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# taz.de -- Streit zwischen Chef und Betriebsrat: Machtkampf bei VW
> Konzernchef Herbert Diess will massiv Arbeitsplätze bei Volkswagen
> abbauen und provoziert den Betriebsrat. Das könnte den Top-Manager den
> Job kosten.
Bild: Überlistet mit Aussagen zu Stellenabbau: VW-Chef Herbert Diess
Berlin taz | Der Betriebsrat des Autobauers Volkswagen zeigt sich im
Machtkampf mit [1][Konzernchef Herbert Diess] um einen möglichen massiven
Stellenabbau kämpferisch. „Hier ist nicht ein Mensch zu viel an Bord“,
sagte die [2][Konzernbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo] am Donnerstag
bei einer Versammlung mit mehreren Tausend Beschäftigten in Wolfsburg.
Es war wegen der Coronakrise die erste derartige Belegschaftsveranstaltung
seit fast zwei Jahren. Daran teilgenommen haben auch VW-Chef Herbert Diess
und der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).
Niedersachsen gehört zu den Anteilseignern des Konzerns. Anders als bei den
sonst üblichen Betriebsversammlungen konnten bei dieser sogenannten
Betriebsinformation die Beschäftigten keine Fragen stellen. Die
Veranstaltung hatte im Vorfeld für Aufsehen gesorgt. Ursprünglich hatte
VW-Chef Diess nicht teilnehmen wollen – eine Brüskierung der Belegschaft
und des Betriebsrats.
Ohnehin ist die Stimmung denkbar schlecht. Nach einem Bericht des
Handelsblatts sollen die Vertreter:innen der Beschäftigten im
Aufsichtsrat Diess das Vertrauen entzogen haben, nachdem der den Abbau von
30.000 Jobs ins Spiel gebracht hatte. Das könnte dem Top-Manager gefährlich
werden: Ein spezieller Ausschuss des Aufsichtsrats soll nun klären, ob oder
wie es mit Diess weiter geht. Der Ausschuss wird tätig, wenn im
Aufsichtsrat die nötige Zweidrittelmehrheit für Personalentscheidungen
nicht zustande kommt.
Mitglieder des Ausschusses sind IG-Metall-Chef Jörg Hofmann, die
VW-Betriebsratschefin Cavallo, Ministerpräsident Weil und der
VW-Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Pötsch. Hofmann, Cavallo und Weil eint,
dass sie so viele Jobs wie möglich in Niedersachsen erhalten wollen. Es
würden „vertrauensvolle und konstruktive Gespräche geführt“, verlautete …
aus gut informierten Kreisen des Unternehmens. Aus Kreisen der
Arbeitnehmervertreter:innen hieß es, man arbeite nicht an der
Ablösung von Herbert Diess, aber es gebe erheblichen Gesprächsbedarf.
Diess hatte bei der Aufsichtsratssitzung im September überraschend über den
Abbau der 30.000 Stellen gesprochen. Üblich bei VW ist, solche Überlegungen
mit dem Betriebsrat abzustimmen, bevor sie in den Gremien behandelt werden.
Im Anschluss an diese Sitzung hatte Diess die Einladung von Cavallo zu
einer Betriebsversammlung ausgeschlagen.
## Immer wieder Kurzarbeit
Die Unruhe in der VW-Belegschaft ist groß. Die Autobranche steht wegen der
[3][Umstellung auf E-Mobilität vor einem großen Umbruch]. VW ist zwar unter
den europäischen Autobauern führend im E-Bereich. Aber beim Bau von
Elektroautos werden weniger Arbeitskräfte gebraucht als für die Herstellung
konventioneller Fahrzeuge, weil viel weniger Teile verbaut werden. Die
strukturellen Probleme werden verschärft durch die Coronakrise, durch die
der Absatz von Fahrzeugen eingebrochen ist, und vor allem durch den Mangel
an Halbleitern. Die Belegschaft wird immer wieder in Kurzarbeit geschickt.
Obwohl VW das Kurzarbeitergeld voll aufstockt, haben die Beschäftigten
finanzielle Einbußen, etwa weil Zulagen wegfallen.
Im Wolfsburger VW-Werk wird bislang noch kein E-Modell gebaut. Ab 2026 soll
Modell Trinitiy dort hergestellt werden. Der Betriebsrat drängt darauf,
früher in Wolfsburg mit dem Bau von E-Autos zu beginnen. Zurzeit laufen bei
VW die Verhandlungen über die sogenannte Planungsrunde, einem
Investitionsplan für mehr als 100 Werke. Für die Vertreter:innen der
Beschäftigten ist das ein wichtiges Instrument, um Einfluss auf die
Stellenentwicklung zu nehmen – im Zweifelsfall können sie die Pläne
blockieren.
4 Nov 2021
## LINKS
[1] /VW-Chef-diskutiert-mit-Kritikerin/!5624425
[2] /Neue-VW-Betriebsratschefin-Cavallo/!5768461
[3] /Autoexperte-ueber-Ende-der-Verbrenner/!5745341
## AUTOREN
Anja Krüger
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