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# taz.de -- Geld für Stadionsanierung fehlt dem HSV: Auf goldenem Boden
> Der HSV muss sein Stadion für die Fußball-EM 2024 sanieren. Das Geld, das
> er von der Stadt dafür bekam, hat der Club in der Pandemie ausgegeben.
Bild: Die Fußball-Europameisterschaft 2024 mit oder ohne Hamburg als Austragun…
Hamburg taz | Ein Meer in Blau: Die Vereinsfarbe des [1][HSV] dominiert das
Hamburger Volksparkstadion. Auf den Nord-Stehrängen, wo die aktiven Fans 90
Minuten lang Alarm machen, sowieso. Wo in besseren Zeiten die HSV-Uhr die
Jahre, Monate, Tage, Stunden und Sekunden der HSV-Bundesligahistorie
zählte, hängt jetzt ein Banner mit dem Antifa-Logo aus zwei wehenden
Fahnen, nur eben in Schwarz-Blau statt Schwarz-Rot. Aber auch auf den
Sitzplätzen tragen viele blaue Schals, Mützen, Jacken.
Sogar der kleine Gästeblock spielt heute mit: Der Karlsruher SC hat die
Farben Blau-Weiß. Am blauesten ist es aber rings um das Häuflein Karlsruher
Fans: Da gähnen ein paar tausend leere blaue Sitzschalen.
Und da fangen die Probleme an. Wäre der HSV noch erstklassig, wären die
Sitze voll und brächten Geld ein. Im fünften Zweitligajahr ist der HSV zwar
Zuschauerkrösus, leistet sich aber auch einen Spielerkader auf
Erstliganiveau, der nun endlich den Wiederaufstieg schaffen soll. Dabei
sind die Einkünfte in der zweiten Liga erheblich niedriger. Und es ist ja
nicht so, dass der HSV als wirtschaftlich gesunder Verein abgestiegen wäre.
Von rund 100 Millionen Euro Verbindlichkeiten war zwischenzeitlich die
Rede.
## Hamburg wird EM-Spielort
Nun steht auch noch diese Fußball-Europameisterschaft 2024 ins Haus.
Eigentlich ein Grund zur Freude: Hamburg hat den Zuschlag für die
Austragung von fünf Spielen bekommen, auch wegen des schönen, eng und steil
gebauten Stadions, in dem Fußballfeststimmung schon wegen der dichten
Akustik leichter aufkommt als in der seelenlosen Betonschüssel, die vorher
an gleicher Stelle stand.
Doch die [2][Uefa] fordert eine Sanierung des im Jahr 2000 fertiggestellten
Bauwerks: Klima- und Versorgungstechnik sowie Toiletten haben kein
Europa-Niveau. Der HSV würde gern auch noch das wunderbar leicht über den
Rängen schwebende Dach erneuern. Nicht, weil die Membranen aus weißer Folie
mittlerweile leicht angeschmuddelt aussehen. Sondern weil die Behörden
sonst künftig bei Sturmgefahr das Stadion sperren könnten. Und Sturm kommt
in Hamburg ja schon mal vor.
Insgesamt würde all das weit über 20 Millionen Euro kosten. Geld, dass der
Verein nicht hat. Deshalb schloss er vor zwei Jahren einen raffinierten
Deal mit der Stadt: Hamburg kaufte dem HSV den Grund unter dem Stadion ab –
für 23,5 Millionen Euro. Das Pikante daran: Dasselbe Grundstück hatte die
Stadt dem Verein 20 Jahre vorher für eine Mark überlassen, also praktisch
geschenkt.
In den Rückkaufvertrag hat die Stadt nun geschrieben, dass der HSV das
Stadion für die EM sanieren muss. Aber offenbar ist der Passus nicht
wasserdicht. Prompt hat der HSV in der Coronapandemie zumindest große Teile
des Erlöses in die laufende Wirtschaft gebuttert. Und wollte danach erneut
Geld von der Stadt für die Sanierung haben. Die lehnte brüsk ab, so ass der
HSV private Geldgeber suchen musste. Auf so ein Stadion kann man nämlich
nicht ohne Weiteres eine Hypothek aufnehmen, denn wenn der HSV absteigen
sollte, und wahrscheinlich sogar, wenn er dauerhaft den Wiederaufstieg
verpassen würde, wäre ein Stadion mit 57.000 Plätzen eine wertlose
Schrottimmobile.
## Die Stadt soll bürgen
Der findige neue [3][HSV-Boss Thomas Wüstefeld], der sich in kürzester Zeit
vom Anteilseigner zum Aufsichtsratschef und von dort zum Finanzvorstand
durchgewurschtelt hat, hat tatsächlich eine Versicherung gefunden, die dem
HSV wenigstens einen Teil des Geldes leihen würde.
Aber, so sind Versicherungen nun mal, nur wenn jemand anderes für die Summe
bürgt, also das Ausfallrisiko trägt. Nur wer sollte das tun, wenn nicht die
Stadt? Die SPD fängt schon an, laut darüber nachzudenken, ihr grüner
Koalitionspartner sagt bislang standhaft „Nein!“ Ob sie bereit wären, die
Euro 2024 an Hamburg vorbeiziehen zu lassen?
16 Sep 2022
## LINKS
[1] https://www.hsv.de/uebersicht
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/UEFA
[3] /Krise-beim-Hamburger-SV/!5875782
## AUTOREN
Jan Kahlcke
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