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# taz.de -- Größte Wasserschutzzone Europas: Madeira will mehr Meer
> Portugal hat Europas größte Wasserschutzzone geschaffen. Dabei ist der
> Erhalt der Biodiversität der Ozeane weltweit mühsam. Beispiel:
> Südpolarmeer.
Bild: Juhu, Meeresschutzgebiet! Delfin vor Madeira
Madrid taz | Portugal hat das größte Meeresschutzgebiet Europas und des
Nordatlantiks geschaffen. Rund um die zur Inselgruppe Madeira gehörenden
Selvagens-Inseln wird eine Schutzzone um 12 Seemeilen ausgeweitet.
Insgesamt stehen damit künftig 2.677 Quadratkilometer unter Schutz – eine
Fläche etwas größer als das Saarland. Die Selvagens-Inseln liegen [1][vor
Afrikas Nordwestküste im Atlantik], auf halben Weg zwischen Madeira und den
zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln.
Die 21 unbewohnten Inseln wurden bereits 1971 zum Naturschutzgebiet
erklärt. Der Archipel setzt sich aus zwei Inselgruppen zusammen, die etwa
15 Kilometer voneinander entfernt liegen. Sowohl an Land als auch im Meer
kommen hier einzigartige Lebewesen vor.
Dazu gehören der bodianus scrofa, der Kugelfisch, sowie viele Arten von
Seeigeln. Von den acht Meeresschildkrötenarten weltweit leben fünf in den
Gewässern der Selvagens. Ihre Küstenregionen dienen als Aufzuchtstation,
für viele Fische und Meeressäuger liegen die Inseln auf ihrer
Migrationsroute zwischen den Kanaren, Madeira und den kapverdischen Inseln.
Insgesamt leben hier zehn Walarten, darunter die bedrohten Finn-, Pott- und
Grindwale sowie der Große Tümmler. „Dieses neu eingerichtete Schutzgebiet
wird sicherstellen, dass die Unterwasserbiodiversität des
Selvagens-Archipels bewahrt wird und weiterhin gedeiht“, erklärt Paul Rose
von der Meeresschutzorganisation National Geographic Pristine Seas, die
sich für die Schutzzone eingesetzt hatte.
## Kein Fischfang mehr
Rose leitete 2015 eine Expedition seiner Organisation zusammen mit den
Stiftungen [2][Waitt Foundation] und [3][Oceano Azul]. Die Forschungsreise
dokumentierte die Biodiversität rund um die Inseln. Seither warben sie für
die Notwendigkeit eines Schutzgebietes. Portugals Regierung unter dem
Sozialisten António Costa sowie die konservative Regionalregierung von
Madeira konnten schließlich für das Projekt gewonnen werden. Alle Arten
innerhalb des Schutzgebiets sollen vollständig vor Fischfang oder anderen
Aktivitäten zur Gewinnung von Rohstoffen geschützt werden, erklärte Oceano
Azul.
Madeira sei „in Sachen Naturschutzpolitik eine weltweite Referenz“,
erklärte der Präsident der Regionalregierung, Miguel Albuquerque. Neben dem
Natur- engagiert sich die Regionalregierung auch im Klimaschutz. Erst vor
wenigen Tagen schloss der regionale Energieversorger EEM einen Vertrag mit
einem Konsortium rund um Siemens. Große Batterien sollen Strom aus
erneuerbaren Energieformen speichern. Damit wird künftig die Hälfte des
Energieverbrauchs der Inseln aus nichtfossilen Quellen kommen.
Das neue Schutzgebiet ist für europäische Verhältnisse groß, aber im
Weltmaßstab vergleichsweise klein. Meeresschutz ist ein mühsames Geschäft.
Derzeit sind weniger als acht Prozent der Ozeane weltweit geschützt.
National Geographic Pristine Seas fordert zusammen mit anderen, dass bis
2030 mindestens 30 Prozent des Ozeans unter Schutz stehen sollen, um die
Meeresvielfalt zu erhalten.
Doch viele Länder stellen wirtschaftliche Interessen über Biodiversität. So
scheiterte erst im Oktober die 40. Konferenz der Kommission zur Erhaltung
der lebenden Ressourcen der Antarktis (CCAMLR) im australischen Hobart
einmal mehr an dem Plan, in [4][der Südpolarregion das weltgrößte
Meeresschutzgebiet] einzurichten. Die beiden Großmächte Russland und China
stimmten dagegen. Sie fischen in der Region vor allem Seehecht und
antarktischen Krill. Letzterer ist die wichtigste Nahrungsquelle für viele
Lebewesen wie Wale oder Pinguine. Die 25 Mitgliedssaaten der CCAMLR müssen
einstimmig entscheiden.
30 Nov 2021
## LINKS
[1] /Atlantik-Insel-Porto-Santo-und-Corona/!5741499
[2] https://www.waittfoundation.org/
[3] http://xn--,%20erklrt%20Paul%20Rose%20von%20der%20Meeresschutzorganisation%…
[4] /Antarktis-bleibt-schutzlos/!5811796
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Biodiversität
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