# taz.de -- Debatte um Partys in Berliner Parks: „Öffentlicher Raum ist für… | |
> Statt über Partys zu mosern, sollten die Bezirke mit den Clubs über neue | |
> Konzepte und Flächen nachdenken, fordert Georg Kössler (Grüne). | |
Bild: „Große Tanzveranstaltungen sollten nicht in Parks stattfinden“, sagt… | |
taz: Herr Kössler, Berlin gilt weltweit als Partymetropole. Warum tun wir | |
uns so schwer mit [1][Feiern im Sommer in den Parks]? | |
Georg Kössler: Das liegt natürlich an der Coronapandemie. Die | |
Vorsichtsmaßnahmen müssen eingehalten werden: Abstand, Maske, und auch wenn | |
man es draußen vielleicht ein bisschen lockerer nehmen kann, gibt es nicht | |
umsonst eine Personenbeschränkung. Dazu kommt – und das schmerzt mich als | |
Öko besonders – [2][die Vermüllung des öffentlichen Raumes], die oft mit | |
Feiern einhergeht. Das ist eine Schande für jeden guten Raver. | |
Der Lärm, als den viele Unbeteiligte die Musik empfinden, ist das geringste | |
Problem? | |
Das ist ja der Vorteil an Grünanlagen: Es gibt selten direkte | |
Nachbar*innen, die sich gestört fühlen könnten. Aber dafür die Natur und | |
die Tiere, für die es zum Problem wird, wenn es zu laut ist. | |
Schon im vergangenen Jahr wurde eine ähnliche Diskussion geführt wie jetzt: | |
viele hundert, teilweise tausende junger Menschen tanzen am Wochenende zu | |
Musik etwa in der Hasenheide, im Mauerpark oder an der Museumsinsel. Am | |
Ende räumt die Polizei oft die Flächen. Haben wir nichts aus vergangenem | |
Jahr gelernt? | |
Wir hatten wieder ein Frühjahr, in dem den jungen Leuten wieder gesagt | |
wurde, nehmt euch für eure Großeltern zurück und beschränkt die Kontakte. | |
Jetzt, da die Inzidenzen niedrig sind, drängt es natürlich die Menschen | |
nach draußen, um sich zu treffen, um das Leben zu genießen. | |
Aber es kommt ja nicht überraschend, dass auch in diesem Sommer Partys | |
gefeiert werden … | |
Richtig, es war absehbar. Senat und Bezirke haben ihre Hausaufgaben nicht | |
gemacht. Das eigentlich wunderbare, von der Senatskulturverwaltung | |
angestoßene Projekt [3][Draußenstadt], bei dem die Bezirke [4][Orte für | |
Kunst, Kultur und auch Party zur Verfügung stellen], hätte früher starten | |
müssen. Warum läuft das jetzt erst an? Da hätte man vom letzten Jahr viel | |
lernen können. | |
Das ist ja nicht das einzige Problem. | |
Stimmt. Ich finde es unverständlich, dass es immer noch ein | |
Behörden-Pingpong gibt, wenn jetzt zum Beispiel gefordert wird, die | |
Menschen, die in der Hasenheide feiern, sollen das bitte auf dem | |
Tempelhofer Feld tun. Das alles hätten die Bezirke schon lange klären | |
können. Und Hausaufgaben machen heißt auch: mit den Menschen besser | |
kommunizieren. | |
Was meinen Sie? | |
Statt sich nur in der Presse über die Feiernden aufzuregen, hätte man zum | |
Beispiel größere Mülleimer aufstellen können in der Hasenheide und | |
mehrsprachige Schilder, die auf die Vorschriften hinweisen, etwa, wie lange | |
man feiern darf und dass der Müll weggeräumt werden muss. Solche kleinen | |
Sachen lösen nicht das ganze Problem, aber sie würden uns helfen, mit den | |
Symptomen klarzukommen. Da hat sich in der Hasenheide nichts getan im | |
Vergleich zu vor der Pandemie. | |
Sind denn Partys in Parks für Sie überhaupt eine Option oder sollten diese | |
mittelfristig nur noch auf besonders ausgewiesenen Flächen stattfinden? | |
Die Parks in Berlin sind attraktiv und junge Leute – und nicht nur die | |
werden sich weiterhin dort treffen. Aber große Tanzveranstaltungen mit | |
verstärkter Musik sollten in Parks nicht stattfinden, vor allem aus | |
Naturschutzgründen. Dafür braucht es spezielle Flächen, und die gibt es | |
auch, etwa hinter der Warschauer Straße, unter U-Bahnbrücken, auch weiter | |
draußen zum Beispiel in Spandau. Diese Flächen hätten letztes Jahr von | |
Senat und Bezirken klar gemacht werden müssen. Das hätte auch das | |
Verständnis gegenüber der Polizei erhöht, wenn diese Raves mit tausenden | |
Teilnehmenden räumt. So fragen sich die jungen Menschen: Wo sollen wir | |
sonst hin? | |
Aus den Reihen der SPD wurde gefordert, einige Parks einzuzäunen und nachts | |
zu schließen. Was bringt das? | |
Das ist absoluter Humbug und hilft nicht. Der öffentliche Raum steht allen | |
zur Verfügung; diese Law and Order-Mentalität passt nicht zu Berlin. Die | |
SPD sollte lieber dort, wo sie in der Verantwortung ist, Flächen für junge | |
Leute bereitstellen. | |
Muss sich denn die Politik um Partys für junge Menschen überhaupt kümmern? | |
Das ist ja ein bisschen so, wie wenn die Eltern die Feier zum 18. | |
Geburtstag ihres Kindes organisieren … | |
Die Politik organisiert das Zusammenleben in dieser Stadt, und die Politik, | |
das sind wir alle. Wir müssen gemeinsame Regeln finden. Deswegen ist es | |
richtig, wenn Bezirk, Senat und Abgeordnete darauf hinwirken und die | |
Menschen daran erinnert werden, dass es gemeinsame Regeln gibt. | |
Berlin ist weltweit bekannt für seine Clubs. Wäre es eine Option für | |
Politik bzw. Bezirke, mit der Clubcommission oder auch einzelnen Clubs | |
zusammenzuarbeiten? | |
Ja. Die Clubs und ihre Vertretung, die Clubcommission, sind Profis. Sie | |
wissen, wie Musikanlagen aufgestellt werden müssen, damit der Bass die | |
Nachbarn nicht stört; sie haben Müllkonzepte, und sie wissen vor allem, wie | |
man mit Feiernden umgeht. Mein Appell an die Bezirke: Habt Mut, mit den | |
Clubs bei euch in den Dialog zu kommen und Orte herzurichten, wo man legal | |
feiern kann. | |
6 Jul 2021 | |
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[3] http://www.kulturprojekte.berlin/projekte/draussenstadt/ | |
[4] /Zehn-neue-Partyflaechen-in-Berlin/!5773168 | |
## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
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