# taz.de -- Vergewaltigungen als Waffe: Kein Frieden ohne Frauen | |
> Vergewaltigungen sind Teil der russischen Kriegsführung in der Ukraine. | |
> Die Verbrechen müssen sichtbar gemacht und geahndet werden. | |
Bild: Chernihiv am 6. April: Verwüstung nach einem russischen Luftangriff | |
Der Krieg gegen die Ukraine wird mit Raketen geführt, mit Granaten, Panzern | |
und Drohnen – [1][und mit Vergewaltigungen]. Nackte Frauenleichen am | |
Straßenrand sind dokumentiert, Berichte von Frauen, die vergewaltigt | |
wurden, ebenso. Die britische Botschafterin in der Ukraine schreibt: | |
„Frauen wurden vor ihren Kindern vergewaltigt, Mädchen vor ihren Familien.“ | |
Die ukrainische Botschafterin in Estland twitterte das grauenhafte Bild | |
einer nackten toten Dreijährigen mit „Anzeichen einer Vergewaltigung“. | |
Weibliche Körper sind ein Schlachtfeld, und Vergewaltigung ist eine Waffe. | |
Als solche werden sie genutzt, seit es Kriege gibt. Berichtet wurde darüber | |
zum Beispiel aus dem Zweiten Weltkrieg, während der Balkankriege in den | |
1990er Jahren, nach dem Völkermord in Ruanda. Erst danach wurde die | |
internationale Gemeinschaft gewahr, dass sexualisierte Gewalt in Kriegen | |
kein Individualverbrechen ist. Sie wird eingesetzt, um Menschen zu foltern | |
und zu terrorisieren. | |
Seit 2008 wird Vergewaltigung in Kriegen von den Vereinten Nationen als | |
[2][Verbrechen gegen die Menschlichkeit] und als Waffe anerkannt. | |
Vergewaltigung als Waffe ist eine Machtdemonstration, die mit global | |
ungleichen Geschlechterverhältnissen zu tun hat. Es geht darum, Männer und | |
Nation zu demütigen, indem sich die Gegner „deren“ Frauen bemächtigen, oft | |
in Gruppen. Schambesetzt ist dieses Verbrechen auch, weil es im eigenen | |
Lager funktioniert: „Geschändete“ Frauen haben ihren Wert verloren. | |
Wenn sie schwanger werden, gar die Kinder der Gegner bekommen, wie es etwa | |
in den Balkankriegen oft der Fall war, sind sie zum Teil auf Jahrzehnte | |
gebrandmarkt. Das Prinzip ist dasselbe, überall auf der Welt. Human Rights | |
Watch geht davon aus, dass Kriegsverbrechen gegen Zivilist:innen in der | |
Ukraine keine Ausnahme sind und von der russischen Armee geduldet werden. | |
Was aber tun, außer diese Taten moralisch zu verurteilen? | |
Geschlechtergerechtigkeit muss in Friedens- wie in Kriegszeiten | |
handlungsleitend für Regierungen sein. Wenn Frauen im Alltag nicht | |
gleichgestellt sind, sind sie im Kriegszustand noch angreifbarer, | |
verletzlicher. Das Geschlechterbild, das Frauen als „Eigentum“ ihrer Männer | |
markiert, muss gebrochen werden. | |
Eine [3][feministische Außenpolitik], die im Angesicht von Putins | |
entfesselter Hypermaskulinität von vielen belächelt wird, aber etwa im | |
Koalitionsvertrag der Ampel festgehalten ist, ist elementar: Ohne Frauen | |
kein langfristiger Frieden. Und schließlich brauchen Verbrechen wie diese | |
Sichtbarkeit und Strafe. Öffentlichkeit und Politik dürfen Vergewaltigungen | |
als Kriegswaffe nicht als Kollateralschaden in Kauf nehmen. | |
10 Apr 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.hrw.org/news/2022/04/03/ukraine-apparent-war-crimes-russia-cont… | |
[2] https://www.un.org/press/en/2008/sc9364.doc.htm | |
[3] /Feministische-Aussenpolitik/!5822730 | |
## AUTOREN | |
Patricia Hecht | |
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