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# taz.de -- HSV kann nicht gegen Kiel gewinnen: Vom Wert des Unentschiedens
> Auch im siebten Anlauf gelingt dem HSV in der Zweiten Fußball-Bundesliga
> kein Sieg gegen Holstein Kiel. Warum das 1:1 den Kielern mehr Freude
> macht.
Bild: Wurde von den HSV-Fans schon vor dem ersten Ballkontakt ausgepfiffen: Fie…
Hamburg taz | Die Frage ist, ob das Unentschieden als solches seinen Namen
überhaupt zu Recht trägt. Demoskopen würden vermutlich sagen, man müsse es
zumindest gewichten, um es richtig zu interpretieren. So wäre dann
vielleicht zu verstehen, warum die HSV-Fans nach dem 1:1 gegen Holstein
Kiel am Samstagabend pfiffen und Spieler wie Trainer sich bei ihnen
entschuldigten, während bei den Kielern die Laune so gut war, dass ein
mitgereister Reporter den Trainer Marcel Rapp fragte, wie sich „so ein
Sieg“ anfühle.
In so eine Gewichtung müssten die Ausgangslagen mit einfließen: Die Kieler
erleben nach ihrer rauschhaften Pokalsaison und dem [1][knapp verpassten
Aufstieg] einen Kater. Sie haben wie jedes Jahr [2][ihre besten Spieler
verloren], der Trainer hat freiwillig einem weiteren Trainertalent Platz
gemacht, der das Team aus dem Keller führen soll. Beim HSV, der etwa
dreimal so viel fürs Personal ausgibt wie die Kieler, wird dagegen auch in
der vierten Zweitliga-Saison mehr vom Aufstieg geredet, als dass er
tatsächlich etwas damit zu tun hätte. Dafür sammelt er zu viele
Unentschieden.
Hinzu kommt, dass die Hamburger offenbar eine Art Holstein-Kiel-Komplex
entwickelt haben: Seit dem Abstieg in die Zweite Liga haben sie die
„Störche“ nicht ein einziges Mal geschlagen. In seinem ersten
Zweitligaspiel überhaupt war der HSV gegen Holstein im heimischen Volkspark
mit 0:3 unter die Räder gekommen. Auf der Kieler Trainerbank verdiente sich
damals ein gewisser Tim Walter seine ersten Meriten als Profitrainer.
Torschütze damals: der Kieler Mittelfeldstratege Jonas Meffert.
Am Samstag nun coachte Walter den HSV und bot eben jenen Meffert auf (dass
auf seinem Trikot „Meffort“ stand, war keine Häme gegen seinen Ex-Klub,
sondern eine Aktion, mit der der HSV auf die Schwierigkeiten von Menschen
mit Lese-Rechtschreib-Schwäche aufmerksam machen wollte). Gegen seine alten
Kollegen blieb er blass und durfte sich nach einer guten Stunde auf die
Bank setzen, zu David Kinsombi, den der HSV zwei Jahre vorher aus Kiel
geholt hatte und der sich seither beständig zurückentwickelt.
## Holtby dreht gegen seinen Ex-Klub auf
Auf Mefferts altem Stammplatz in der Kieler Elf spielte Lewis Holtby. Den
Ex-Nationalspieler hatten sie beim HSV mit Schimpf und Schande vom Hof
gejagt. Gegen seinen Ex-Klub warf er mit einem starken Auftritt die Frage
auf, ob das unbedingt nötig war. Und kurz vor Schluss fehlte kein halber
Meter, dass er dieses Spiel entschieden hätte, das der HSV nach einem
glücklichen Elfmetertor zu kontrollieren schien, aber nach Benedikt
Pichlers frechem Ausgleich nach der Pause komplett aus der Hand gab.
Noch ein ehemaliger Hamburger darf sich im Kieler Dress die Lust am Fußball
zurückholen: Fiete Arp wurde bei seiner Einwechslung von den HSV-Fans mit
einem Pfeifkonzert begrüßt. Er galt mal als Riesentalent, wurde 17-jährig
in der Abstiegssaison verheizt. Drei Millionen Euro spülte dem klammen HSV
sein Wechsel zu Bayern München in die Kasse, wo Arp keinen Fuß auf die Erde
bekam und sich nach Kiel ausleihen ließ. Was hat dieser immer noch 21 Jahre
junge Mann den Leuten in der HSV-Fankurve bloß getan?
Nicht auszudenken, was los gewesen wäre, wenn er nicht gleich nach einer
Minute mit einem scharfen Schuss gescheitert wäre. Dann dürften die
HSV-Fans jetzt nicht einmal über den Wert eines Unentschiedens nachdenken.
31 Oct 2021
## LINKS
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## AUTOREN
Jan Kahlcke
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