Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Krieg in der Ukraine: Worte reichen einfach nicht
> Mag sein, dass Putin am Ende nicht gewinnt, aber bis dahin sind die
> Aussichten düster. Seine Drohung mit Atomwaffen verändert alles.
Bild: Ukrainische Soldaten postieren sich unter eine Brücke in einem Vorort vo…
Die [1][Katastrophe], die Russlands Präsident Wladimir Putin über die
Ukraine, aber auch über Russland und ganz Europa bringt, ist so groß, dass
kaum ein Wort dafür reicht. Dieser Angriffskrieg wird entsetzliches Leid in
der Ukraine schaffen. Er wird den ganzen Kontinent auf lange Zeit verändern
– und dies nicht zum Besseren.
[2][„Putin wird nicht gewinnen“], sagen Bundeskanzler Olaf Scholz und
andere. Sicherlich stimmt das irgendwie. Aber die Aussicht bis zu dem Tag,
an dem Putin nicht gewonnen haben wird, ist mehr als deprimierend. Bei der
Beschreibung kann man sich den Konjunktiv größtenteils sparen. Es werden
viel zu viele Menschen sterben und Familien auseinandergerissen werden.
Russland wird sich die Ukraine und sicher auch Belarus auf die eine oder
andere Weise einverleiben und das monströse neue Gebilde in eine imperiale
Diktatur verwandeln. Um die [3][mutigen Menschen, die dort gegen den Krieg
demonstrieren], muss man sich sorgen. Der wirtschaftliche und sonstige
Austausch mit dem Westen wird stark schrumpfen, und das Gros der
Bevölkerung in dem isolierten, neu-zaristischen Reich wird materiell und
geistig ärmer gemacht.
Der Wirtschaftskrieg wird auch die EU enorme Summen kosten. Bei den
[4][recht überschaubaren Sanktionen], die Donnerstag verkündet wurden, kann
es ja kaum bleiben. Sollte sich herausstellen, dass Deutschland den
Ausschluss Russlands vom Swift-Zahlungssystem auch deshalb bisher
verhindert, um die Kredite deutscher Banken zu retten, wäre dies eine
Schande.
## Das Geld für den Klimaschutz wird in Militär gepumpt
In jedem Fall aber werden die Regierungen Europas unter großen Druck
geraten, weil sie fortan Geld in Waffen und Kompensationen für Kriegsfolgen
stecken müssen, das sonst für Klimaschutz, Innovation und sozialen
Ausgleich verfügbar wäre.
Die Nato muss und wird nun an ihrer [5][Ostflanke aufrüste]n, alle
völkerrechtlichen Verträge mit Russland aus den 90er Jahren hat Putin
aufgekündigt. Die Nato-Staaten in Europa werden die Flüchtlinge aus der
Ukraine aufnehmen und die ganze Bitterkeit und Scham erfahren, die es mit
sich bringt, dass die Nato nicht mit der Ukraine gegen Russland kämpft.
Denn wir müssen ja zuschauen: Nahezu unverhohlen hat Putin mit Atomwaffen
für den Fall gedroht, dass ein Nato-Land der Ukraine militärisch
beispringt. 32 Jahre nach Ende des Kalten Krieges lernen wir jetzt also,
dass der Besitz von Atomwaffen einen konventionellen Krieg nicht
verhindert, sondern ermöglicht. Die Lehre für den Rest der Welt lautet: Gib
nie deine Atomwaffen auf – und wenn du kannst, bau dir welche.
Die Verträge zur nuklearen Abrüstung, zuletzt dank des Regierungswechsels
in den USA von Donald Trump zu Joe Biden so gerade noch gerettet, rauschen
im Hintergrund auf völkerrechtlichen Ramschstatus herab.
Bitter müssen wir lernen, dass diejenigen, die seit über 15 Jahren vor
Putin warnen, immer recht gehabt haben. Dass Putin sich mit seiner Wortwahl
um eine rechtsförmige Begründung für den Angriff bemüht, ist keinerlei
Trost. Die Stichworte „Genozid“ und „Schutz der Bevölkerung“ sind ja k…
Zugeständnis an die Erfordernisse der Legitimität, sondern eine bösartige,
verlogene Satire darauf (der bulgarische Politologe Ivan Krastev hat über
diese Art Parodie schon vor Jahren geschrieben).
Dieser Überfall auf ein friedliches und souveränes Land wurde von erkennbar
langer Hand vorbereitet und wird nun planmäßig ausgeführt. Die
Skrupellosigkeit darin spricht allen Vorstellungen, es wäre in den letzten
Wochen oder auch Monaten mit Diplomatie noch irgendetwas zu erreichen
gewesen, Hohn. Sie lässt kaum einen Zweifel daran zu, dass Putin das
Druckmittel Atomwaffen ab sofort nach Belieben einsetzen wird.
Wobei: Eigentlich reicht es, die Andeutung einmal gemacht zu haben – die
Bedrohung verselbstständigt sich dann. Die Aussichten auf die Folgen des
Kriegs, den Putin diese Woche begann, sind so düster, dass kein Wort dafür
reichen will.
25 Feb 2022
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150
[2] https://www.youtube.com/watch?v=WmJ_i2-yv00
[3] https://www.youtube.com/watch?v=XhzSwt3f5Zk
[4] /Neue-EU-Sanktionen-gegen-Russland/!5837522
[5] /Mehr-Soldaten-nach-Osteuropa/!5832487
## AUTOREN
Ulrike Winkelmann
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
taz на русском языке
Wladimir Putin
Sanktionen
Atomwaffen
GNS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
taz на русском языке
Ampel-Koalition
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Ukraine-Krise
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
taz на русском языке
## ARTIKEL ZUM THEMA
Energieversorgung in der EU: Raus aus Russlands Klauen
Mit Flüssiggas und erneuerbaren Energien will die EU unabhängiger von
russischen Importen werden. Doch wie das genau passieren soll, ist noch
unklar.
Westliche Sanktionen gegen Russland: Krieg an den Finanzmärkten
Die Sanktionen nehmen Russlands Zentralbank ins Visier. Auch der
Swift-Ausschluss kommt. Die Folgen dürften enorm sein.
Ukraine-Krieg: Heilsamer Realitätsschock
Die Ampel-Regierung hat bei Waffenlieferungen und Sanktionen eine
dramatische Kehrtwende hingelegt. Doch das macht die Fehler nicht
ungeschehen.
Flucht aus der Ukraine nach Ungarn: Bloß weg
Derzeit kommen viele Ukrainer:innen im Nachbarland Ungarn an. Aus Sorge
davor, dass sich der Krieg ausbreitet, haben sie ihre Heimat verlassen.
Krieg in der Ukraine: Nato verlegt Eingreiftruppe
Die Nato reagiert auf die Gefahr weiterer Übergriffe Russlands. Das
Militärbündnis verlegt Truppen entlang seiner östlichen Grenze.
Möglicher Swift-Rauswurf Russlands: Die Waffe mit fünf Buchstaben
Der Ausschluss aus dem Überweisungssystem Swift könnte Russlands Wirtschaft
besonders hart treffen. Doch die Mitgliedstaaten der EU sind sich uneins.
Russischer Angriff auf Ukraine: Kiew unter Schock
Am Bahnhof versuchen Menschen verzweifelt, ein Ticket Richtung Westen zu
bekommen. Vor den Banken sind lange Schlangen. Eindrücke aus Kiew.
Deutsche Reaktionen auf Ukraine-Krieg: „Das ist Putins Krieg“
Die Bundesregierung kündigt harte Sanktionen gegenüber Russland und volle
Solidarität mit der Ukraine an. Waffen will sie aber nicht liefern.
Menschen fliehen aus der Ukraine: Auf Krieg folgt Flucht
Die östlichen EU-Staaten rechnen mit über 1,5 Millionen Flüchtlingen aus
der Ukraine. Deutschland wappnet sich.
Neue EU-Sanktionen gegen Russland: Hoher Preis für Putin
Nach Russlands Angriff auf die Ukraine kündigt die EU ein weiteres hartes
Sanktionspaket an. Doch der Energiesektor soll ausgeklammert bleiben.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.