von sechs Männern, im anderen Fall um die von | |
einem Mann. Russische Soldaten würden auch Plünderungen vorgeworfen, | |
erklärte HRW. (afp) | |
Kreml: Sanktionen gehen „über die Vernunft hinaus“ | |
Nach Ansicht des Kremls hat der Westen mit der Verhängung der Sanktionen | |
gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin bewiesen, dass er seinen | |
Sinn für Vernunft aufgegeben hat. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am | |
Sonntag in einer Fernsehansprache, die Sanktionen gegen Putin gingen „über | |
den Rand der Vernunft hinaus“ und zeigten, dass der Westen „zu allen | |
Dummheiten fähig“ sei. | |
Ein Treffen von Putin mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski | |
sei „hypothetisch möglich“, sobald die Unterhändler beider Länder einen | |
Entwurf für ein zu erörterndes Abkommen vorbereitet hätten. (ap) | |
## Ukraines Außenminister fordert neue Sanktionen | |
Nach Bekanntwerden von Gräueltaten in der Stadt Butscha bei Kiew hat der | |
ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba härtere Sanktionen der G7-Staaten | |
gegen Russland gefordert. „Das Massaker von Butscha war vorsätzlich. Die | |
Russen zielen darauf ab, so viele Ukrainer wie möglich auszulöschen“, | |
schrieb Kuleba am Sonntag auf Twitter. „Wir müssen sie aufhalten und | |
rausschmeißen.“ | |
Dem britischen Sender Times Radio sagte Kuleba, es habe sich bei den | |
Getöteten weder um Guerilla-Kämpfer noch um Menschen gehandelt, die den | |
Russen Widerstand geleistet hätten. Sie seien aus Ärger und reiner Mordlust | |
getötet worden. Er fügte hinzu: „Russland ist schlimmer als der IS, Punkt.�… | |
Kuleba kündigte an, sich dafür einzusetzen, dass die Verantwortlichen für | |
Gräueltaten in seinem Land zur Verantwortung gezogen würden. Dazu gehöre | |
auch der russische Außenminister Sergej Lawrow, den er als „einen der | |
Architekten der russischen Aggression gegen die Ukraine“ bezeichnete. | |
Konkret forderte Kuleba von den sieben führenden demokratischen | |
Wirtschaftsmächten ein Öl-, Gas- und Kohle-Embargo gegen Russland, einen | |
Ausschluss aller russischen Banken aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk | |
Swift sowie eine Schließung aller Häfen für russische Schiffe und Waren. | |
(dpa) | |
## Großbritannien will Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen | |
Die britische Außenministerin Liz Truss kündigte unterdessen mit Blick auf | |
die Gräueltaten gegen ukrainische Zivilisten an, Großbritannien werde | |
„nicht eher ruhen“, bis die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen | |
seien. Das schließe russische Kommandeure und Personen innerhalb der | |
russischen Regierung mit ein, betonte sie. | |
Zu den „wahllosen Angriffen auf unschuldige Zivilisten während der | |
ungerechtfertigten und illegalen Invasion in die Ukraine“ müssten | |
Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen eingeleitet werden, sagte Truss weiter. | |
London werde den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag bei der | |
Untersuchung und Verfolgung von Kriegsverbrechen vollkommen unterstützen. | |
Nach dem Rückzug russischer Truppen aus dem Gebiet rund um die ukrainische | |
Hauptstadt Kiew hatten Fotos von getöteten Menschen in der zurückeroberten | |
Stadt Butscha für Entsetzen gesorgt. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko | |
sprach von „Völkermord“. (dpa) | |
## Russland hofft auf Friedensvereinbarung | |
Russland äußert einem Agenturbericht zufolge die Hoffnung, dass die | |
Regierungen in Moskau und Kiew am Ende von Verhandlungen eine irgendwie | |
geartete Friedensvereinbarung unterzeichnen können. | |
Das berichtet die Agentur Interfax unter Berufung auf das russische | |
Präsidialamt. Russland bekräftigt demzufolge aber auch, dass alle Ziele des | |
„militärischen Sondereinsatzes“ in der Ukraine erreicht werden. (rtr) | |
## Von der Leyen entsetzt über Leichenfunde in Ukraine | |
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat sich nach der Entdeckung | |
zahlreicher getöteter Zivilisten in der Region um Kiew entsetzt gezeigt. | |
„Eine unabhängige Untersuchung ist dringend erforderlich“, schrieb die | |
deutsche Politikerin am Sonntag auf Twitter. Zugleich versicherte sie, dass | |
die Verantwortlichen für Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen würden. | |
In Butscha nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew waren nach dem Rückzug der | |
russischen Armee zahlreiche Tote gefunden worden. | |
Nach Angaben der Behörden wurden inzwischen 280 Menschen in Massengräbern | |
beerdigt. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak teilte auf | |
Twitter ein Foto, auf dem erschossene Männer zu sehen waren. Einem waren | |
die Hände auf dem Rücken gefesselt. Die Echtheit konnte nicht unabhängig | |
geprüft werden. Podoljak schrieb dazu: „Sie waren nicht beim Militär, sie | |
hatten keine Waffen, sie stellten keine Bedrohung dar.“ (dpa) | |
## Russland: zu früh für weitere Ukraine-Gespräche | |
Nach Auskunft des Leiters der russischen Delegation in den Verhandlungen | |
mit der Ukraine ist es noch zu früh für ein Gespräch über ein Treffen | |
zwischen den Präsidenten beider Länder. Wladimir Medinski sagte am Sonntag, | |
es gebe zuvor noch viel damit zu tun, den Entwurf eines Abkommens | |
fertigzustellen. | |
In einer von der Nachrichtenagentur Interfax verbreiteten Äußerung | |
bekräftigte Medinski, dass die Parteien eine vorläufige Einigung darüber | |
erzielt hätten, dass die Ukraine im Gegenzug für internationale | |
Sicherheitsgarantien einen neutralen Status annehmen und auf ausländische | |
Militärstützpunkte verzichten müsse. | |
Auf die Behauptung des ukrainischen Unterhändlers Davyd Arachamia, die | |
Moskauer Unterhändler hätten den meisten Vorschlägen der Ukraine bei den | |
Gesprächen in Istanbul diese Woche informell zugestimmt und die beiden | |
Präsidenten könnten den Entwurf des Abkommens erörtern, sagte Medinski, er | |
teile Arachamias Optimismus nicht. Die Gespräche würden am Montag online | |
fortgesetzt. Russlands Haltung zur Krim und den Rebellengebieten im Osten | |
der Ukraine bleibe unverändert, betonte Medinski. | |
Der Kreml fordert, dass die Ukraine die Souveränität Russlands über die | |
Krim anerkennt, die Moskau 2014 annektiert hat, und ebenfalls die | |
Unabhängigkeit der von Russland unterstützten Separatistenregionen im | |
Donbas, dem östlichen industriellen Kernland der Ukraine. (ap) | |
## EU will Untersuchung von „Gräueltaten“ in Kiewer Vororten unterstützen | |
Die EU will nach Angaben von Ratspräsident Charles Michel die Untersuchung | |
von „Gräueltaten“ der russischen Armee in Vororten von Kiew unterstützen. | |
Michel zeigte sich am Sonntag im Onlinedienst Twitter „erschüttert“ über | |
Bilder aus dem ukrainischen Ort Butscha und sprach von einem „Massaker“. | |
Die EU werde bei der „Sammlung der notwendigen Beweise für die Verfolgung | |
vor internationalen Gerichten“ helfen, kündigte er an. | |
Die russische Armee hatte sich zuletzt in der Region um Kiew zurückgezogen. | |
In Butscha wurden danach laut Angaben der ukrainischen Behörden fast 300 | |
Leichen gefunden. AFP-Reporter berichteten, dass zahlreiche Toten zivile | |
Kleidung getragen hätten. Sie sahen auf einer einzigen Straße in Butscha | |
mindestens 20 Leichen liegen. | |
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sprach von Kriegsverbrechen und | |
„Völkermord“. „Das, was in Butscha und anderen Vororten von Kiew passiert | |
ist, kann man nur als Völkermord bezeichnen“, sagte er der „Bild“. „Es… | |
grausame Kriegsverbrechen, die (Russlands Präsident Wladimir) Putin dort zu | |
verantworten hat.“ | |
Michel kündigte an, angesichts der „erschütternden Bilder“ aus Butscha den | |
wirtschaftlichen Druck auf Russland weiter erhöhen zu wollen. „Weitere | |
EU-Sanktionen und Unterstützung (für die Ukraine) sind auf dem Weg“, | |
schrieb er auf Twitter. (afp) | |
## Moskau dämpft Hoffnungen auf Ukraine-Spitzentreffen | |
Russland hat Hoffnungen der Ukraine auf ein baldiges Spitzentreffen der | |
beiden Präsidenten Wladimir Putin und Wolodimir Selenski zur Beendigung des | |
Kriegs gedämpft. Es gebe noch viel zu tun, sagte der russische | |
Verhandlungsführer Wladimir Medinski am Sonntag der Nachrichtenagentur | |
Interfax. „Ich teile leider nicht den Optimismus von Arachamija.“ Zuvor | |
hatte der ukrainische Chefunterhändler David Arachamija im ukrainischen | |
Fernsehen von einem möglicherweise baldigen Treffen der beiden Staatschefs | |
gesprochen. | |
Die Entwürfe der entsprechenden Dokumente seien bereits so weit | |
fortgeschritten, dass ein „direktes Gespräch der beiden Staatschefs“ | |
möglich sei, sagte Arachimija. Die Ukraine hatte auch schon Zugeständnisse | |
angedeutet. Der russische Chefunterhändler Medinski betonte hingegen, dass | |
Russlands Position in Bezug auf die Krim und den Donbass „unverändert“ sei. | |
Moskau fordert einen Verzicht der Ukraine auf eine Nato-Mitgliedschaft | |
sowie die Anerkennung der abtrünnigen ostukrainischen Separatistengebiete | |
als eigene Staaten und der [1][2014 annektierten] Schwarzmeer-Halbinsel | |
[2][Krim] als Teil Russlands. Der Krieg dauert schon seit mehr als fünf | |
Wochen. (dpa) | |
## Behörden melden Angriff auf Odessa | |
Auf die ukrainische Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer hat es am | |
Sonntagmorgen nach Behördenangaben einen Luftangriff gegeben. Wie der | |
Stadtrat im Nachrichtenkanal Telegram mitteilte, entstanden in „einigen | |
Gebieten“ Brände. Ukrainische Medien veröffentlichten Fotos, auf denen | |
Rauch über Odessa zu sehen war. Es soll demnach keine Verletzten gegeben | |
haben. Dem Stadtrat zufolge wurden „einige Raketen“ von der Luftabwehr | |
abgefangen. Diese Angaben ließen sich nicht überprüfen. Am Morgen wurde | |
Luftalarm ausgelöst. Unklar war zunächst, ob es sich um Beschuss durch | |
russische Kampfflugzeuge oder um Raketen handelte. | |
Die Detonationen in der Stadt am Schwarzen Meer im Südwesten des Landes | |
waren am frühen Morgen zu hören, wie ein AFP-Reporter berichtete. Zudem | |
waren mindestens drei schwarze Rauchsäulen und Flammen vermutlich über | |
einem Industriegebiet zu sehen. Die Metropole ist der größte Hafen der | |
Ukraine und zentral für die Wirtschaft des gesamten Landes. (afp) | |
## 🐾 Russlands erfolgloser Feldzug | |
Der Vormarsch Russlands scheitert am Widerstandswillen der Ukrainer. | |
Verhandlungen über einen Waffenstillstand hätten dennoch keine Chance, | |
[3][kommentiert für die taz] Barabara Oertel, Leiterin des Ressorts | |
Ausland. | |
## Russischer Rückzug aus dem Norden | |
Am Samstag hatte die ukrainische Armee nach eigenen Angaben nach | |
wochenlangen Kämpfen die Region um die Hauptstadt Kiew und weitere Gebiete | |
im Norden wieder vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Die | |
Militärführung ging davon aus, dass sich die russischen Truppen in der | |
Folge mehr auf den Süden und Osten des Landes konzentrieren würden. | |
„Irpin, Butscha und Hostomel und das gesamte Gebiet Kiew – vom Feind | |
befreit“, schrieb die stellvertretende Verteidigungsministerin Anna Maljar | |
am Samstagabend auf Twitter. In Butscha stießen ukrainische Truppen auf | |
Szenen des Grauens. In der zurückeroberten Stadt nordwestlich von Kiew | |
entdeckten sie Dutzende tote Zivilisten. Viele von ihnen seien von | |
russischen Soldaten erschossen worden, twitterte Präsidentenberater | |
Mychajlo Podoljak. „Sie waren nicht beim Militär, sie hatten keine Waffen, | |
sie stellten keine Bedrohung dar“, schrieb er. „Wie viele derartige Fälle | |
ereignen sich gerade in den besetzten Gebieten?“ | |
Auf einem Foto, das Podoljak in seinem Tweet teilte, waren erschossene | |
Männer zu sehen, bei einem von ihnen waren die Hände auf dem Rücken | |
gefesselt. Die Echtheit des Bildes konnte nicht unabhängig geprüft werden. | |
Auch weitere Berichte ukrainischer Medien über vermeintliche Gräueltaten | |
russischer Soldaten konnten nicht unabhängig überprüft oder bestätigt | |
waren. Unterdessen wurden rund 280 Zivilisten in Butscha in einem | |
Massengrab beerdigt. Die Leichen konnten während der russischen | |
Besatzungszeit nicht beigesetzt werden, verlautete nach Angaben der | |
Ukrajinksa Prawda aus der Verwaltung. (rtr/dpa) | |
## Selenski erwartet russische Angriffe im Osten und Süden | |
Der ukrainische Präsident [4][Wolodimir Selenski] erwartet nun heftige | |
[5][russische Angriffe im Osten und Süden]. „Was ist das Ziel der | |
russischen Armee? Sie wollen sowohl den Donbass als auch den Süden der | |
Ukraine erobern“, sagte Selenski in einer Videobotschaft in der Nacht zum | |
Sonntag. „Und was ist unser Ziel? Wir wollen uns, unsere Freiheit, unser | |
Land und unsere Menschen schützen.“ Um den russischen Plänen | |
entgegenzuwirken, werde die Abwehr der ukrainischen Streitkräfte in | |
östlicher Richtung verstärkt. „Und das wohl wissend, dass der Feind | |
Reserven hat, um den Druck zu verstärken.“ | |
US-Geheimdienstexperten vermuteten im Gespräch mit dem Sender CNN, dass | |
Russlands Präsident Wladimir Putin einen Erfolg im Osten der Ukraine bis | |
spätestens Anfang Mai anstrebt, um diesen bei der Siegesparade zum 9. Mai – | |
zu den jährlichen Feiern zum Ende des Zweiten Weltkriegs – | |
öffentlichkeitswirksam zu feiern. | |
## 🐾 Zerstörte ukrainische Stadt Mariupol | |
Tausende versuchen aus der ukrainischen Stadt Mariupol zu fliehen. Auf | |
ihrem Weg landen viele gegen ihren Willen in von Russland besetzten | |
Gebieten. Aus Mariupol [6][berichtet für die taz Anna Murlykina]. | |
## Hunderten gelingt Flucht aus umkämpften Städten | |
Hunderten Menschen gelang nach Angaben der Regierung in Kiew die Flucht aus | |
umkämpften Städten. So hätten 765 Zivilisten mit eigenen Fahrzeugen die | |
Hafenstadt Mariupol im Südosten verlassen, teilte Vize-Regierungschefin | |
Irina Wereschtschuk via Telegram mit. Fast 500 Zivilisten seien aus der | |
Stadt Berdjansk geflohen. Ziel der Menschen aus beiden Städten sei | |
Saporischschja. Zudem seien in Berdjansk zehn [7][Busse] gestartet. Am | |
Sonntag solle die Evakuierung dort fortgesetzt werden, sagte Wereschtschuk. | |
Für Sonntag plante das russische Militär einen Fluchtkorridor für | |
ausländische Staatsbürger aus dem umkämpften Mariupol und der von Russen | |
besetzten Hafenstadt Berdjansk, ebenfalls am Asowschen Meer. Die Ausländer, | |
überwiegend Besatzungsmitglieder von blockierten Frachtschiffen in den | |
beiden Häfen, könnten auf dem Landweg entweder über die Krim oder in | |
ukrainisches Gebiet in Sicherheit gelangen. (dpa) | |
## Bloggerin aus Klinik in Mariupol in russischem Video | |
Eine ukrainische Beauty-Bloggerin ist in einem neuem Video mit | |
Fehlinformationen über den Angriff auf die zerbombte Geburtsklinik in | |
Mariupol aufgetaucht. Ein mit der russischen Regierung verbundener | |
Twitter-Account teilte am Freitag ein Interview mit Marianna | |
Wischegirskaja, die Mitte März von Russland beschuldigt wurde, eine | |
Krisendarstellerin zu sein. Zuvor hatte Wischegirskaja Reporterin der | |
Nachrichtenagentur AP in der Klinik ein Interview gegeben. | |
In dem neuen Video sagt die frischgebackene Mutter, dass das Krankenhaus | |
nicht von einem Luftangriff getroffen worden sei und dass sie den | |
AP-Journalisten gesagt habe, sie wolle nicht gefilmt werden. Die | |
Berichterstattung der AP und die Aufnahmen der Interaktionen von ihr mit | |
den Reportern widersprechen dieser Behauptung. | |
Das Interview wurde von dem russischen Blogger Denis Seleznew geführt und | |
von Kristina Melnikowa gefilmt. Wischegirskaja wurde darin gebeten, die | |
Ereignisse in dem Krankenhaus am 9. März, dem Tag des Bombenanschlags zu | |
beschreiben. Diejenigen, die nach dem Angriff im Keller des Krankenhauses | |
zusammengekauert waren, hätten geglaubt, die Explosionen seien durch | |
Beschuss und nicht durch einen Luftangriff verursacht worden, weil niemand | |
Geräusche hörte, die auf einen Bombenabwurf hindeuteten, sagte sie | |
daraufhin. | |
Augenzeugenberichte und Videoaufnahmen von AP-Journalisten in Mariupol | |
deuten jedoch auf einen Luftangriff hin, darunter das Geräusch eines | |
Flugzeugs vor der Explosion, ein Krater vor dem Krankenhaus, der mindestens | |
zwei Stockwerke tief war, und Interviews mit einem Polizisten und einem | |
Soldaten am Tatort, die beide den Angriff als „Luftangriff“ bezeichneten. | |
Es war nicht klar, wo sich Wischegirskaja befand und unter welchen | |
Bedingungen das neue Interview geführt wurde. Russland hat wiederholt | |
versucht, den Angriff in Mariupol, einem wichtigen militärischen Ziel | |
Moskaus, in Zweifel zu ziehen, seit die Bilder weltweit zu sehen waren und | |
ein Licht auf Russlands Angriffe auf Zivilisten in der Ukraine warfen. (ap) | |
## Ukrainischer Botschafter kritisiert Steinmeier | |
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat Bundespräsident Frank-Walter | |
Steinmeier eine zu große Nähe zu Russland vorgeworfen. „Für Steinmeier war | |
und bleibt das Verhältnis zu Russland etwas Fundamentales, ja Heiliges, | |
egal was geschieht, auch der Angriffskrieg spielt da keine große Rolle“, | |
sagte Melnyk dem Tagesspiegel (Sonntagsausgabe). | |
Russlands Präsident Wladimir Putin vertrete die Ansicht, dass „es kein | |
ukrainisches Volk, keine Sprache, keine Kultur, und daher auch keinen | |
Staat“ gebe, fügte Melnyk hinzu. „Steinmeier scheint den Gedanken zu | |
teilen, dass die Ukrainer eigentlich kein Subjekt sind.“ | |
Deutschland habe weiterhin zu viele Eigeninteressen gegenüber Russland, | |
etwa in Bezug auf Gas, Öl und Kohle, sagte der Botschafter. Schuld daran | |
sei auch Steinmeiers Agieren als Kanzleramtschef und später als | |
Außenminister. „Steinmeier hat seit Jahrzehnten ein Spinnennetz der | |
Kontakte mit [8][Russland] geknüpft. Darin sind viele Leute verwickelt, die | |
jetzt in der Ampel das Sagen haben.“ | |
Namentlich nannte er den außenpolitischen Berater von Bundeskanzler Olaf | |
Scholz (SPD), Jens Plötner, und den Staatssekretär im Auswärtigen Amt, | |
Andreas Michaelis. Melnyk hatte Steinmeier bereits zuvor wegen eines | |
Solidaritätskonzerts für die Ukraine, an dem auch russische Musiker | |
teilnahmen, scharf angegriffen. (afp) | |
## Andrij Melnyk kritisiert deutsche Verteidigungsministerin | |
Der Botschafter übte vor dem Hintergrund geplanter Waffenlieferungen an die | |
Ukraine auch an Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) | |
Kritik. Er habe kürzlich „mit Verwunderung“ aus den Medien von einer Liste | |
der Bundesregierung mit möglichen Waffenlieferungen im Umfang von 308 | |
Millionen Euro erfahren. Das Bundesverteidigungsministerium habe die | |
ukrainische Seite über diese Liste aber nicht informiert, sie sei von | |
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) übergeben worden. | |
„Die Kommunikation könnte viel besser sein“, sagte Melnyk. Auf der Liste | |
stehen dem Botschafter zufolge Waffen deutscher Hersteller, die die Armee | |
nicht prioritär braucht. Zudem gebe es keine konkrete Zusage, in welchem | |
Umfang diese Käufe von der Regierung finanziert werden. „Diese Zahl 308 | |
Millionen Euro ist also nur ein Fake“, sagte Melnyk. (afp) | |
[9][Hier] lesen Sie die Nachrichten zum Ukrainekrieg vom Samstag. | |
3 Apr 2022 | |
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[6] /Zerstoerte-ukrainische-Stadt-Mariupol/!5841651 | |
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Der Vormarsch Russlands scheitert am Widerstandswillen der Ukrainer. | |
Verhandlungen über einen Waffenstillstand hätten dennoch keine Chance. |