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# taz.de -- Schule im Norden nach den Herbstferien: Mit Maske oder ohne?
> In Hamburg und Schleswig-Holstein bleibt der Mund-Nasen-Schutz im
> Unterricht bis November Pflicht. Derweil mehren sich die Stimmen für das
> Absetzen.
Bild: Nur im Flur tragen oder auch im Unterricht? Medizinsche Masken
Hamburg taz | Wenn in Hamburg und Schleswig-Holstein am 18. Oktober die
Herbstferien enden, heißt es für die Schüler im Unterricht weiter: Maske
tragen. Zur Sicherheit bleibt diese Regel bis Anfang November, kündigte
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) an. Auch Hamburgs Schulsenator Ties
Rabe (SPD) geht auf Nummer sicher. In Niedersachsen gestattete
Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) vor Kurzem schon den Erst- und
Zweitklässlern, die Maske abzulegen. Rot-Grün-Rot in Bremen hat schon die
[1][Maskenpflicht im Unterricht] generell aufgehoben.
Solche Schritte werden heiß diskutiert, laut Umfrage von
[2][Infratest-Dimap für die ARD] sind 71 Prozent der Eltern dafür, ebenso
Fachgesellschaften, auch wenn das [3][Robert-Koch-Institut (RKI)]
angesichts hoher Inzidenzen in acht Kreisen mahnt, die Maßnahmen
beizubehalten. In Bremen lag die Inzidenz für zehn- bis 14-Jährige zuletzt
bei 324,8.
Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) [4][Andreas
Gassen sagte indes dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)], es sei
vertretbar, in Schulen auf Masken zu verzichten, da es regelmäßige Tests
gebe. Er verwies auf unerwünschte Folgen der Schutzmaßnahmen. Durch
Lockdowns, Social Distancing und Maskentragen seien die Immunsysteme der
Kinder so untrainiert, „dass sie an Viren erkranken, die ihnen früher
nichts anhaben konnten“.
Er habe erst am Morgen zwei Kinder in die Klinik eingewiesen, die am
Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) litten, sagte auch [5][Marco
Heuerding vom Bremer Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte im NDR].
„Wir haben einen Schub von Erkrankungen, die einfach dadurch bedingt sind,
dass im letzten Jahr die normale, natürliche Immunisierung ausgeblieben
ist.“ Er fordert ein Ende der Maßnahmen an Schulen, die Kinder belasten,
dazu gehöre die Maskenpflicht und die anlasslose Testung. Hätten doch
inzwischen alle Erwachsenen die Chance einer Impfung und Kinder kein hohes
Risiko zu erkranken.
Doch vielen ist noch der Herbst 2020 im Gedächtnis. Da kam es nach den
Ferien zur zweiten Welle und zur zweiten langen Schulschließung. Das soll
nicht wieder passieren. [6][Deshalb wartet Jamaika in Schleswig-Holstein 14
Tage ab]. Welche Lockerungen es ab 1. November gibt, darüber berät die
Koalition. Das Land hat mit fast 60 Prozent die höchste Impfquote unter den
zwölf- bis 17-Jährigen und eine Inzidenz von 27. „Wenn das in etwa so
bleibt, können wir die Maskenpflicht für alle Schülerjahrgänge aufheben“,
sagt die grüne Schulpolitikerin Ines Strehlau. „Wir haben ja auch Treffen
ohne Maske außerhalb der Schule. Es wäre gut, wenn sich diese Normalität
auch in der Schule ihren Weg sucht.“
Auch Hamburg will mit der Maskenpflicht das Risiko durch Urlaubsrückkehrer
verringern. „Lieber eine Sicherheitsmaßnahme mehr als erneute
Schulschließungsdebatten“, sagt Ties Rabe. Entwickelten sich die
Infektionszahlen weiter positiv, könne er sich „eine [7][Lockerung der
Maskenpflicht für Grundschüler im November]“ vorstellen.
Das unterstützt die [8][Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
(DGKJ)]. „Klar ist, die Masken sind ein wichtiger Faktor, um das
Infektionsgeschehen in Schach zu halten“, sagt die Vize-Präsidentin
Ingeborg Krägeloh-Mann. Dahin wiesen viele Studien. „Wir sind aber der
Meinung, dass für Grundschüler die Maskenpflicht ausgesetzt werden kann,
wenn das Infektionsgeschehen nur mäßig ist.“
Dies sei im Einklang mit der S3-Leitlinie [9][„Maßnahmen zur Prävention und
Kontrolle der Sars-CoV-2-Übertragung in Schulen“], die von 37
Fachgesellschaften einschließlich Schüler-, Eltern- und Lehrervertretern
erstellt wurde. Jüngere Schüler seien durch die Masken stärker
beeinträchtigt. „Sie brauchen noch mehr das Erkennen eines
Gesichtsausdrucks.“ Auch hätten Kinder selten gravierende Verläufe.
## Keine Panik mit Inzidenzen erzeugen
Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) gab nun mit der
Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) [10][eine neue
Stellungnahme] zu „Infektions- und Übertragungsrisiken“ des
Sars-CoV-2-Virus heraus und kommt zu weiteren Schlüssen. „Für Schulen und
Kitas im Regelbetrieb ist ein gute Basishygiene ausreichend,
Einschränkungen können sich in Abhängigkeit von innerschulischen Häufungen
oder einem größeren Ausbruch ergeben“, sagt DGKH-Sprecher Peter Walger.
Dazu zählten Händewaschen, Husten-Etikette, Lüften und in
Ausnahmesituationen das Tragen einer Maske.
„Wir sagen, dass Masken während des Unterrichts bei jüngeren Kindern gar
nicht zu tragen sind“, so Walger, der selbst Infektiologe ist. An
weiterführenden Schulen könnte die Maskenpflicht in Fluren und
Treppenhäusern sowie an Bushaltestellen oder im Bus bei hoher
Infektionsaktivität oder größeren Ausbrüchen sinnvoll sein. Unnötig seien
die Masken im Freien auf dem Pausenhof.
Wie erwähnt, meldete das RKI jetzt acht Landkreise mit einer
Sieben-Tage-Inzidenz von über 500 für die Altersgruppe der zehn- bis
19-Jährigen, auch wenn bundesweit dieser Wert gesunken war. Peter Walger
sieht in der Berechnung von Inzidenzwerten für kleine Teilgruppen auch das
Problem der Dramatisierung. „Wenn ein Landkreis oder eine Kommune nur 1.000
Schüler hat und fünf davon infiziert sind, liegen sie schon bei einer
Inzidenz von 500.“
Ohne die gleichzeitige Erwähnung der Impfrate beim Betreuungspersonal und
bei den Eltern erzeuge diese Kommunikation nur Panik, „man müsste von
dieser alarmistischen Grundstimmung wegkommen“, sagt Walger. Die beiden
Fachgesellschaften fordern wie Heuerding auch einen Wegfall der
regelmäßigen, anlasslosen Massentests für asymptomatische Schüler, da diese
oft falsch-positiv und auch psychologisch belastend seien. Stattdessen
seien Tests bei konkretem Anlass wie einem Infektionsfall im persönlichen
Umfeld ausreichend.
Nur gibt die Politik dieses Instrument nicht so schnell aus der Hand. In
Hamburg wird nun dreimal wöchentlich getestet. [11][In Niedersachsen soll
es nach den Ferien täglich sein]. Sollte sich die positive Tendenz nicht
umkehren, verspricht Minister Tonne, dürfen weitere Jahrgänge auf die Maske
am Platz verzichten. Er denkt an drei und vier. Der Landesschülerrat
schlägt indes vor, mit den ältesten Schülern zu beginnen.
18 Oct 2021
## LINKS
[1] https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/gesellschaft/corona-regeln-schulen…
[2] https://www.infratest-dimap.de/fileadmin/user_upload/ARD-DeutschlandTREND_O…
[3] https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberi…
[4] https://www.rnd.de/politik/maskenpflicht-in-schulen-aufheben-oder-nicht-kas…
[5] https://www.ndr.de/nachrichten/info/Kein-Streit-ist-auch-keine-Loesung-Mask…
[6] https://www.schleswig-holstein.de/DE/Schwerpunkte/Coronavirus/Schulen_Hochs…
[7] https://www.hamburg.de/nachrichten-hamburg/15467124/rabe-lockerung-der-mask…
[8] https://www.dgkj.de/die-gesellschaft/struktur
[9] https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/027-076.html
[10] https://dgpi.de/sars-cov-2-risiken-kinder-einfluss-saisonalem-verlauf-viru…
[11] https://www.mk.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/k…
## AUTOREN
Kaija Kutter
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