| # taz.de -- Robert Habeck oder Christian Lindner: Finanzministerium an die Grü… | |
| > Bei der Frage, wer das Finanzministerium bekommt, geht es nicht um die | |
| > Eitelkeit zweier Alphamännchen. Es geht um den Kurs der nächsten | |
| > Regierung. | |
| Bild: Robert Habeck for Finanzminister | |
| Die Grünen müssen im Ampelbündnis das Bundesfinanzministerium für sich | |
| beanspruchen, wenn sie sich nicht lächerlich machen wollen. Alles spricht | |
| dafür. Bei dieser Frage geht es nicht um das Ego oder die Eitelkeit zweier | |
| Alphamännchen, auch wenn sowohl [1][Robert Habeck als auch Christian | |
| Lindner] von beidem reichlich besitzen. Es ist ganz einfach: Der | |
| Finanzminister wird – als mächtigster Mann neben dem Kanzler Olaf Scholz – | |
| den Kurs der nächsten Regierung bestimmen. | |
| Wenn die Grünen wirklich [2][eine Klimaregierung] wollen, müssen sie | |
| deshalb zugreifen. Bei diesem Machtkampf geht es um eine grundsätzliche, in | |
| ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzende Richtungsentscheidung. Die Grünen | |
| haben in der Steuer- und Finanzpolitik bisher weit reichende Zugeständnisse | |
| gemacht, um die FDP in das Bündnis zu locken. | |
| Das ist bedauerlich, aber nachvollziehbar; anders ging es nicht. Mit | |
| Lindners FDP lässt sich nun mal keine Vermögensteuer einführen, das wäre | |
| ihr Tod – und gegen die starke Position der Union im Bundesrat ist auch die | |
| Lockerung der Schuldenbremse nicht durchzusetzen. | |
| Die finanzpolitischen Leitplanken sind also gelb angestrichen. Umso | |
| wichtiger wird jetzt das faktische Regierungshandeln. Woher sollen die 50 | |
| Milliarden Euro für Klimaschutz kommen, die aus Sicht der Grünen jährlich | |
| nötig sind? Um trotz Schuldenbremse frisches Geld für den Bahnausbau, für | |
| Ladesäulen für E-Autos oder neue Radwege aufzutreiben, braucht es eine | |
| kreative Haushaltsführung – und den unbedingten Willen dazu. [3][Der neue | |
| Finanzminister] müsste sich neben dem Klimaschutz auch für sozialen | |
| Ausgleich starkmachen. | |
| ## Zeit für kalte Machtpolitik | |
| Glaubt irgendwer, dass Lindner für höhere Hartz-IV-Regelsätze kämpft? Oder | |
| dass er mehrere Staatskonzerne mit eigenem Kreditrahmen gründet, die sich | |
| die Grünen wünschen? Für Habeck muss spätestens bei der Ressortfrage | |
| Schluss sein mit der Kumpelei mit Lindner, dann ist es Zeit für kalte | |
| Machtpolitik. | |
| Die Grünen sind mit dem Anspruch angetreten, die gesamte Gesellschaft zu | |
| prägen. Von diesem Anspruch sollten sie sich auch mit 14,8 Prozent im | |
| Rücken nicht verabschieden, er muss sich in einer Regierung wiederfinden. | |
| Schließlich sind die Grünen immer noch deutlich stärker geworden als die | |
| FDP. | |
| Sich angesichts dessen auf ein Klimaschutzministerium zu beschränken wäre | |
| falsch. Jenes wäre zu machtlos, eine Art Schrebergarten, wenn es unter | |
| einem Finanzminister arbeitet, der eine andere Agenda verfolgt. Auf Olaf | |
| Scholz ist kein Verlass, er wird wohl nicht der Klimakanzler sein, als der | |
| er sich im Wahlkampf präsentierte. Deshalb sollte der nächste | |
| Finanzminister Robert Habeck heißen. Pure Vernunft muss diesmal siegen. | |
| 23 Oct 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ulrich Schulte | |
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