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# taz.de -- Coronafälle an einer Schule in Hamburg: Masken bringen’s echt
> Eine Untersuchung rekonstruiert den Corona-Ausbruch an der
> Heinrich-Hertz-Schule. Durch eine Maskenpflicht wären die Kinder besser
> geschützt gewesen.
Bild: Masken und Tests gehören für viele Schulkinder zum Alltag
Hamburg taz | Vor über einem Jahr steckten sich Schüler:innen in einer
Hamburger Schule mit Corona an, der Ausbruch erregte bundesweit
Aufmerksamkeit. In einer Untersuchung hat das Gesundheitsamt Nord nun das
Geschehen an der Heinrich-Hertz-Schule rekonstruiert.
Anfang September 2020 wurden an der Schule 33 Schüler:innen und drei
Schulbeschäftigte [1][positiv auf das Coronavirus getestet]. Aus dem
Bericht des Gesundheitsamts geht hervor, dass die Sieben-Tage-Inzidenz in
Hamburg Ende August recht niedrig war, bei unter 15 Infizierten pro 100.000
Einwohner:innen lag. Eine generelle Maskenpflicht war nicht Teil des
Hygienekonzeptes der hiesigen Schulen.
Die Untersuchung des Gesundheitsamts kam nun zu dem Ergebnis, dass ein
Großteil der Infektionen auf einen sogenannten Primärkontakt zurückgeht.
Demnach hätten sich 31 der Schüler:innen und zwei Beschäftigte innerhalb
weniger Tage in der Schule durch den Kontakt mit einer Lehrperson mit dem
Virus infiziert. Besonders viele Infektionen seien dabei im Unterricht
aufgetreten, als die Lehrperson eine Maske aus Baumwolle nur im näheren
Kontakt mit den Schüler:innen und die Schüler:innen selbst keinen
Mundschutz trugen. Deutlich weniger Infektionen traten demnach im
Unterricht am Folgetag auf, als die Lehrperson durchgehend einen Mundschutz
trug, Abstände von über 1,5 Metern einhielt und weniger redete.
Dass sich die Schüler:innen am zweiten Tag durch geringere Kontaktzeit
zur infizierten Person und das durchgängige Tragen der Maske deutlich
seltener ansteckten, werten die Forschenden als wichtige Erkenntnis, ebenso
wie den besseren Schutz, den die Jugendlichen gehabt hätten, wenn sie
selbst einen Mund-Nasenschutz getragen hätten.
## Überträger häufig ohne Symptome
„Das war im kleinen Format ein ganz typischer Covid-19 Ausbruch“, sagt
Sigrid Baumgarte, Virologin und Leiterin der Untersuchung. Oft seien die
ersten Überträger Menschen ohne Symptome, die nicht wüssten, dass sie
ansteckend seien.
„Die Untersuchung hat gezeigt, dass es nach wie vor wichtig ist,
verschiedene hygienische Maßnahmen konsequent durchzuführen“, sagt sie.
Durch gebündelte Maßnahmen entstehe ein System der Sicherheit. Zusätzlich
zu ausreichender Belüftung leiste gerade auch die Maskenpflicht in
geschlossenen Räumen einen wichtigen Beitrag. „Noch sind wir nicht so
zahlreich geimpft oder genesen und die Inzidenzen nicht so niedrig, dass
wir uns zurück lehnen können“, erklärt Baumgarte. Gerade die Lage mit den
hochansteckenden Virusvarianten sei ein dynamisches Geschehen, bei dem
gebündelte Schutzmaßnahmen weiterhin sinnvoll seien – so auch die
Maskenpflicht in den Innenräumen.
Die [2][Diskussion um ein Ende der Maskenpflicht] in Schulen wird dabei
kontrovers geführt – mit unterschiedlichen Ergebnissen in den
Bundesländern. Während einige Länder ganz oder zumindest in bestimmten
Klassenstufen auf die Maskenpflicht verzichten, hält Hamburg an der
Maßnahme fest. Es sei eine geringe Einschränkung mit hohem Schutz und aus
diesem Grund das Mittel der Wahl, hieß es vor wenigen Tagen.
Durch die Erkenntnisse aus der Studie des Gesundheitsamts sieht sich die
Schulbehörde in ihrem Kurs bestätigt. Die derzeitigen Maßnahmen hätten
weitere „Super-Spreader-Ereignisse“ an Schulen verhindert. Man wolle alles
tun, um Schulschließungen und Unterrichtseinschränkungen zu vermeiden. „Die
Testpflicht, die Maskenpflicht, die Pflicht zum Stoß- und Querlüften,
[3][mobile Luftfilter] und der Impfschutz für das Personal sollen zusammen
mit den anderen Hygiene-Maßnahmen Infektionen mit dem Coronavirus
verhindern“, schreibt die Schulbehörde auf Anfrage der taz.
## Auch Kritik an der Maskenpflicht
Anna-Maria Kuricová von der „Initiative Familie“ kritisiert hingegen die
Maskenpflicht im Klassenraum: „Wir haben inzwischen so viele Absicherungen
an Schulen und Kitas, da ist die Abschaffung der Maskenpflicht längst
überfällig.“ Gerade auch in Bezug zu Beschlüssen in anderen Bundesländern
sei es für sie unverständlich, warum Hamburg strengere Alleingänge machen
müsse. Sie hält wenig davon, die Maskenbefreiung an die Impfquote zu
koppeln. „Bildung und Teilhabe sollte nicht von einer Impfung abhängig
sein“, sagt sie.
Maren Stoll von der Elterngruppe „Sichere Bildung“ sieht den Hamburger Kurs
dagegen positiv: „Die Masken haben dafür gesorgt, dass die Schulen so lange
offen geblieben sind. Sie abzuschaffen, würden den Schulbetrieb gefährden.“
Angesichts der Präsenzpflicht nach den Herbstferien sei es wichtig, dass
zumindest an der Maskenpflicht festgehalten werde.
6 Oct 2021
## LINKS
[1] /Corona-Faelle-in-Hamburg/!5707969
[2] /Lehrerverbandschef-ueber-Maskenpflicht/!5801446
[3] /Hamburg-besorgt-Luftfilter-fuer-Schulen/!5781416
## AUTOREN
Tjade Brinkmann
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