# taz.de -- Krise beim Hamburger SV: Rote Karten und Strafanzeigen | |
> Niederlage in der Liga, auch sonst läuft es nicht: Finanzvorstand, | |
> Sportchef und Investor streiten. Geld für die Stadionsanierung fehlt | |
> weiter. | |
Bild: Die HSV-Fans können derzeit weder auf noch neben dem Platz mit ihrem Clu… | |
HAMBURG taz | HSV-Trainer Tim Walter war nach dem Spiel der [1][Zweiten | |
Fußball-Bundesliga] am vergangenen Freitagabend kaum zu beruhigen. | |
„Bodenlos, das ist eine Frechheit. Ich habe noch nie schlechtere | |
Schiedsrichter gesehen“, schimpfte er über das Gespann um Robert Schröder. | |
Seine Mannschaft, der [2][Hamburger SV], hatte soeben mit 1:2 gegen | |
Darmstadt verloren. | |
In der zweiten Halbzeit flog erst Darmstadts Klaus Gjasula mit Gelb-Rot vom | |
Platz, dann HSV-Talent Aaron Opoku, der keine zehn Minuten nach seiner | |
Einwechslung seinem am Boden liegenden Gegenspieler Fabian Holland übel in | |
die Rippen getreten hatte. In der Schlussphase sahen auch noch die | |
Hamburger Ransford Königsdörffer und Sportchef Jonas Boldt die Rote Karte. | |
Neuzugang Königsdörffer, der in der 87. Minute den 1:2-Anschlusstreffer für | |
den HSV erzielte, hatte einen Darmstädter mit der Hand im Gesicht | |
getroffen. | |
Eine strittige Entscheidung, die Boldt nicht unkommentiert stehen ließ, | |
sich zwei Gelbe Karten abholte und aus dem Innenraum des Stadions verwiesen | |
wurde. „Er betrat den Platz, das war schon grenzwertig, dafür hat er Gelb | |
bekommen. Aber er hat einfach nicht aufgehört, unsportlich zu reklamieren“, | |
begründete Schiedsrichter Schröder die Entscheidung. | |
Das Bild, das der HSV auf dem Platz abgab, passt zur Gesamtlage des Clubs. | |
Die zweite Niederlage im fünften Saisonspiel scheint im Moment aber eher | |
eines der kleineren Probleme zu sein. Denn kurz vor dem Spiel machten | |
Berichte des Hamburger Abendsblatts und des Spiegel die Runde, wonach gegen | |
Finanzvorstand Thomas Wüstefeld zwei Strafanzeigen bei der | |
Staatsanwaltschaft eingegangen sind. Die Vorwürfe: Untreue, Betrug und | |
Schäden in Millionenhöhe. | |
## PCR-Testgeräte nicht vertragsgemäß geliefert | |
Kurz gesagt geht es darum, das Wüstefelds Medizintechnikunternehmen Medsan | |
mobile PCR-Testgeräte nicht vertragsgemäß geliefert habe. Mit seiner | |
Tätigkeit als Vorstand des HSV haben die Vorwürfe zwar nicht unmittelbar | |
etwas zu tun. Dennoch gerät Wüstefeld seit seinem Einstieg als Aktionär | |
zunehmend unter Beschuss. | |
Und zwar von allen Seiten: Mit Sportvorstand Jonas Boldt liegt er seit | |
Monaten über Kreuz, obwohl beide, natürlich, öffentlich Gegenteiliges | |
sagen. Und [3][Klaus-Michael Kühne], dem Wüstefeld erst im vergangenen | |
Herbst knapp über fünf Prozent der Aktien abgekauft hat, wirft er | |
„arglistige Täuschung“ vor, weil ihm relevante Informationen über die | |
tatsächliche finanzielle Lage des HSV vorenthalten worden seien. | |
Zum Beispiel darüber, was eigentlich mit den 23,5 Millionen Euro der Stadt | |
Hamburg geschehen sind, die für die Sanierung des Stadions gedacht waren. | |
Kühne wiederum wünscht sich öffentlich, dass „Wüstefeld beim HSV bald | |
Geschichte ist“. | |
Mit seinem Vorstoß, den HSV quasi zu übernehmen und seine Anteile auf 39,9 | |
Prozent zu erhöhen, ist der launische Investor vorerst gescheitert. | |
Vereinspräsident Marcell Jansen hat abgelehnt. Kühnes bis zu 120 Millionen | |
Euro schweres Angebot, das einer Machtübernahme gleichgekommen wäre, sei | |
„in dieser Form“ nicht umsetzbar. | |
Der Präsident muss aufpassen, sonst könnte ihm die Personalie Wüstefeld | |
noch selbst gefährlich werden. Jansen war es, der den 53-Jährigen zum HSV | |
geholt hatte und ihm trotz aller Vorwürfe und Streitigkeiten weiterhin das | |
Vertrauen ausspricht. Die Frage ist nur: Wie lange noch? Der Druck aus den | |
eigenen Reihen wächst, in Geschäftsstelle und Aufsichtsrat hat der | |
Finanzvorstand viele Kritiker. Selbst Wüstefelds erster großer | |
Zwischenerfolg, ein Darlehen von Hauptsponsor Hanse Merkur zur Finanzierung | |
der Stadionsanierung, könnte zum Bumerang werden. | |
Für den Kredit benötigt der HSV Bürgen, Wüstefeld brachte die Stadt ins | |
Spiel. Der Senat wiederum ist verärgert, steht einer Bürgschaft kritisch | |
gegenüber und werde „mit äußerster Strenge“ vorgehen, sagte Finanzsenator | |
Andreas Dressel (SPD) der Bild. Die Arbeiten am Stadion sollen bald | |
starten. Doch fix geregelt ist noch nichts. | |
22 Aug 2022 | |
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## AUTOREN | |
Daniel Jovanov | |
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