# taz.de -- Debatte um Hamburger Opernhaus: Mäzene schenken Pläne | |
> Klaus-Michael Kühne mag Hamburges Opernhaus nicht leiden und will darum | |
> ein neues … nein, nicht schenken! Aber irgendwie planen. Der Senat winkt | |
> ab. | |
Bild: Weg damit und neue her? So schlimm ist Hamburg Oper gar nicht | |
BREMEN taz | Hamburg hat ja schon seit 1678 ein bürgerliches Opernhaus, so | |
lange wie sonst keine Stadt hierzulande: ein denkmalgeschütztes dazu, in | |
Premiumlage; ein Nachkriegsbau, typisch für seine Zeit. Wenn es jetzt | |
trotzdem eine [1][Debatte] darüber gibt, ob die Stadt ein spektakuläres | |
neues Opernhaus in der nüchternen Hafencity braucht, liegt das an zwei | |
prominenten Multimilliardären. | |
Der eine, Klaus-Michael Kühne, wurde gerade 85 und hat den Spiegel für eine | |
Homestory empfangen, in der wir den meist als steuerflüchtigen Großinvestor | |
vorgestellten Logistikkonzernerben als dichtenden Musikliebhaber | |
kennenlernen, der gern unter der Dusche singt. | |
Herr Kühne nun findet die Hamburger Staatsoper durchschnittlich und die | |
Akustik „mangelhaft“. Dem „asbestverseuchten“ Haus fehle die „Strahlk… | |
Hamburg habe da „Besseres“ verdient, so Kühne: „Dazu möchte ich gerne e… | |
Beitrag leisten“, verkündet der Patriarch. | |
Bis zu 400 Millionen Euro soll ein neues Opernhaus kosten dürfen, von einem | |
mäzenatischen Geschenk ist aber nicht die Rede. Dafür von einem | |
„Finanzierungskonzept“, das Kühne zusammen mit René Benko ausarbeitet, | |
jenem ebenfalls schwerreichen österreichischen Immobilienmagnaten, der in | |
Hamburg gerade den 245 Meter hohen Elbtower errichtet, allerlei lukrative | |
Geschäftsimmobilien besitzt und vielen bekannt wurde, als er die Galeria | |
Karstadt Kaufhof kaputtsanierte. | |
## Senat nicht so begeistert | |
Der Plan der beiden Herren sieht vor, dass die bestehende Staatsoper | |
abgerissen wird, zugunsten eines „modernen Immobilienprojektes“, wie Kühne | |
es nennt, ohne das näher zu beschreiben. „Dann könnten wir zwei Fliegen mit | |
einer Klappe schlagen“, findet Kühne, der sich sicher ist, dass er die | |
Eröffnung seiner Oper nicht mehr erleben wird. Aber er möchte „seiner“ | |
Stadt – er ist in Hamburg geboren – gern etwas hinterlassen, Kinder hat er | |
ja keine und sein HSV-Investment war nicht so erfolgreich. | |
Der Hamburger Opernintendant ist begeistert von Kühnes Idee, der rot-grüne | |
Senat nicht so. Er hofft aber, dass er das neue Opernhaus geschenkt kriegt. | |
Für diesen Fall würde er die Bereitstellung und Erschließung eines | |
Grundstücks sowie die Verlagerung des Opernbetriebs „prüfen“. | |
Den Abriss des bestehenden Opernhauses lehnt die Landesregierung ab, den | |
Mietkauf eines neuen aber auch: „Eine Schenkung nach dem Vorbild der | |
Kopenhagener Oper wäre dagegen ein bemerkenswertes mäzenatisches | |
Engagement.“ Im Übrigen verweist man darauf, dass das Opernhaus ja „Schritt | |
für Schritt“ asbestsaniert werde und keine Gesundheitsgefahr bestehe. | |
Für ein „modernes Immobilienprojekt“ hätte Hamburg aber Bedarf: Die Zahl | |
der [2][fertiggestellten Wohnungen] ist 2021 massiv eingebrochen, besonders | |
bei Sozialwohnungen. Das vom Senat gesetzte Ziel wurde also meilenweit | |
verfehlt. | |
## „Arisierungs“-Mahnmal böte sich an | |
Und für ein mäzenatisches Engagement von Klaus-Michael Kühne böte sich | |
Bremen an, wo der Logistikkonzern Kühne+Nagel seine Deutschlandzentrale | |
hat. Dass die Firma nur wegen ihrer NS-Profite an der „Arisierung“ so groß | |
wurde, ist erwiesen, wird von Kühne aber bagatellisiert. | |
An den Kosten des [3][von der taz initiierten „Arisierungs“-Mahnmals] in | |
Bremen beteiligt er sich nicht. | |
6 Jun 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Denkmal-fuer-einen-Milliardaer/!5854887 | |
[2] /Wohnungsbau-in-Hamburg/!5852471 | |
[3] /Politikerin-ueber-Arisierungsmahnmal/!5656055 | |
## AUTOREN | |
Jan Zier | |
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