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# taz.de -- Energieboykott und Ukrainekrieg: Die Kosten des Nichtstuns
> Energieboykott-Gegner berücksichtigen nicht, was es Deutschland kostet,
> wenn der Krieg nicht rasch endet – monetär, machtpolitisch und moralisch.
Bild: Protest für den Energieboykott in Berlin, am 25. März 2022
Der Ort Butscha ist am Wochenende auf der Landkarte Europas aufgetaucht und
wird von dort nicht mehr verschwinden. Eine Kleinstadt, eigentlich
unbedeutend, ist über Nacht zum Synonym für [1][mutmaßliche
Kriegsverbrechen] geworden. Es sind Fotos wie die der Leichen aus dem
Kiewer Vorort, die an sich zwar nicht überraschen, die das Grauen eines
Krieges aber doch viel näher an uns heranrücken, dessen Wahrnehmung
verändern und zum Wendepunkt im Umgang mit den Täter*innen werden
können.
Können, wohlgemerkt, nicht müssen: Die Macht der Bilder ist stark, vorerst
aber nicht stark genug, um den Kurs der Koalition in Berlin zu ändern. Die
Bundesregierung will gemeinsam mit den EU-Partnern die bestehenden
Sanktionen nachschärfen, schließt aber weiterhin den Schritt aus, den
Russland jenseits eines direkten militärischen Eingriffs am stärksten
fürchten muss: einen sofortigen Energieboykott, der der russischen
Wirtschaft den entscheidenden Stoß versetzen könnte.
[2][Die Ampel führt gute Argumente gegen diesen Schritt an. Auch der
wirtschaftliche Schaden für Deutschland und andere Länder könnte immens
sein.] Die Regierung rechnet nicht mit dem denkbar glimpflichsten Szenario,
sondern mit dem Worst Case. Im Sinne einer umsichtigen Politik ist das
richtig.
Richtig wäre aber auch, in der Abwägung ebenso den Worst Case auf der
anderen Seite der Gleichung zu berücksichtigen: Welche Kosten können für
Deutschland anfallen, wenn der Krieg nicht rasch endet – monetär,
machtpolitisch, aber auch moralisch? Die Bilder aus Butscha sind nur eine
Vorschau. Aus [3][Mariupol], wo es keine Kameras mehr gibt, werden uns noch
ganz andere Berichte erreichen. Und wenn wir über den Worst Case künftiger
Verbrechen reden, kommen wir um den Begriff Genozid nicht herum.
Auf der Skala der Grausamkeiten gibt es einen Punkt, an dem die Gleichung
nicht mehr aufgeht, an dem Deutschland an den Energielieferungen doch nicht
mehr festhalten kann. Die Frage, wie viel Leid dafür zusammenkommen muss,
ist zynisch. Die Antwort der Ampel wäre trotzdem interessant.
4 Apr 2022
## LINKS
[1] /Mutmassliche-russische-Kriegsverbrechen/!5845946
[2] https://www.youtube.com/watch?v=dgV96jz3prY
[3] /Theaterleiter-ueber-sein-Haus-in-Mariupol/!5843112
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Ukraine
Wladimir Putin
Kriegsverbrechen
Sanktionen
Gas
GNS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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