# taz.de -- Coronahilfen für den Hamburger SV: Übertriebene Subvention | |
> Der HSV soll zehn Millionen Euro Coronahilfen kassiert haben. Warum? | |
> Staatsknete sollte es nur geben, wenn die Gehälter der Stars gedeckelt | |
> werden. | |
Bild: Guter für den HSV, teuer für die Stadt: der Verkauf des einst geschenkt… | |
Dass der Hamburger SV wirtschaftlich nicht gerade solide aufgestellt ist, | |
ist schon länger bekannt. Und während sich die Bosse des | |
Fußball-Zweitligisten über die ihrer Meinung nach überzogenen | |
Hygieneauflagen im Stadion beklagen, streichen sie auf der anderen Seite | |
Millionen an Staatsknete ein. | |
Zuerst wären da 23,5 Millionen Euro von der Stadt Hamburg: [1][Diese | |
nämlich kaufte] für diesen Betrag das Grundstück, auf dem das | |
Volksparkstadion steht. Wohlgemerkt: das Grundstück, aber keineswegs das | |
Stadion selbst. Noch dubioser an der ganzen Sache: Dem HSV hatte Hamburg | |
nämliches Grundstück einst für eine symbolische D-Mark überlassen – ein | |
ziemlich guter Deal also, wenigstens für eine beteiligte Seite. | |
Dieser Tage nun [2][berichtete das Hamburger Abendblatt], dass der Verein | |
nochmals zehn Millionen vom Bund kassierte: Da viele Fußballvereine der | |
Ersten und Zweiten Liga ihre Profiabteilungen ja zu eigenständigen | |
Unternehmen gemacht haben, können sie – wie andere Unternehmen auch – | |
Corona-Überbrückungshilfen beantragen, wenn sie einen Umsatzeinbruch von 30 | |
Prozent oder mehr verzeichnen. | |
Laut eigenen Angaben nahm der HSV durch die Coronakrise etwa 60 Millionen | |
Euro weniger ein, von einem Umsatzeinbruch von rund 120 Millionen auf etwas | |
mehr als 50 Millionen berichtet auch das Abendblatt. Zu tun hat das auch | |
mit dem Abstieg in die Zweite Liga im Mai 2018: TV-Lizenzen werden in der | |
Ersten Bundesliga einfach viel besser bezahlt. | |
In der Folge entwickelten sich die Ticketeinnahmen aus dem Volksparkstadion | |
zu einer der wichtigsten HSV-Einnahmequellen. Weil das Stadion nun aber | |
lange geschlossen blieb und die Plätze auch derzeit nur zu maximal 30 | |
Prozent besetzt werden dürfen, bleibt hier weiterhin ein großes Finanzloch. | |
## 39 Millionen Gehaltskosten | |
Weder der HSV noch das Wirtschaftsministerium wollten die Zahlung von | |
Coronahilfen bestätigen. Der HSV teilt lediglich mit, die Gehälter der | |
Trainer und Spieler reduziert zu haben. Zu genauen Zahlen wolle man sich | |
aktuell nicht äußern. Ein Blick [3][in den Geschäftsbericht] verrät, dass | |
von Mitte 2019 bis Mitte 2020 über 39 Million Euro Gehalt flossen, | |
eingerechnet ist dabei das Geld für 29 Profi- und 58 Amateurspieler sowie | |
208 sonstige Mitarbeiter:innen. | |
Dass ein Zweitligist sich solche Gehälter nicht mehr leisten kann, ist | |
einleuchtend. Aber warum muss ausgerechnet der Staat einspringen? Am Ende | |
zahlt die neuen Sportwagen der Profis der Steuerzahler, wenn nicht – wie in | |
Hamburg wiederholt – ein Mäzen wie Klaus-Michael Kühne einspringt. Der | |
Milliardär empörte sich aber zuletzt munter über das HSV-Management. | |
Und es ist ja nicht so, als hätte der Fußball nicht sowieso eine | |
Sonderbehandlung in der Pandemie bekommen: Kaum etwas störte die Deutschen | |
so sehr wie Geisterspiele oder Alkoholverbote im Stadion. Während viele | |
Menschen um ihren Job bangten, feierten Profifußballer auf Partys oder | |
chillten im privaten Friseursalon. Währenddessen entwickelten sich Trainer | |
und Vereinsgranden zu Virologen und spielten die Ansteckungsgefahr bei | |
Spielen hinunter. Das alles fand seinen krönenden Abschluss in der | |
Fußball-EM, die zur Verbreitung der Delta-Variante auf dem Kontinent das | |
Ihre beitrug. | |
Warum nicht Staatshilfen an ein Maximalgehalt für Spieler knüpfen? Jeder | |
Verein, der Millionen bekommen möchte, darf einem Star nur noch ein | |
Jahresgehalt von, sagen wir: 100.000 Euro zahlen. Und sollte der von diesem | |
Hungerlohn dann nicht mehr leben können, kann er ja mit Hartz IV | |
aufstocken. Mal sehen, ob sie auf dem Volkspark-Rasen dann einen | |
Betriebsrat gründen. Bis dahin werden wir uns um den HSV wohl keine Sorgen | |
machen müssen. Irgendjemand wird ihn retten – und wenn nicht, dann eben der | |
Staat. Ohne Fußball geht einfach nichts in diesem Land. | |
13 Sep 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Hamburg-kauft-Stadion-Grundstueck-zurueck/!5711169 | |
[2] https://www.abendblatt.de/sport/fussball/hsv/article233225623/hsv-corona-hi… | |
[3] https://www.hsv.de/fileadmin/user_upload/Bilder_HSV.de/Unser_HSV/Verein/HSV… | |
## AUTOREN | |
Finn Walter | |
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