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# taz.de -- Einfluss von Abtreibungsgegner*innen: „Viel mächtiger als angeno…
> EU-Abgeordnete Barley ruft zur klaren Positionierung gegen
> Abtreibungsgegner*innen auf. Eine zentrale Rolle komme
> Christdemokrat*innen zu.
Bild: Sieht vor allem christliche Parteien in der Pflicht: Katarina Barley
Berlin taz | Die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Katarina
Barley (SPD) ruft zur überparteilichen Vernetzung gegen
Anti-Abtreibungs-Lobbyist*innen auf. „Wir haben es mit einem viel
mächtigeren Gegner zu tun, als wir bisher angenommen haben. Deswegen müssen
auch wir mächtiger, klarer und vernetzter werden.“
Vergangene Woche hatte die [1][taz berichtet, wie ein Netzwerk aus
christlich-fundamentalistischen Gruppen] gegen die Gleichstellung von
Homosexuellen und die körperliche Selbstbestimmung von Frauen in Europa
kämpft. Eine der zentralen Akteurinnen ist die [2][Organisation CitizenGo].
Sie hat nach eigenen Angaben über 15 Millionen Nutzer*innen weltweit und
lanciert Onlinepetitionen gegen das Recht auf Abtreibung und gegen die
Rechte von LGBTQI. Damit will CitizenGo europäische Parlamente
beeinflussen.
Im europäischen Kontext sei deutlich zu spüren, dass viele dieser
Organisationen in den vergangenen Jahren strategischer und offensichtlich
mit mehr Geld arbeiten würden, sagte Katarina Barley gegenüber der taz.
„Wir müssen deutlich machen: Das sind nicht irgendwelche harmlosen
Bürger*innen. Das sind einflussreiche Lobbygruppen mit Milliarden im
Hintergrund.“
Eine zentrale Rolle kommt dabei laut Barley den Christdemokrat*innen
im Europaparlament zu. „Gerade die christlichen Parteien Europas dürfen
nicht einknicken gegenüber christlich-fundamentalistischen Gruppen, die
gegen Minderheitenrechte kämpfen.“ In einer Abstimmung, in der sich die
Abgeordneten kürzlich für freien Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen in
Europa ausgesprochen hatten, hatte es auch christdemokratische
Gegenstimmen gegeben. Das deutsche Büro der EVP-Fraktion verweist auf eine
Stellungsnahme, nach der sie „entschlossen für den Schutz ungeborenen
Lebens“ eintrete.
## Spaniens Datenschützer haben Vorermittlungen eingeleitet
Nach der Veröffentlichung der Recherche meldete sich der Präsident von
CitizenGo per Mail bei der taz. Vor der Veröffentlichung hatte er ein
Statement verweigert. Nun wirft er der taz vor, die Berichterstattung sei
„verleumderisch, diffamierend und beleidigend“ für CitizenGo gewesen.
Ein großes Datenleck auf der CitizenGo-Webseite, das die taz aufgedeckt
hatte, hat CitizenGo jedoch weitgehend behoben. So war bis zur vergangenen
Woche möglich, auf der Webseite von CitizenGo Adressen von den Menschen
abzurufen, die Petitionen unterzeichnet haben.
Nur weil die Daten nicht mehr online sind, heißt das jedoch nicht, dass für
die Nutzer*innen keine Gefahr von der Sicherheitslücke ausging. „Wenn
Daten so offen abrufbar sind, dann ist es mit einfachstem technischem
Aufwand möglich, diese automatisiert auszulesen und zu speichern“, sagt
Konstantin Macher vom Verein Digitalcourage der taz. „Dann ist davon
auszugehen, dass die Daten aller Personen, welche sich auf dieser Website
einmal beteiligt haben, schon längst irgendwo im Internet gesammelt
wurden.“ Es ist auf der Webseite weiter möglich nachzuvollziehen, ob von
einer E-Mail-Adresse aus bereits einmal eine Petition auf CitizenGo
unterzeichnet wurde.
Ob die Organisation damit gegen Gesetze verstoßen hat, wird nun offiziell
überprüft. Da ihr Sitz in Spanien ist, ist die spanische Datenschutzbehörde
zuständig. Man habe ein Verfahren eingeleitet, eine sogenannte
Vorermittlung, um den Sachverhalt zu überprüfen, erklärte die Behörde auf
Anfrage.
13 Aug 2021
## LINKS
[1] /Online-Petitionen-gegen-Abtreibung/!5786746
[2] /Finanzen-der-extremen-Rechten/!5588839
## AUTOREN
Sebastian Erb
Luise Strothmann
Anne Fromm
## TAGS
Schwerpunkt Abtreibung
CitizenGo
Europaparlament
Europäische Union
Datenschutz
Katarina Barley
Abtreibungsgegner
Fundamentalismus
GNS
IG
Paragraf 218
Frauenkörper
Lesestück Recherche und Reportage
Schwerpunkt Europe's Far Right
Frauenrechte
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