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# taz.de -- HSV in der zweiten Fußball-Bundesliga: Angekommen im Mittelmaß
> Trotz Überzahl konnte der Hamburger Sportverein am Wochenende wieder
> nicht gewinnen. Fans blicken inzwischen skeptisch auf das Management.
Bild: Da landet der Ball zum 1:1 im Hamburger Tor
Hamburg taz | Trainer Tim Walter ist frustriert. Sein Team, der
[1][Hamburger SV], hat drei Spiele in Folge nicht mehr gewonnen. Zum
zweiten Mal hintereinander gelang das sogar trotz Überzahl nicht.
Diesmal, beim Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf, stand seine Mannschaft
über eine Stunde mit einem Spieler mehr auf dem Platz. Nach einem Foul von
Edgar Prib an HSV-Verteidiger Tim Leibold in der 25. Spielminute zeigte
Schiedsrichter Christian Dingert mithilfe des Video-Assistenten dem
Düsseldorfer die Rote Karte. Der HSV führte zu diesem Zeitpunkt bereits mit
1:0, Stürmer Robert Glatzel hatte die Hamburger nach Vorlage durch Sonny
Kittel in Führung gebracht. Walters Mannschaft hätte dieses Spiel nur
konsequent zu Ende spielen und den zweiten Heimsieg der Saison einfahren
müssen.
Gerade jetzt, da das Volksparkstadion unter [2][Anwendung der 2G-Regel]
wieder voll ausgelastet werden darf, Abstands- und Maskenpflicht entfallen
und wieder Bier ausgeschenkt wird, wäre ein positives Zeichen an die
Zuschauer wichtig gewesen für den HSV.
Denn nicht nur die Hamburger, sondern die Profiligen insgesamt sehen sich
seit der Pandemie mit einem Problem konfrontiert, das ihnen gefährlich
werden kann: Vielen Menschen ist Fußball nicht mehr so wichtig. Das hat
viele Gründe: ein verändertes Freizeitverhalten, Entwöhnung, korrupte
Funktionäre, neue Wettbewerbe oder mehrere Pay-TV-Abos, um alle Spiele
sehen zu können. Aber auch schlechter und wenig erfolgreicher Fußball trägt
dazu bei, dass nicht jeder potenzielle Stadionbesucher nach Lockerung der
Regeln umgehend wieder zurück ins Stadion findet.
## Radikale Verjüngung im Team
„Wir wollen, dass HSV-Heimspiele wieder zu Events werden, die Fans Freude
haben“, hatte Trainer Walter vor dem Spiel gegen die Fortuna gesagt.
Wahrscheinlich müssen sie sich eher auf ein paar weitere Enttäuschungen
einstellen.
Für die 38.954 Fans, die letztlich gekommen waren, die meisten zum ersten
Mal in dieser Saison, gab es im Volkspark viel Neues zu sehen. Im vierten
Zweitligajahr setzt der HSV auf eine inzwischen zum vierten Mal veränderte
Strategie, diesmal mit jungen Spielern: Anssi Suhonen, Jonas David, Ludovit
Reis, Robin Meißner – keiner älter als 22 – prägten das Gesicht der
Startaufstellung. Die radikale Verjüngung, ein richtiger, aber aus der Not
geborener Schritt, schafft im Kader überlebenswichtige Marktwerte, bringt
kurzfristig aber auch Nachteile. Von Talenten kann man im ersten oder
zweiten Profijahr nicht erwarten, dass sie den Klub in die Bundesliga
führen.
Dabei gibt der HSV nach Werder Bremen und Schalke 04 noch immer sehr viel
Geld für Personal aus, weitaus mehr als andere Klubs. Allein daran
gemessen, müssten die Rothosen am Ende der der Saison um die oberen drei
Plätze mitspielen.
Nach einem Drittel der Saison und dem 1:1 gegen Düsseldorf, ein Spiel, über
das der HSV sogar froh sein muss, es nicht auch noch verloren zu haben,
zeichnet sich ein anderes Bild ab. Walters Mannschaft ist nicht gut genug,
hinten zu anfällig und vorn zu ungefährlich, um im Aufstiegskampf
mitzumischen. Aber sie ist auch nicht wirklich schlecht, jedenfalls noch
nicht, um in der Tabelle ganz nach unten gereicht zu werden. Der einst
große HSV ist im grauen Mittelmaß der Zweiten Liga angekommen.
## Trainer übt Kritik
Und der Trainer stört sich bereits jetzt an der Einstellung seiner
Mannschaft: „Wenn du auf Ballbesitz spielst, musst du den Ballverlust
besser absichern. Da muss man mehr Verantwortung fürs Team übernehmen und
darf den Ball nicht verdribbeln. Das erwarte ich von meinen Jungs. Einige
scheinen dazu noch nicht bereit zu sein und eher ihr Ding zu sehen.“
In den nächsten Wochen kommt es darauf an, ob der HSV an seinem Weg
festhält: Glauben Sportvorstand Jonas Boldt und Sportdirektor Michael
Mutzel an das Konzept des Trainers? Geben sie der Mannschaft die nötige
Zeit? Und können sie das überhaupt, ohne ihre eigenen Jobs zu gefährden?
Viele Fans sehen das Management inzwischen skeptisch. Boldt, der zwei
verpasste Aufstiege zu verantworten hat, setzt mit Walter auf den dritten
Trainer seit 2019 und darf sich weitere Kurswechsel eigentlich nicht mehr
erlauben. Zeitgleich ist der Stadtrivale FC St. Pauli Tabellenführer und
gerade dabei, die Rothosen als Nummer eins der Stadt abzulösen. Schwere
Zeiten für HSV-Fans.
17 Oct 2021
## LINKS
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## AUTOREN
Daniel Jovanov
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