Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Endlich wieder Klubnacht im Berghain: Neustart nach 19 Monaten Pause
> Die Zwangspause ist nun vorbei. Im Berghain geht es wieder los, es gelten
> die 2G-Regelungen. Ist damit alles wie immer in Berlins
> Clubkulturbranche?
Bild: Der verlassene Eingangsbereich zum Club Berghain: am 2. Oktober geht es w…
Endlich öffnet der Tempel des Berliner Nachtlebens, das Berghain, wieder.
Nach 19 Monaten Pause wird am Samstag zur Clubnacht geladen. Ist damit
endlich alles wie immer in Berlins Clubkulturbranche?
Nicht ganz. Im [1][Berghain] gelten fortan die 2G-Regelungen. Feiern darf
nur, wer entweder geimpft oder genesen ist. Anders ist das gemäß eines
Gerichtsbeschlusses in Berlin auch gar nicht möglich.
Der Clubcommission gefällt das nicht. Diese meint, Nichtgeimpfte würden so
stigmatisiert – gelebte Clubkultur stehe jedoch für Integration. Beim About
Blank dagegen überlegt man noch, ob man die Innenräume gerade überhaupt
aufmachen soll, der Club wolle noch etwas abwarten, heißt es. Die
endgültige Rückkehr zur Normalität lässt also noch ein wenig weiter auf
sich warten.
Die Frage ist, ob dies überhaupt erwünscht ist. Und das gilt beileibe nicht
nur für Aspekte rund um die Pandemie. In den 19 Monaten Pause hatte das
Techno- und Partybusiness genug Zeit, mal in sich zu gehen und zu
reflektieren, ob vor der Krise alles optimal lief. Ganz offensichtlich kam
sie zu dem Schluss: Nein, das tat es nicht.
## Rassismus und Sexismus
Alexis Waltz, Chefredakteur von [2][Groove, einem Onlinemagazin für
elektronische Musik], hat mir berichtet, dass während der Pandemie
besonders Artikel über Rassismus und Sexismus gut gelaufen seien. Etwa über
rassistische Vorfälle, die sie es in der Wilden Renate gegeben haben soll.
Oder über die Vorwürfe gegenüber dem Detroit-Techno-Urgestein Derrick May,
mehrfach sexuell übergriffig gewesen zu sein. Was in der Renate passiert
sein soll, liegt zeitlich vor der Pandemie und vom zweifelhaften Verhalten
Derrick Mays spricht man auch schon länger … Doch erst im Pausenmodus
scheint die Szene die nötige Ruhe gefunden zu haben, derartige Probleme
auch einmal ausdiskutieren zu wollen.
Die Clubs kannten während der Pandemie vor allem ein Credo: Wir sind
wichtig, man muss uns unterstützen, weil wir „Safe Spaces“ auch für
Minderheiten sind. An manchen Stellen wurde endlich aber auch gefragt: Sind
wir das überhaupt noch so uneingeschränkt?
Das Mensch Meier hat mit „Emergent Bass“ eine Veranstaltungsreihe
gestartet, in der struktureller Rassismus auch in der Berliner Clubkultur
untersucht werden soll. Und nächste Woche wird der Musikproduzent und Autor
DeForrest Brown im HKW über die gängige Rezeption von Techno reden, die
seiner Meinung nach gehörig in Schieflage geraten ist. Techno sei ein von
Schwarzen erfundenes Genre, werde inzwischen aber mehrheitlich als weiße
Kultur wahrgenommen, findet er. Weswegen seine Forderung lautet: „Make
Techno Black again!“
Nicht nur diese Themen gehören weiterdiskutiert, die gesamte
Partywirtschaft sollte sich fragen: Wie wollen wir weitermachen? Will man
weiter goutieren, dass DJs an den Wochenenden um die halbe Welt fliegen, um
heute in Mailand aufzulegen, morgen in Stockholm? Sollte man nicht aus
ökologischen Gründen mehr auf Residents setzen? Das Berghain wird das bei
seiner Wiedereröffnung ausdrücklich tun. Mal schauen, ob das der erste
Schritt hin zu dauerhaften Veränderungen ist.
Update: In einer ersten Version dieses Textes hieß es, das About Blank
wolle mit dem Reopening warten, solange 2G verpflichtend ist. Das ist nicht
richtig: Der Club überlegt nach eigenen Angaben, ob man Innenräume
überhaupt gerade aufmachen soll. Voraussichtlich werde das Blank aber bald
öffnen – frühestens Anfang November und wahrscheinlich dann mit einer
2G-Regelung. Wir haben den Fehler korrigiert.
2 Oct 2021
## LINKS
[1] https://www.berghain.berlin/de/
[2] https://groove.de/
## AUTOREN
Andreas Hartmann
## TAGS
Kolumne Durch die Nacht
Berliner Nachtleben
Berghain
Clubszene
Clubsterben
Maskenpflicht
Schwerpunkt Rassismus
Lockdown
Clubkultur
schwuz
Clubszene
Kolumne Durch die Nacht
## ARTIKEL ZUM THEMA
Debatte um Rassismus in der Clubkultur: „Wir hatten Aufholbedarf“
Der Club Revier Südost reagierte auf Rassismusvorwürfe und machte dicht.
Nun hat sich das Team antirassistisch weitergebildet und öffnet wieder.
Kolumne Durch die Nacht: Wenn das L-Wort wieder kursiert
Es wird gefordert, dass auch Geimpfte oder Genesene sich zusätzlich testen
lassen müssen, wenn sie ins Theater gehen oder tanzen wollen.
Clubleben in der Hauptstadt: Guten Morgen, Berlin
Das Berliner Nachtleben kehrt zurück. Am Wochenende lud das Berghain nach
19 Monaten Pause wieder zum Feiern. Außerdem war Tag der Clubkultur.
Clubkultur in Berlin: Nachhaltig durch die Nacht
Der Verein Clubliebe möchte das Feiern umweltfreundlicher machen.
Energiesparlampen und Recyclingklopapier sollen ein Anfang sein.
Clubs in Berlin machen wieder auf: Tanzen? Aber sicher!
Dank eines Pilotprojekts konnten am Wochenende rund 2.000 Partypeople in
Clubs ohne Maske und Abstand feiern – zum ersten Mal seit 18 Monaten.
Berliner Corona-Summer-of-Love: Eine Art Neunziger-Revival
Party geht endlich wieder. Und jetzt geht es auch mal raus an die Ränder
der Stadt. Der neue Hip-Bezirk wird gerade ausgerechnet Schöneweide.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.