# taz.de -- Todesfall nach Club-Besuch in Berlin: „Stop taking G!“ | |
> Eine Frau stirbt nach einem Club-Besuch, GHB soll im Spiel gewesen sein. | |
> Eine Droge, die schon länger ein Problem in der Berliner Partyszene ist. | |
Bild: Dosierung per Pipette: Bei GHB können wenige Milliliter entscheidend sein | |
BERLIN taz | Eine 25-jährige Frau ist vergangene Woche nach dem Besuch | |
eines Friedrichshainer Clubs verstorben. Mitarbeiter*innen fanden sie | |
auf der Toilette des Suicide Club, bewusstlos. Sie kam ins Krankenhaus und | |
starb dort zwei Tage später. Zu den genauen Umständen ermittelt die | |
Polizei. Es ist ein tragischer, aber kein überraschender Todesfall, umso | |
mehr, da er laut B.Z. mit der Droge GHB in Zusammenhang stehen soll. Denn | |
GHB, Abkürzung für Gammahydroxybutyrat, oder „G“, ist schon länger ein | |
bekanntes Problem in der Clubszene. | |
Von [1][K.-o.-Tropfen] haben viele schon einmal gehört – GHB ist das | |
Gleiche. Manchmal wird es auch als „Liquid Ecstasy“ bezeichnet, was die | |
Wirkung bereits umreißt. Potenzielle Vergewaltiger*innen setzen es | |
ein, um eine Person bewusstlos und gefügig zu machen. In Clubs nehmen das | |
Menschen zum Spaß. Es wirkt euphorisierend und erzeugt ein angenehmes | |
Körpergefühl. Die Gefahren aber sind die gleichen: Bewusstlosigkeit, | |
Gedächtnislücken bis hin zu Atemlähmung. | |
Nur wenige Milliliter machen den Unterschied zwischen Rausch und | |
Überdosierung aus. Einige Leute nehmen dafür extra Pipetten mit zum Feiern. | |
Andere nicht. Alkohol dazu macht es noch gefährlicher. Bei rund einem | |
Viertel der Krankenhausaufnahmen wegen Drogenüberdosierungen europaweit | |
spielt GHB eine Rolle. | |
Für Clubbetreiber*innen ist das ein Problem; sie wollen nicht, dass | |
Menschen sich so rausschießen, dass der Notarzt kommen muss oder es im | |
schlimmsten Fall sogar [2][zu Todesfällen kommt]. Davon abgesehen werfen | |
solche Vorfälle aber auch ein schlechtes Licht auf den Club und die ganze | |
Szene. | |
## Null-Toleranz-Politik gegenüber GHB | |
Deswegen weckt einen das Clubpersonal unsanft, wenn man im Club einschläft. | |
Deswegen werden Leute, die komplett drüber sind, rausgeworfen. Deswegen | |
machen in einigen Clubs Schilder auf die Null-Toleranz-Politik gegenüber | |
GHB aufmerksam. Deswegen bekommt mancherorts Hausverbot, wer mit der | |
Substanz erwischt wird. | |
Und trotzdem ist GHB in den vergangenen Jahren stetig beliebter geworden. | |
Das Partyvolk ist sich des Problems mit GHB bewusst; davon zeugen die | |
Kommentare in den sozialen Netzwerken zur Meldung des Todesfalls: „stop | |
taking G“, „GHB ist grade in Berlin ein großes Problem“. Dennoch ist die | |
Sensibilisierung offenbar noch nicht weit genug. Die Null-Toleranz-Politik | |
der Clubs ist ein gutes Zeichen, aber erreicht nicht alle. | |
Eine ohnehin illegale Substanz komplett zu verdrängen wird kaum möglich | |
sein. Vielleicht würden einfache Dosierungsempfehlungen helfen. Für | |
Ecstasy-Pillen etwa gilt der Spruch „Be smarter, take a quarter“. Mit einer | |
Vierteltablette anfangen, weil man nicht weiß [3][wie viel Wirkstoff drin | |
ist]. Womöglich ist dieser sinnlose Tod eines jungen Menschen vielleicht | |
doch noch zu etwas gut: Aufmerksamkeit für ein Problem schaffen, das es | |
schon lange gibt. | |
1 Sep 2021 | |
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## AUTOREN | |
Cristina Plett | |
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