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# taz.de -- LGBTQ+ in Bulgarien: Verlogene Solidarität
> Die demonstrative Sympathie von Politiker*innen mit der
> LGBTQ+-Community ist verlogen. In Bulgarien lebt der Hass auf sexuelle
> Minderheiten.
Bild: Protest gegen homophobe Attacken Sofia am 1. November 2021
Verlogener geht es nicht: Da wird in der bulgarischen Hauptstadt Sofia ein
Treffpunkt der LGBTQ+-Community überfallen und eine Aktivistin von einem
der Eindringlinge ins Gesicht geschlagen. Und was passiert? Führende
Politiker*innen verleihen ihrer Bestürzung Ausdruck, darunter auch
auch der [1][frühere Regierungschef Bojko Borissow]. Gerade der ist bislang
keineswegs durch Solidaritätsbekundungen für die Minderheit aufgefallen.
Borissow regierte von 2017 bis 2021 in einer Koalition mit dem
nationalistischen Wahlbündnis Vereinigte Patrioten. Diese Truppe war, wo es
um Hetze gegen Vertreter*innen der Minderheit geht, stets an vorderster
Front unterwegs. Noch unappetitlicher ist der Vorfall angesichts der
Tatsache, dass der selbst ernannte „National-Sozialist“ und [2][Rechtsaußen
Bojan Rasate] an der Aktion federführend beteiligt war.
Rasate will übrigens bei der kommenden Präsidentenwahl antreten. Seine
Haltung gegenüber der [3][LGBTQ+-Community] wird ihm dabei keinen Abbruch
tun. In weiten Teilen der Gesellschaft herrschen nach wie vor Hass und
Ablehnung, wenn es um die Belange sexueller Minderheiten geht. Ausgrenzung,
Stigmatisierung bis hin zu körperlichen Übergriffen sind an der
Tagesordnung.
Selbst unter den demokratisch gesinnten Politiker*innen gibt es kaum
solche, die sich die Forderung von LGBTQ+-Menschen nach Schutz und Wahrung
von deren Rechten zum Anliegen machen. Eine Art Vorspiel zur
Verwüstungsorgie in Sofia könnte auch ein Urteil des bulgarischen
Verfassungsgerichts über die Istanbul-Konvention von Ende Oktober gewesen
sein, die seit ihrer Annahme durch die Regierung 2018 im Parlament dümpelt.
Die Konvention verstoße gegen die Verfassung, da der Terminus „Geschlecht“
auch als soziale Kategorie gelesen werden könne. Mit anderen Worten: Wieder
eine volle Breitseite gegen LGBTQ+. Immerhin hat die Zentrale
Wahlkommission Rasate die Immunität entzogen, was den Weg für eine
Anklageerhebung frei machen würde. Ob das an der Situation von LGBTQ+ etwas
ändert, ist eher zweifelhaft.
2 Nov 2021
## LINKS
[1] /Wahlkampfberichterstattung-in-Bulgarien/!5793468
[2] /Bulgarien/!5195583
[3] /LGBT-Demonstration-in-Bulgarien/!5419451
## AUTOREN
Barbara Oertel
## TAGS
Schwerpunkt LGBTQIA
Bulgarien
Bojko Borissow
Diversity
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Homophobie
Schwerpunkt Eurovision Song Contest
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Sofia
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