# taz.de -- Tagung zu Walfang: Japans Schlupfloch Wissenschaft | |
> Die Internationale Walfangkommission sucht einen Kompromiss zu Japans | |
> Walfang. Naturschützer fürchten das Ende das Fangmoratoriums. | |
Bild: Blutige Angelegenheit: Ein japanisches Walfangschiff birgt einen harpunie… | |
STOCKHOLM taz | Um die Zukunft des Walfangs geht es auf der 61. | |
Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission IWC auf Madeira. Stoff | |
für Diskussionen gibt es genügend, beschlossen wird wahrscheinlich wieder | |
einmal nichts: Unter den 85 Mitgliedstaaten stehen sich Walfangbefürworter | |
und -gegner in gleicher Zahl gegenüber. So wird sich an dem seit 1986 | |
geltenden Walfangmoratorium wohl nichts Grundlegendes ändern. | |
Im Mittelpunkt der Verhandlungen wird Japan stehen. Auf seiner letzten | |
Tagung in Santiago de Chile hatte die IWC eine Arbeitsgruppe damit | |
beauftragt, eine Kompromisslösung für den Walfang Japans zu finden. Tokio | |
begründet den Fang mit wissenschaftlichem Interesse. Die Gruppe hatte | |
versucht, Tokio vom "wissenschaftlichen" Walfang abzubringen und dem Land | |
dafür als Ausgleich eine begrenzte Walfangquote in eigenen Küstengewässern | |
zu genehmigen. | |
Japan soll zwar grundsätzlich die Bereitschaft signalisiert haben, nach | |
einer mehrjährigen Übergangsfrist seinen umstrittenen "wissenschaftlichen" | |
Walfang im Südpazifik und in der Antarktisregion zu beenden, im Gegenzug | |
will es aber eine entsprechend hohe Walfangquote vor seinen Küsten. Diese | |
Forderung ist für die Mehrheit der Walfang-kritischen Länder nicht | |
akzeptabel. Australien etwa stellte klar, dass ein Kompromiss nur möglich | |
sei, wenn die japanische Fangquote massiv schrumpfe. | |
Die meisten Umwelt- und Walschutzorganisationen halten gar nichts von einem | |
Kompromiss, weil er de facto das Ende des seit 23 Jahren geltenden Verbots | |
kommerziellen Walfangs bedeutete. Allerdings ist das Verbot löchrig: Rund | |
13.000 Großwale hat Japan unter dem Vorwand der Wissenschaft in den letzten | |
Jahren getötet; über 7.000 töteten norwegische Fangflotten, deren Regierung | |
sich von vornherein gegen das Moratorium gestellt hatte. Ein begrenzter | |
Walfang unter IWC-Kontrolle sei besser als dieser Zustand, meinen daher | |
mittlerweile viele Walschutz-Länder. Auch die Bundesregierung lehnt einen | |
Kompromiss nicht ab, wenn damit das Schlupfloch des "wissenschaftlichen" | |
Walfangs gestopft werden könnte. REINHARD WOLFF | |
23 Jun 2009 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
Reinhard Wolff | |
## TAGS | |
Biodiversität | |
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