# taz.de -- Psychische Gesundheit in Deutschland: Angst vor seelischem Leid | |
> Die Sorge um psychische Gesundheit steigt seit Corona. Bei etwa 20 | |
> Prozent der Arbeitnehmer:innen wurde schonmal eine Depression | |
> diagnostiziert. | |
Bild: Immer mehr Menschen machen sich Gedanken über ihre psychische Gesundheit | |
Die gute Nachricht zuerst: Immer mehr Menschen ist ihre psychische | |
Gesundheit wichtig. Das fand das Meinungsforschungsinstitut Ipsos bei einer | |
Befragung von 20.000 Personen in 30 Ländern heraus. Weltweit hält eine | |
große Mehrheit (79 Prozent) physische und psychische Gesundheit für | |
gleichermaßen wichtig. | |
In Zeiten, in denen psychische Krankheiten immer noch stark stigmatisiert | |
sind, kann das nichts anderes als ein gutes Zeichen sein. Das war es dann | |
auch schon mit den guten Nachrichten, denn die Sorge um die psychische | |
Gesundheit rangiert auf Platz 2 hinter Corona, noch nicht mal vor Krebs | |
fürchten sich die Menschen laut Ipsos so sehr wie davor, dass ihre | |
psychische Gesundheit gefährdet ist. | |
Das liegt wohl auch daran, dass das Wissen dazu fehlt: Die Deutsche | |
Stiftung Depressionshilfe [1][veröffentlichte am Dienstag eine | |
repräsentative Umfrage], nach der etwa 19 Prozent der | |
Arbeitnehmer:innen glauben, dass sie schon mal eine undiagnostizierte | |
Depression hatten. Dazu kommen 20 Prozent, bei denen eine Depression | |
diagnostiziert wurde. | |
„Depression ist gut behandelbar, dies bleibt jedoch oft aus“, sagt der | |
Vorstandschef der Stiftung, Ulrich Hegerl. Er schätzt die Zahlen als hoch | |
ein. Wegen der Häufigkeit der Erkrankung sollten Unternehmen „dringend | |
Basiswissen und auch Handlungskompetenz zu Depression und Suizidprävention | |
aufbauen“. Neben großem Leid könnten dadurch laut Hegerl auch Kosten | |
minimiert werden. | |
Momentan sind Arbeitgeber:innen, die diesen Einwand ernst nehmen, rar | |
gesät: Laut der Umfrage berichten nur 22 Prozent der an Depression | |
erkrankten Mitarbeiter:innen von möglichen Anlaufstellen bei | |
psychischen Problemen in ihrer Organisation. Parallel zum | |
Deutschland-Barometer Depression, den die Stiftung seit 2017 regelmäßig | |
veröffentlicht, erschien auch ein „Sonderbarometer“ zu Corona. Demnach | |
hätten sich bei fast der Hälfte der Patient:innen depressive Symptome | |
bis hin zu Suizidversuchen verschlechtert. | |
9 Nov 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.deutsche-depressionshilfe.de/forschungszentrum/id-2021 | |
## AUTOREN | |
Nicole Opitz | |
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