# taz.de -- Partylärm in Bremen: Saturday Night Viertel | |
> „Leben im Viertel“ beschuldigt den Beirat, sich nicht um die Feierei im | |
> Stadtteil zu kümmern. Der bestreitet den Vorwurf vehement. | |
Bild: Partyleben? „Leben im Viertel“ möchte das nicht vor der eigenen Haus… | |
BREMEN taz | Zu ganzen 187 Einsätzen musste [1][die Polizei] in der Nacht | |
auf Sonntag im Viertel und in der Innenstadt ausrücken. Gut 20 mehr als in | |
der Woche zuvor. Vielfach seien Körperverletzungen und Raubtaten Auslöser | |
gewesen, heißt es in einer Meldung der Polizei. Auch Ruhestörungen sind ein | |
nicht neuer Dauerbrenner rund um Sielwall & Co. | |
„Sogenanntes Feiern und die Begleiterscheinungen“ nennt die | |
Wähler*innengemeinschaft „Leben im Viertel“ (LIV) das. Wenn es nach | |
ihr ginge, würde sich der Beirat Östliche Vorstadt in seiner Sitzung am | |
heutigen Dienstag intensiv mit dem Thema befassen. | |
Laut einer Presseerklärung aus der letzten Woche unterstütze man 74 | |
Bürger*innenanträge, welche das Thema unter dem Titel „Situation im Viertel | |
– vorläufige Bilanz des Sommers 2021, Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der | |
Lage für die AnwohnerInnen, Perspektiven für eine positive Entwicklung | |
Viertels“ als zentralen Punkt für den Abend setzen wollten. Der Beirat habe | |
dies jedoch abgelehnt, ebenso eine Sondersitzung eine Woche später. | |
Damit weigere er sich „weiterhin – wie schon seit Monaten – das Thema | |
öffentlich zu diskutieren“. Untätigkeit lautet der Vorwurf von LIV; darüber | |
hinaus sieht die Wähler*innengemeinschaft „die Parteien, die seit | |
'ewigen Zeiten’ die Beiratsmehrheit bilden, in erheblicher Verantwortung | |
für die Zuspitzung der Problemlagen im 'Viertel’, weil sie auf | |
ortspolitischer Ebene nichts gegen die negativen Entwicklungen unternommen | |
haben und die rechtsfreien Räume schönreden und verniedlichen“. | |
## Ein WC auf dem Osterdeich | |
Die [2][Beiratssprecher von Grünen und Linker und auch die CDU] haben kein | |
Verständnis für die Beschwerde. Denn das Thema stehe ohnehin auf ihrer | |
Agenda und werde bereits bearbeitet, sagt Steffen Eilers von den Grünen: | |
die Sperrung des Sielwalls, ein WC auf dem Osterdeich, nächtliches | |
Müllsäcke-Verteilen durch Beiratsmitglieder selbst. | |
Ersteres wirke sich bereits auf die Stimmung aus, so die Wahrnehmung von | |
Eilers. „Es ist friedlicher und das Publikum gemischter.“ Mit einer finalen | |
Bewertung der Maßnahme müsse man aber noch warten; nach sechs Wochen | |
Sommerferien sei das schwierig. | |
Vor den Ferien habe man sich zudem mit Bewohner*innen der Linienstraße | |
getroffen, vor rund zwei Wochen mit Fehrfeld-Vertreter*innen, erzählt | |
Eilers. Auch daraus hätten sich weitere Maßnahmen ergeben: So soll der | |
Eingangsbereich der Linienstraße heller beleuchtet werden, mit der | |
Verwaltung sei dies bereits abgestimmt. „Auch die Kioske gegenüber sind | |
angesprochen worden, was Schmutz und Musik angeht.“ | |
[3][A propos Krach]: Wenn nachts Leute mit einer Box herum liefen, solle | |
die Polizei nicht einfach dran vorbei fahren, sondern eingreifen, sagt | |
Eilers. „Nicht mit massiver Polizeipräsenz, das ist nicht die Lösung.“ Ab… | |
eine „gewisse Durchsetzung von Regeln, die zum Teil nicht ernst genommen | |
werden“, dürfe es schon sein. Darüber sei man mit der Innenbehörde in | |
Kontakt. | |
Der Unterstellung, man gehe einer Konfrontation aus dem Weg, widerspricht | |
auch Helmut Kersting, Beiratssprecher von der Linkspartei, vor dem | |
Hintergrund der vielen Aktionen. Er möchte mit dem Beirat noch mehr Orte | |
für junge Leute entwickeln, um das geballte Geschehen im Viertel zu | |
dezentralisieren. | |
Die von der LIV übernommene Forderung, die Sitzung am heutigen Dienstag dem | |
Thema komplett zu widmen oder eine Sondersitzung einzuberufen, verkenne die | |
Möglichkeiten der Beiratsarbeit. „Das geht so kurzfristig nicht“, sagt | |
Eilers. | |
## Thema soll noch in diesem Jahr wieder auf den Tisch | |
Das weiß auch Peter Kadach, Beiratsmitglied für die CDU. „Wir müssen | |
Dienstag über das neue Hulsberg-Viertel sprechen, weil da Fristen zu | |
beachten sind. Das wird den ganzen Abend in Anspruch nehmen.“ Das sei auch | |
LIV bekannt, sagt Kadach, der mit seiner Partei auch mit der Linienstraße | |
in Kontakt gewesen sei. | |
Dass LIV versuche, sich als Interessenvertreterin aller darzustellen, | |
verstehe er nicht. Der Beirat sei viel näher an den Anwohner*innen | |
dran. „Die Menschen haben nichts dagegen, dass gefeiert wird.“ Manche seien | |
genervt, manche hätten auch Verständnis. Wirklich neu seien nur „ausufernde | |
Zustände“, wenn etwa Bedrohungen und Belästigungen dazu kämen oder | |
„Notdurft vor der Haustür“ verrichtet werde. | |
Das Thema noch in diesem Jahr zu behandeln, können sich alle drei | |
vorstellen. Kadach spricht von Oktober oder November. „Auf einer regulären | |
Beiratssitzung.“ | |
14 Sep 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Kampf-gegen-den-Autolaerm/!5789602 | |
[2] https://www.ortsamtmitte.bremen.de/beirat-oev-1469#Die%20Beir%C3%A4te%20&am… | |
[3] /Partys-in-Parks-in-Berlin/!5794021 | |
## AUTOREN | |
Alina Götz | |
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