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# taz.de -- Arbeitskampf bei der Deutschen Bahn: Nur ein kurzes Verschnaufen
> GDL-Chef Claus Weselsky droht mit neuen Streiks, falls sich die Deutsche
> Bahn nicht bewegt. Personalvorstand Martin Seiler ruft zu Verhandlungen
> auf.
Bild: Tote Hose war am Mittwoch und Donnerstag nicht nur am Münchner Hauptbahn…
Berlin taz | Nach dem Streik ist wohl vor dem Streik. „Entweder es kommt
ein verbessertes Angebot auf den Tisch oder wir lassen erneut die Züge in
diesem Land stehen“, drohte der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher
Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, am Freitag in Berlin. [1][Die
Fronten sind weiter verhärtet]: Bislang gibt es keine Signale der Deutschen
Bahn auf ein Einlenken. „Die Wut der Eisenbahner ist groß“, sagte Weselsky.
Um weiter Druck auf den Bahnvorstand zu machen, werde es zunächst am
kommenden Dienstag in der Hauptstadt eine Protestaktion vor dem Bahntower
am Potsdamer Platz geben, kündigte der GDL-Chef an. Danach werde seine
Gewerkschaft „nur noch eine kurze Zeit verstreichen lassen, um erneut in
Arbeitskampfmaßnahmen einzutreten“. Einen konkreten Termin nannte er nicht.
Der Bahnkonzern reagierte mit Unverständnis auf die neue Streikdrohung.
„Unsere Reisenden und den Bahnverkehr in der jetzigen Lage weiter mit
Streiks zu bedrohen, bringt inhaltlich kein Stück weiter, ist völlig
unnötig und überzogen“, ließ sich Bahnpersonalvorstand Martin Seiler in
einer Konzernmitteilung zitieren.
Er bot der GDL an, noch an diesem Wochenende die Verhandlungen wieder
aufzunehmen. „Um weiterzukommen, müssen sich Tarifparteien zusammensetzen“,
so Seiler. Die Deutsche Bahn sei „davon überzeugt, dass wir am
Verhandlungstisch kurzfristig Lösungen finden“. Von einem verbesserten
Tarifangebot ist in der Mitteilung indes nicht die Rede.
## Drei Viertel der Fernzüge sind ausgefallen
Von dem [2][Streik der GDL am Mittwoch und Donnerstag] waren mehrere
Millionen Fahrgäste betroffen. Im Fernverkehr fuhren nach Bahnangaben nur
rund ein Viertel der Züge, im Nahverkehr seien es im Durchschnitt 40
Prozent gewesen, in Ostdeutschland allerdings deutlich weniger. Außerdem
hätten rund 300 Güterzüge stillgestanden.
„Die GDL-Spitze hat ihr eigentliches Arbeitskampfziel nicht erreicht“,
sagte Bahnsprecher Achim Stauß gleichwohl am Freitag in Berlin. Er
begründete das mit einer aus Sicht des Bahnmanagements mangelnden
Streikbeteiligung. Schließlich hätten sich von den etwa 20.000
Lokführer:innen nur gut ein Viertel an dem Ausstand beteiligt.
Eine Rechnung, die GDL-Chef Weselsky so nicht gelten lassen wollte: Zwei
Drittel der Lokführer:innen hätten ohnehin nicht im Einsatz sein
können, weil sie entweder Ruhezeiten einhalten mussten, sich im Urlaub
befanden oder aus sonst welchen Gründen frei hatten. In dem übrigen Drittel
befänden sich etliche Beamt:innen, die nicht streiken dürften.
Wenn dann von dem verbliebenen Rest rund 5.400 Lokführer:innen beim
Streik mitgemacht hätten, sei das „hervorragend gelaufen“. Der Ausstand sei
„sehr erfolgreich“ gewesen, konstatierte Weselsky. Das Bahnmanagement
versuche vergeblich, den Streik kleinzureden. Unwidersprochen ließ er die
Bahnzählung, wonach darüber hinaus rund 1.800 Zugbegleiter:innen sowie
lediglich 120 Beschäftigte aus den Wartungs- und Fahrdienstabteilungen an
dem Ausstand beteiligt waren.
Die Forderungen der GDL seien „gerecht, rechtmäßig, verhältnismäßig und
zulässig“, sagte Weselsky. Es gehe darum, „dass den Eisenbahnerinnen und
Eisenbahnern ihre kleinen Betriebsrenten erhalten bleiben und dass sie eine
halbwegs vernünftige Einkommenserhöhung in 2021 und 2022 erhalten“. Ihre
Tarifmacht würde die GDL „zum Wohle aller Eisenbahnerinnen und Eisenbahner
einsetzen und nicht aus Egoismen nur für Lokomotivführer“.
Konkret verlangt die GDL eine Lohnsteigerung um 1,4 Prozent rückwirkend ab
April dieses Jahres und noch mal 1,8 Prozent mehr ab April 2022, zudem
einen Coronabonus von 600 Euro. Eine vom Bahnvorstand anvisierte Kürzung
der Betriebsrente dürfe es nicht geben. Das derzeitige Angebot des
Bahnvorstands: eine Nullrunde 2021, ein Lohnplus von 1,5 Prozent ab Januar
2022 und von 1,7 Prozent ab März 2023.
13 Aug 2021
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## AUTOREN
Pascal Beucker
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Deutsche Bahn
GDL
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Arbeitskampf
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Lesestück Recherche und Reportage
Reisen
Schwerpunkt Bahnstreik
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