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# taz.de -- HSV gewinnt Zweitliga-Derby in Bremen: Oldies vermasseln es bei Wer…
> In einem hitzigen Kampfspiel mit zwei Platzverweisen gewinnt der HSV das
> erste Derby bei Werder Bremen in der 2. Liga verdient mit 2:0.
Bild: Torschütze nach 80 Sekunden: Bakery Jatta und David Kinsombi freuen sich…
Bremen taz | Wenn es noch eines Beweises für die Prinzipientreue aktiver
Fußballfans bedurft hätte – das 137. Nordderby zwischen dem HSV und Werder
Bremen lieferte ihn. Die Ultras beider Seiten, die [1][erst wieder aktiv
werden wollen], wenn Stadionbesuche wieder ohne coronabedingte
Beschränkungen möglich sind, hielten auch am Samstag an der selbst
auferlegten Enthaltsamkeit fest und organisierten weder vor noch während
oder nach dem Spiel einen Support.
Dabei war der mediale Hype im Vorfeld so groß gewesen wie selten zuvor.
Immerhin war es nicht nur das erste Nordderby zwischen den beiden
Traditionsclubs seit dreieinhalb Jahren, sondern das erste überhaupt in der
2. Liga.
Dass man auch in unorganisierter Form eine hitzige Stadionatmosphäre
erzeugen kann, bewiesen die 21.000 Zuschauer:innen, darunter gut 1.000
Gästefans, von Beginn an. Auf dem Platz war allerdings nur ein Team schon
beim Anstoß auf Betriebstemperatur. Die Hamburger waren offenbar immer noch
so beflügelt vom Sieg in letzter Sekunde gegen den SV Sandhausen, dass sie
sofort unwiderstehlich nach vorn spielten. Torjäger Robert Glatzel schloss
schon nach 79 Sekunden eine schöne Kombination mit einem Kopfball-Treffer
ab. Als Torwart Michael Zetterer den Ball aus dem Netz holte, war das die
erste Ballberührung der Bremer überhaupt.
„Man hat gemerkt, dass es für die jungen Kerle schwierig war, direkt im
Spiel drin zu sein“, sagte Trainer Markus Anfang später über seine
Mannschaft. Allein am Alter kann es jedoch nicht gelegen haben, denn nur
der HSV hat in der 2. Liga ein noch jüngeres Team – und das behielt die
Lage bis weit in die erste Halbzeit im Griff. Auf Bremer Seite machten dann
gerade die erfahrenen Spieler die Fehler, mit denen die Mannschaft sich
letztlich selbst schlug.
## Regelkunde mangelhaft
In der 29. Minute versuchte Werders 32-jähriger Kapitän Christian Groß mit
einer Grätsche, HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes so übermotiviert den
Ball abzujagen, dass Schiedsrichter Sascha Stegemann keine andere Wahl
hatte, als ihn vom Platz zu schicken. Als dann der neue Torjäger Marvin
Ducksch mit einem platzierten Freistoß in Unterzahl den Ausgleich erzielt
zu haben schien, war es Rechtsverteidiger Mitchell Weiser (27), der gegen
eine seit 2019 bestehende Regel verstoßen hatte: Er hatte sich
verbotenerweise in die Mauer gestellt.
Schließlich versagten dem eingewechselten Niclas Füllkrug (28) in der 2.
Halbzeit bei zwei Großchancen die Nerven. Zu dem Zeitpunkt war auch der HSV
nach dem Platzverweis von Sebastian Schonlau schon dezimiert und nicht nur
Ducksch war überzeugt: „Ein Tor, dann kocht hier alles.“
Die Stimmung gegen Schiedsrichter Stegemann war bereits zur Halbzeit kurz
vor dem Überkochen, nachdem er zuerst ein Foulspiel im Strafraum an Ducksch
durchgehen lassen und dann dessen Freistoß zurückgepfiffen hatte.
Stadionsprecher Arnd Zeigler klärte in der Pause die Zuschauer:innen
über die Regelverletzung auf und beruhigte die Lage damit etwas.
Ein Tor gelang den Bremern nicht mehr, weil sie entweder zu überhastet
abschlossen oder HSV-Keeper Heuer Fernandez glänzend parierte. Spielmacher
Niklas Schmidt, der Bremer Senkrechtstarter der Saison, bemühte sich zwar,
Struktur in die Angriffsbemühungen zu bringen, aber die guten spielerischen
Ansätze blieben zu oft unvollendet.
Nicht ohne Grund hat Trainer Markus Anfang der neu zusammengestellten
Mannschaft Wiederaufbau statt Wiederaufstieg verordnet. „Niemand sollte von
diesem neuen Team den direkten Wiederaufstieg verlangen! Aber wir alle
sollten sie darin unterstützen, darum mit aller Leidenschaft zu kämpfen“,
sagt auch der scheidende Aufsichtsratschef Marco Bode.
Der HSV war über 90 Minuten die reifere und eingespieltere von zwei
Mannschaften, die Werbung für kampfstarken und offensiven Zweitliga-Fußball
machten.
19 Sep 2021
## LINKS
[1] /Bundesliga-in-Corona-Zeiten/!5711536
## AUTOREN
Ralf Lorenzen
## TAGS
Fußball
2. Bundesliga
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HSV
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Kolumne Frühsport
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