| # taz.de -- EU-Verteidigungspolitik: Lahme „schnelle Eingreiftruppe“ | |
| > Die sicherheitspolitische Neuaufstellung der EU erscheint unentschlossen | |
| > und bleibt unausgegoren. Für die aktuelle Krisenlage ist es ohnehin zu | |
| > spät. | |
| Bild: Bundeswehrsoldaten sollen zu Beginn das militärische Herzstück der neue… | |
| Einen „Strategischen Kompass“ haben die EU-Außenminister beschlossen, eine | |
| „[1][Schnelle Eingreiftruppe]“ wollen sie aufstellen. Angesichts des | |
| russischen Überfalls auf die Ukraine klingt das vielversprechend. Endlich, | |
| so scheint es, haben die EU-Politiker eine Strategie, um den Frieden in | |
| Europa wiederherzustellen. Nach langem Zögern wollen sie eingreifen und | |
| Russland in die Schranken weisen. | |
| Doch der Eindruck täuscht. Die „schnelle“ EU-Truppe kommt ganz langsam und | |
| letztlich viel zu spät – erst 2025 dürfte sie einsatzfähig sein. In der | |
| Ukraine wird sie wohl nicht mehr eingreifen. Und der „Strategische Kompass“ | |
| ist gar keine Strategie. Er zählt auf, welche neuen militärischen | |
| Fähigkeiten die EU braucht – doch er sagt nicht, was geschehen muss, damit | |
| der Krieg in Osteuropa endet. | |
| Dabei ist das die entscheidende Frage. Brauchen wir noch mehr Waffen, um | |
| Frieden zu schaffen? Müssen noch mehr Sanktionen her, damit [2][Wladimir | |
| Putin zur Vernunft] kommt? Die Europäer drücken sich um Antworten. Unklar | |
| bleibt auch, was die EU eigentlich will. Sind wir auf dem Weg zu einer | |
| europäischen Armee? Nein, sagt der Außenbeauftragte Josep Borrell. Für die | |
| Verteidigung soll auch künftig die Nato zuständig sein. | |
| Ist das das Ende der Friedensunion? Auch das wird in Brüssel verneint. Die | |
| EU wolle sich zum „Security Provider“ weiterentwickeln, sagt Borrell. Dabei | |
| liegt die europäische Sicherheitsordnung längst am Boden. Die Europäer | |
| wollen ein bisschen Krieg führen – aber keine Kriegspartei sein. Sie wollen | |
| [3][Waffen in die Ukraine] liefern – aber kämpfen möchten sie nicht. Und | |
| einen Plan für eine neue Nachkriegsordnung haben sie auch nicht. | |
| Letztlich kommt der „Strategische Kompass“ und die Eingreiftruppe zur | |
| Unzeit. Es macht einfach keinen Sinn, mitten im Krieg eine Strategie für | |
| den Frieden in den nächsten zehn Jahren zu entwerfen. Dass Deutschland sich | |
| nun bereit erklärt, die Leitung der ersten Eingreiftruppe zu übernehmen, | |
| macht die Sache auch nicht besser. Zumal sich Verteidigungsministerin | |
| Christine Lambrecht auch noch vergaloppiert hat. | |
| Erst erweckte sie den Eindruck, die Bundeswehr wolle das gesamte erste | |
| Kontingent – bis zu 5.000 Soldaten – stellen. Dann hieß es, Berlin wolle | |
| nur das „Herzstück“ liefern. Dabei gehe es um den Gefechtsverband. Ja, was | |
| denn nun? Lambrecht fehlt genau das, was die EU nun stolz verkündet hat: | |
| ein strategischer Kompass. | |
| 22 Mar 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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