Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Suizid von Männern: Warum Männer seltener Hilfe suchen
> Psychische Erkrankungen werden häufiger bei Frauen diagnostiziert, aber
> Männer sind gefährdeter, an einer solchen zu sterben. Ein
> Erklärungsversuch.
Bild: Dass Männer seltener Hilfe suchen, liegt auch an den patriarchalen Gesel…
Liebe Männer, wir müssen reden! [1][Über eure Gesundheit]; die psychische,
um genau zu sein. Anlässlich des Movembers (Kofferwort aus November und dem
französischen „Moustache“), einem Aktionsmonat, der auf das Thema
Männergesundheit aufmerksam macht, möchte ich diese Kolumne allen Männern
widmen.
Im Sommer 2020 rief M. mich an und sagte, dass V., ein gemeinsamer
Bekannter, sich suizidiert hatte. Wir waren alle auf einer Schule, hatten
zeitweise abgehangen und sind, wie so üblich, irgendwann alle unserer Wege
gegangen. Ich weiß nicht mal mehr, wann ich V. das letzte Mal gesehen habe.
Dennoch stimmte mich die Nachricht sehr betroffen, besonders nachdem M. mir
von V.s psychischen Problemen und den Umständen seines Suizids erzählte.
Obwohl psychische Erkrankungen Statistiken zufolge doppelt so häufig bei
Frauen diagnostiziert werden, sind Männer gefährdeter, an einer solchen zu
sterben. Laut Statistischem Bundesamt werden rund 75 Prozent [2][der
jährlich verzeichneten Suizide] von Männern begangen. Nicht immer geht
einer Selbsttötung eine psychische Erkrankung voraus. Der Deutschen
Depressionshilfe zufolge trifft dies allerdings in 90 Prozent der Fälle zu.
Ob Männer wirklich seltener psychisch erkranken, ist nicht abschließend
geklärt. Zwar wird davon ausgegangen, dass die Mehrfachbelastung von Frauen
psychische Erkrankungen begünstigt. [3][Da Männer sich im Schnitt aber
seltener Hilfe suchen], bleiben sie bei ihnen öfter unerkannt.
## Symptome schwerer zu erkennen
Hier setzt der Movember an: Dass sich Männer seltener Hilfe suchen, liegt
auch an den patriarchalen Gesellschaftsstrukturen, in denen wir leben. Sie
gaukeln vor allem euch Männern vor, dass ihr stark zu sein habt, euer
emotionales Leid unter den Teppich gekehrt, mit viel Fusel begossen oder in
Form aufgestauter Aggressionen an anderen ausgelassen gehört.
„Es gibt so viele Jungs und Männer, die denken, sie müssten ganz allein mit
ihrem Leiden klarkommen“, schreibt [4][JJ Bola in seinem Buch „Sei kein
Mann“]. Ihnen fehle ein Ventil für ihren Schmerz, sie neigten dazu, ihn zu
unterdrücken, was fatale Folgen haben könne.
Die Symptome einer psychischen Erkrankung sind bei Männern häufig schwerer
zu erkennen, auch, weil sie gesellschaftlich eher toleriert werden. Neben
körperlichen Beschwerden können erhöhte Aggressionen, Gewaltbereitschaft
und Alkoholmissbrauch damit einhergehen. Dass sich diese Symptome
verschlimmern, wenn man nichts unternimmt, ist irgendwie logisch. Deswegen
meine Bitte an euch Männer: Sprecht darüber, sucht euch Hilfe, bevor sich
euer Schmerz gegen andere oder euch selbst richtet.
18 Nov 2021
## LINKS
[1] /Psychische-Gesundheit-in-Deutschland/!5810763
[2] /Suizide-bei-Tieraerztinnen/!5804411
[3] /Welttag-der-Suizidpraevention/!5795832
[4] /JJ-Bola-ueber-toxische-Maennlichkeit/!5722023
## AUTOREN
Sophia Zessnik
## TAGS
Kolumne Great Depression
Suizid
Patriarchat
Psychische Erkrankungen
GNS
IG
Männer
Gesundheitspolitik
IG
psychische Gesundheit
Kolumne Great Depression
Kolumne Great Depression
psychische Gesundheit
psychische Gesundheit
Tierarzt
psychische Gesundheit
## ARTIKEL ZUM THEMA
Monat der Männergesundheit: Auch du, lieber Mann
Im November sollen sich Männer um ihre Gesundheit kümmern. Bei der Kampagne
„Movember“ geht dabei um mehr als einen hübschen Schnurrbart.
Monat der Männergesundheit: Ein Moustache für die Gesundheit
Der November ist der Männergesundheit gewidmet. Von Kürzungen betroffene
freie Träger der Gesundheitsangebote nehmen das zum Anlass, mobil zu
machen.
Männergesundheit: Jungs weinen nicht
Traditionelles männliches Verhalten kann krank machen. Der „toxische Mann“
schädigt sich selbst und wird in der Gesundheitsvorsorge weniger beachtet.
Schweigen über Suizid: Schluss mit dem Tabu
Nach einem Jahr endet die Kolumne unserer Autorin über psychische
Gesundheit. Zum Abschied spricht sie über ein Thema, das noch zu kurz kam:
Suizid.
Weihnachten und Neujahr: Keine Ferien für die Psyche
Für viele ist die Weihnachtszeit ermüdend und anstregend. Doch gerade für
Menschen mit psychischen Erkrankungen kann sie besonders schwierig sein.
Psychische und körperliche Gesundheit: Wir reden psychische Symptome klein
Unsere Autorin hat eine Depression, bei der körperliche Symptome stark
sind. Mediziner*innen brauchen oft mehrere Anläufe, um das zu
erkennen.
Mentale Gesundheit in Pandemie: Zu depressiv zum Anziehen
Mit der anhaltenden Pandemie ist die Stimmung bei vielen gedrückt. Das
sorgt auch für mehr Verständnis depressiven Menschen gegenüber.
Psychische Gesundheit in Deutschland: Angst vor seelischem Leid
Die Sorge um psychische Gesundheit steigt seit Corona. Bei etwa 20 Prozent
der Arbeitnehmer:innen wurde schonmal eine Depression diagnostiziert.
Suizide bei Tierärzt*innen: Hilflose Helfende
Kaum ein anderer Beruf wird so romantisiert wie der der Tierärzt*in. Dabei
ist es der Job mit dem höchsten Suizidrisiko. Warum?
Welttag der Suizidprävention: „So eine krasse Verzweiflung“
Gewaltige Nachfrage: Per Mail beraten junge Menschen wie Paula und
Expert*innen wie Christine Obermüller Jugendliche mit Suizidgedanken.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.