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# taz.de -- EU-Afrika-Treffen in Brüssel: Afrika etwas zurückgeben
> Die Zukunft hier hängt auch von Frieden und Wachstum in Afrika ab. Die EU
> sollte ihre zahlreichen Versprechen an den Kontinent einlösen.
Bild: Südafrikas Präsident Ramaphosa und EU-Ratspräsident Michel am 17. Febr…
So groß die Differenzen beim großen Treffen von Afrika und der EU diese
Woche in Brüssel im Einzelnen auch gewesen sein mögen – in einem waren sich
die Gipfelausrichter und die Gäste letztlich einig: Ohne den jeweils
anderen kommen sie auf die Dauer nicht aus. Und das ist mehr, als es
zunächst scheint. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa formulierte es so:
Es sei an der Zeit, „dass die Kolonisatoren dem Kontinent etwas
zurückgeben.“ Die Frage ist: Was?
Auf afrikanischer Seite war die [1][Wut] in den vergangenen Jahren immer
größer geworden. Zum gebrochenen Versprechen, dem Sterben im Mittelmeer mit
legalen Zugangswegen entgegenzutreten, war die Behandlung des Kontinents in
der Coronapandemie getreten. Der anhaltende Widerstand der EU gegen eine
befristete Aufhebung des [2][Impf-Patentschutzes] war dessen
offensichtlichstes Symbol.
Verschärft hatte die Missstimmung der Afrikanischen Union das auf der
UN-Klimakonferenz in Glasgow jüngst ebenfalls gebrochene Versprechen der
Industriestaaten, verbindliche Zusagen für die anvisierten 100 Milliarden
Euro jährlich für Klimawandel-Anpassungsmaßnahmen zu machen. Für die
Hungersnöte in West- und Ostafrika, die Angriffe der Dschihadisten im
Sahel, unter denen viele Millionen Menschen schwer leiden, war da kaum noch
Sichtbarkeit übrig.
Doch für alle diese Felder gilt: Ohne europäische Unterstützung wird es
nicht gehen. Und auch für Europa wird es keine Zukunft in Frieden und
Wohlstand geben, wenn es Afrika nicht ebenfalls zu einer solchen verhilft.
Die „Allianz“, die die EU anbietet, soll ganz wesentlich auf Investitionen
gründen. Tatsächlich braucht Afrika kaum etwas mehr. Wirklich etwas nützen
werden diese allerdings nur dann, wenn die Investoren ihre Gewinne auch vor
Ort versteuern, wie es in der Schlussakte des Gipfels durchzusetzen
versprochen wird.
Bisher trägt die EU dazu bei, dass die im globalen Süden erwirtschafteten
Profite oft unversteuert abfließen. Doch die bombastische Summe – „150
Milliarden!“ –, die die EU-Vertreter fast wie Sprechautomaten in den
vergangenen Tagen rund um den Gipfel immer wiederholten, ist ein noch
längst nicht gedeckter Scheck. Das meiste davon wird nur fließen, wenn
private Gewinne winken. Und in den besonders zahlreichen armen
afrikanischen Ländern ohne kaufkräftige Mittelschicht ist das nicht der
Fall.
Sie sind weiter auf Hilfe angewiesen. Die EU aber dampft ihre
Entwicklungszusammenarbeit ein, um europäischen Investoren den Weg auf
Afrikas Märkte abzufedern und sich gleichzeitig Gefügigkeit bei der
Migrationskontrolle zu erkaufen. Das ist nicht das, was es Afrika
„zurückgeben“ sollte.
20 Feb 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Christian Jakob
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