# taz.de -- Clubkultur in Berlin: Nachhaltig durch die Nacht | |
> Der Verein Clubliebe möchte das Feiern umweltfreundlicher machen. | |
> Energiesparlampen und Recyclingklopapier sollen ein Anfang sein. | |
Bild: Nachhaltiges Erlebnis: Berliner Clubnacht | |
BERLIN TAZ Ab diesem Samstag kehrt das Clubleben langsam zurück in Berlin. | |
[1][Zumindest Genesene und Geimpfte dürfen dann auch wieder Indoor tanzen], | |
und das ohne Masken und Abstand. Lange genug mussten die Partystätten jetzt | |
Pause machen. Eine Frage beschäftigte in dieser Zeit die meisten | |
Clubbetreiber ganz besonders: wie genau wird es nach Corona weiter gehen? | |
Wenn es nach dem Verein Clubliebe geht, der das Projekt “Clubtopia“ bereits | |
kurz vor Corona gestartet hat, dann ist die Antwort klar: möglichst anders | |
als bisher. Der Verein hat sich in Kooperation mit dem Bund für Umwelt und | |
Naturschutz und der Clubcommission und mit Fördergeldern des Berliner | |
Senats einem Thema verschrieben, das vor der Pandemie kaum einen umtrieb, | |
das nun, etwa eineinhalb Jahre später jedoch ziemlich nahe liegt: der | |
Nachhaltigkeit des Clubbetriebs. | |
Umweltschutz ist endgültig zum Megathema geworden, das zeigt auch der | |
aktuelle Wahlkampf. [2][Berlin hat sich das Ziel gesetzt, bis 2050 zur | |
klimaneutralen Stadt] zu werden und deswegen, so findet Clubliebe, sollten | |
sich nun auch die hedonistischen Partyläden langsam mal Gedanken machen, | |
wie sie einen Teil dazu beitragen könnten, dieses Ziel zu erreichen. | |
Im Garten des Clubs “Zur Wilden Renate“ wurde nun präsentiert, was genau | |
“Clubtopia“ ist und wie man sich die Transformation der Clubkultur hin zu | |
einer grünen, umweltfreundlichen und nachhaltigen Branche vorstellt – und | |
das dann möglichst weit über die Grenzen Berlins hinaus. | |
## Grüner Leitfaden | |
Der Verein hat dazu den “Green Club Guide“ erstellt, einen dicken | |
Leitfaden, der den Clubs dabei helfen soll, sich möglichst einfach und | |
niedrigschwellig ökologisch bewusster aufzustellen. Vorgestellt wurde er | |
als “von der Szene für die Szene“. Herzstück der Veranstaltung war dann d… | |
feierliche Unterzeichnung eines “code of conduct“, einer “freiwilligen | |
Selbstverpflichtung“ der ersten Berliner Clubbetreiber, die sich mit ihrer | |
Unterschrift damit dazu bekennen sollen, in Zukunft nachhaltiger zu | |
wirtschaften. | |
Laut Clubliebe ist der “Green Club Guide“ ein “kostenfreies | |
Nachhaltigkeitskonzept“ für die Clubs. Kostenfrei: das mag bei Tipps wie | |
dem Verzicht auf WC-Steine in den Toiletten oder der Mahnung, darauf zu | |
achten, dass die Wasserhähne nicht tropfen, zutreffen. Doch schon bei der | |
Anmerkung, dass ein energiesparender Kühlschrank für Getränke sicherlich | |
umweltfreundlicher ist als einer, der ziemlich viel Strom zieht, könnte die | |
Konsequenz ja recht schnell lauten: ein neuer Kühlschrank muss gekauft | |
werden. | |
Auch die Befolgung der zig weiteren, teilweise banal klingenden, deswegen | |
aber sicherlich nicht unnötigen Vorschläge, würde in der Summe dazu führen, | |
in Zukunft etwas mehr Geld in die Hand nehmen müssen, um sich ökologischer | |
aufzustellen. Recycling-Klopapier kostet ein wenig mehr als normales, | |
wassersparende Strahlregler für die Wasserhähne müsen auch erst einmal | |
bezahlt werden, genauso wie LED-Röhren, die gegebenenfalls die | |
Leuchtstoffröhren ersetzen sollen. Ein Vogelkasten, mit dem auch ein Club | |
einen Beitrag zum Naturschutz leisten könnte, so Clubtopia, lässt sich | |
immerhin zur Not noch selber basteln. | |
Am Ende könnte es also doch ein recht ambitioniertes Unterfangen werden, | |
seinen Club umweltfreundlicher zu gestalten. Ob es daran liegt, dass | |
bislang relativ wenige Clubs bereit sind, Teil von “Clubtopia“ zu werden, | |
wurde bei der Veranstaltung auch diskutiert. Der Yaam-Club, das Suicide und | |
die Rummelsbucht sollen mit zu den Erstunterzeichnern des “Code of conduct“ | |
gehören. | |
Feierlich seine Unterschrift unter diesen setzte am Ende in der Renate | |
freilich erst einmal nur der Geschäftsführer des Schwuz. Der Vertreter des | |
Yaam ließ sich für diesen Akt entschuldigen, der der Rummelsbucht saß | |
anscheinend in der U-Bahn fest. | |
Was aber ist mit Clubs wie dem About-Blank oder dem Mensch Meier, wurde | |
gefragt, dezidiert linken Läden, denen man doch ein wenig Umweltbewusstsein | |
zutrauen könnte? Ist Öko doch noch leicht uncool in der Feiergesellschaft, | |
besteht dort die Angst, in die unhippe Gutmenschenecke gestellt zu werden? | |
Die Vertreterinnen von Clubtopia gaben sich zuversichtlich, hier noch etwas | |
Überzeugungsarbeit leisten zu können. Man sei im Austausch mit vielen | |
Clubs, einige seien noch dabei, sich zu hinterfragen oder würden es sich | |
aktuell nicht zutrauen, dem “Code of conduct“ auch wirklich folgen zu | |
können. | |
Über das Entscheidendste, was sich bei der Entwicklung hin zu einer | |
nachhaltiger Clubkultur ändern muss, wurde jedoch in der Renate nur ganz | |
kurz gesprochen. Und auch im “Green Club Guide“ ist dazu nichts zu lesen. | |
Solange die sprichwörtlichen “Easy-Jet-Raver“, die mit ihren Billigfliegern | |
für ein Partywochenende in Berlin absteigen, so wichtig für die Berliner | |
Clubs sind, wird deren Ökobilanz, zumindest indirekt, weiterhin verheerend | |
sein. Aber die Forderung “Easy-Jet-Raver, wir wollen euch nicht“ im “Code | |
of Conduct“ hätte wahrscheinlich auch niemand unterschreiben wollen. | |
2 Sep 2021 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Hartmann | |
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