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# taz.de -- Müllskulpturen-Ausstellung: Mit Ästhetik gegen die Müllflut
> Das Berliner Künstler:innenkollektiv „Planet Trash“ zeigt „Wasted
> Creatures“ in einer Ausstellung. Manchmal führt der Weg zum Handeln über
> die Phantasie.
Bild: Das Kollektiv Planet Trash
„Auch Müll will erinnert werden. Aufgrund seiner – in Relation zu uns
Menschen – wesentlich längeren Lebenserwartung ist auch der Anspruch an
Gedenken ein totaler.“ Dieses Motto führen die Künstler:innen des
Berliner Kollektivs „Planet Trash“ als Leitmotiv für die „Einweg-Elke“…
ein „Monument der Vernunft“, das derzeit in der Ausstellung „Wasted
Creatures“ in der Kapelle der Prinzessinnengärten, Hermannstraße 95-105, zu
begutachten ist.
Die „Einweg-Elke“ ist eine aus verschiedensten Einwegverpackungen
bestehende Säule, die in ihrer Aufteilung in verschiedene Segmente auf die
Berliner „Goldelse“ (die Siegessäule) anspielt.
„Planet Trash“ gibt es seit 2018 und es beschreibt sich selbst als
„multitalentiertes Künstlerkollektiv“, das sich nicht wertgeschätzter
Materialien und Dinge annimmt, sie repariert und ihnen „neuen Lebenssinn“
verleiht. Ziel ist es, Menschen auf humorvolle, ästhetische Art und Weise
zum Nachdenken über Wegwerfgesellschaft und Müllflut und auch zum Handeln
anzuregen.
Doch zurück zur Ausstellung: Ebenfalls im Raum befindet sich das Kronk, ein
ausschließlich selbstlos handelndes Wesen. Es erzählt die leidige
Geschichte der Kronkorken, die nämlich extrem gut recyelbar sind – solange
man sie sammelt und (gegen Bares!) zum Wertstoffhof bringt, statt sie
einfach in den Restmüll oder auf den Boden zu werfen.
## Mit Kronk, Madelaine und Tütan
Von Zeit zu Zeit beginnt in der Ausstellung ein ziemlich lautes Getöse.
Verursacher ist der „Tütan“, ein aus Plastiktüten zusammengesetzter
Schlauch, der sich – von Luft durchströmt – meterhoch im Raum aufbaut und
die „Geschicke der Plastiklobby inszenieren“ soll, Verbote zu umgehen und
immer wieder neue Märkte für Plastikprodukte zu erfinden.
Die „Madelaine“, ein Maskenmodel, weist auf das seit der Coronapandemie neu
hinzugekommene Problem achtlos weggeworfener Einwegmasken hin und besteht
auch (fast) nur aus diesen: „Vor der Verarbeitung der Masken gönnt sich
Madelaine noch den einmaligen Rausch des Airtrappings (erhöhte Ansammlung
von Kohlendioxid durch sehr flaches Ein- und Ausatmen in einer
Atemschutzmaske, Anm. d. Redaktion). Die Kombination aus Kohlendioxid und
mit Krankheitserregern vollgefressenen Sekrettröpfchen gibt ihr das Gefühl,
drei Beine und fünf Arme zu haben. Grandios!“, liest man im Text, der sie
beschreibt.
Überhaupt sind alle die Skulpturen beschreibenden Texte so phantasie- und
humorvoll bis zynisch formuliert, dass man sie sich direkt im richtigen
Leben vorstellen kann. Und vielleicht schaffen sie es gerade deswegen auch,
an die Vernunft der Besucher:innen zu appellieren und sie dazu zu
bewegen, das eigene Konsumverhalten noch einmal mehr zu hinterfragen.
Genau das ist auch eine Intention der „Wasted Creatures“: „Sie erinnern
uns, dass wir mit ihrer Entsorgung die Sorgen nicht losgeworden sind und
sie ins Unermessliche wachsen können“, beschreibt sie Isabel Ott, Mitglied
des Planet-Trash-Kollektivs.
Die Skulpturen sind in der Hermannstraße noch bis zum 20.10. zu sehen, ab
dann werden sie wieder auf dem Holzmarkt residieren, wo Planet Trash im
„World Trash Center“ auch seinen Sitz hat. Gefördert wird das Projekt der
„Wasted Creatures“ durch die Stiftung Naturschutz Berlin. Geplant ist,
innerhalb des nächsten Jahres monothematische Müllskulpturen an
unterschiedlichsten Orten in Berlin aufzustellen.
19 Oct 2021
## AUTOREN
Annika Glunz
## TAGS
Upcycling
Müll
Recycling
Kreislaufwirtschaft
Mikroplastik
schwuz
Schwerpunkt Klimawandel
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