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# taz.de -- Clubleben in der Hauptstadt: Guten Morgen, Berlin
> Das Berliner Nachtleben kehrt zurück. Am Wochenende lud das Berghain nach
> 19 Monaten Pause wieder zum Feiern. Außerdem war Tag der Clubkultur.
Bild: Am Samstagabend warteten Hunderte auf den Einlass ins Berghain
Berlin taz | Nach 19 Monaten Pause und Weltuntergangsstimmung in der
Clubszene ist nun zunehmend wieder Party in der Stadt. Am Samstag lud der
bekannteste Club Berlins, das [1][Berghain], zum ersten Mal seit März 2020
wieder zur Klubnacht – die Party wird sicher erst am Montag zu Ende gehen.
Mehrere hundert Menschen standen in der Nacht auf Sonntag in der üblichen
langen Schlange vor dem Einlass des großen, alten Betonbaus in der Nähe vom
Ostbahnhof.
Außerdem wurde am Sonntag an mehr als 40 Orten der Tag der Clubkultur
gefeiert, es gab Diskussionsrunden und Workshops, Performances und
Ausstellungen, Clubnächte, Raves und Bootstouren. „Ich freue mich sehr und
hoffe, dass das keine Zweitagsfliege war“, so Kultursenator Klaus Lederer
(Linke) zur taz. Bereits vor einem Jahr hatte er einen Tag der Clubkultur
verteidigt, allerdings hatte dieser wegen steigender Infektionszahlen nur
unter freiem Himmel stattfinden müssen.
Schon im August hat das [2][Berliner Verwaltungsgericht] das generelle
Verbot gewerblicher Tanzveranstaltungen in geschlossenen Räumen gekippt.
Seit dem 19. September gilt nun die [3][2G-Optionsregelung] in Berlin:
Restaurants, Kneipen und Clubs können selbst entscheiden, ob nur Genesene
und Geimpfte Zugang zu den Innenräumen haben oder auch negativ Getestete
Einlass bekommen. Dies ist ein Beschluss der Senatsverwaltung.
Verpflichtend ist die 2G-Regelung allerdings, wenn die Gäste sich ohne
Maske im Raum bewegen, wie etwa bei einer Tanzveranstaltung.
Die Berliner Clubszene hatte im Vorfeld die 2G-Regelung für
Tanzveranstaltungen kritisiert, weil so Nichtgeimpfte stigmatisiert würden.
Lutz Leichsenring, Pressesprecher der Clubkommission, gibt sich nun aber
versöhnlich gegenüber der taz: „Der Impfnachweis sollte über eine App
vorgezeigt werden, wie beispielsweise der Corona-Warn-App oder dem
Cov-Pass. Der Screenshot eines QR-Codes und der gelbe Impfpass sind nicht
zuverlässig und werden deswegen nicht mehr von ClubbetreiberInnen
angenommen.“
## Wie geht es nun wirklich?
Weiter sagt Leichsenring, dass manche Clubs wie das Kitkat zusätzlich einen
Covid-19-Antigen-Schnelltest vor Ort mit jedem Gast machen würden. So soll
ein Impfdurchbruch verhindert werden. „Falls es doch zu mehr Ansteckungen
im Winter kommen sollte“, so auch Klaus Lederer, „dann wäre es durchaus
eine Option, mehr zu testen anstatt wieder alles zuzumachen. Die
Kapazitäten sind da in Berlin.“
Aber wie funktioniert der neue Einlass mit 2G nach der langen Pause
wirklich?
An einem lauen Freitagabend bildet sich vor dem Soda-Club in der
Schönhauser Allee eine Schlange. Auch ein paar Touristinnen aus Wien
warten, sie sind in Partylaune. Bald sprechen sie über die
Einlassbedingungen des Clubs. Eine von ihnen hat keinen Impfpass, woraufhin
eine andere ihr den Screenshot des eigenen Impfpasses sendet und sogar
Methoden findet, den Namen zu bearbeiten. Aber der Fälschungsversuch fliegt
dennoch auf. Die Freundinnen werden von der Security aussortiert und
rausgeschmissen.
Ein Spaziergang etwas weiter die Schönhauser Allee hinunter zeigt, wie
verschieden die Clubs und die Kneipen mit dem neuen Coronakonzept umgehen.
Der Gastronom der Bar Herodot, Phuong Truong, führt ab Oktober die
2G-Regelung ein. Er möchte Fälschungen nicht durchgehen lassen. „Wir
wollen, dass die Mitarbeiter und Gäste sich sicher fühlen. Am Eingang wird
es eine Einlasskontrolle geben.“ Gäste müssen erst ihren Genesenen- oder
digitalen Impfausweis vorzeigen, bevor sie eintreten dürfen. Um Fälschungen
zu erkennen, möchte die Bar jeden QR-Code scannen und so auf seine Echtheit
überprüfen.
An der dunklen 8MM Bar läuft das etwas anders. Es ist noch nicht viel los,
obwohl demnächst die DJs beginnen. Der Barkeeper sieht es eher entspannt
mit der Corona-Überprüfung. Eine Anwesenheitsdokumentation, die meist über
die Luca-App oder Covid-App stattfindet, gibt es hier nicht. „Ich habe
schon gehört, dass es manche so machen, aber hier ist es nicht so. Zu
Live-Musik, meistens freitags und samstags, gibt es bei uns die
2G-Regelung. Ansonsten gilt hier 3G.“ Nach meinem Test oder Impfausweis
fragt er nicht, und auch andere Gäste werden während meines Aufenthalts
nicht überprüft.
Christine Delzeit-Peters von der Pressestelle des Senats schreibt auf
Anfrage, dass die Clubs, Restaurants und Kneipen eigenverantwortlich
handeln. Sie seien jedoch nach dem Infektionsschutzgesetz dazu
verpflichtet, die Coronanachweise zu überprüfen und mit einem
Lichtbildausweis abzugleichen. Außerdem müssen die ClubbetreiberInnen und
GastronomInnen die Nachweise verifizieren – also digital nachschauen, ob
der QR-Code ihrer Gäste stimmt.
An diesem Wochenende ist das Nachtleben in vielen Clubs trotz
Anlaufschwierigkeiten jedenfalls schon mal gut gestartet. Bleibt
abzuwarten, wie sich die Infektionszahlen weiterentwickeln.
Update: In einer ersten Version dieses Textes hieß es, „einige Clubs wie
das About Blank wollen unter diesen Bedingungen gar nicht wieder eröffnen“.
Das ist nicht richtig: Der Club überlegt nach eigenen Angaben, ob man
Innenräume überhaupt gerade aufmachen soll. Voraussichtlich werde das About
Blank aber bald öffnen – frühestens Anfang November und wahrscheinlich dann
mit einer 2G-Regelung. Wir haben den Fehler korrigiert.
3 Oct 2021
## LINKS
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## AUTOREN
Maryam Preußer
## TAGS
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