Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- VdK-Präsidentin über Mobilität: „Manche sind aufs Auto angewie…
> Autoverkehr zu reduzieren geht nicht ohne Alternativen, sagt Verena
> Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK. Barrierefreiheit sollte Ziel
> sein.
Bild: Wenn der Tank einmal leer ist…
taz: Frau Bentele, wie wichtig ist das Auto, um am sozialen, kulturellen
und politischen Leben teilzuhaben?
Verena Bentele: Gerade in ländlichen Bereichen ist Mobilität ohne Auto oft
nicht möglich, wenn der ÖPNV nicht entsprechend ausgebaut ist. Menschen mit
Behinderung, ältere Menschen, Kinder und Jugendliche haben dann wenig
Chancen, sich zu bewegen, wenn Sie nicht Autofahren können oder niemanden
haben, der sie fährt. Derzeit ist das Auto also noch ein wichtiges
Fortbewegungsmittel.
Höhere Benzinpreise mögen gut fürs Klima sein, aber sind sie sozial
gerecht?
Mit höheren Benzinpreisen wird zwar etwas für den Klimaschutz, aber nichts
für die soziale Gerechtigkeit getan. Alle Menschen müssen mobil sein
können. Jeder muss seinen Arbeitsplatz, seine Verwandten, seine Freunde,
ärztliche Versorgung, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten erreichen können.
Manche Menschen sind leider auf das Auto angewiesen.
Wer zum Beispiel?
Nicht nur Menschen auf dem Land und dort, wo der ÖPNV schlecht ausgebaut
ist, sondern beispielsweise auch ältere Leute oder Menschen mit
Behinderung, die in ihrer Bewegung eingeschränkt sind. Auch für Personen,
die nicht die finanziellen Ressourcen haben und ältere Autos fahren, ist es
ein Problem, wenn der Benzinpreis steigt oder Innenstädte autofrei werden
sollen. Diesen Menschen müssen Angebote gemacht werden und sie müssen
stärker in der Debatte um Mobilität und Klima berücksichtigt werden.
Der Klimawandel fordert eine enorme und schnelle Transformation. Kann es
überhaupt gelingen, allen gerecht zu werden?
Allen gerecht zu werden ist eine Herausforderung. Hier kommen wir zur
Verpflichtung des Sozialstaats: Er schafft einen Ausgleich vor allem für
die, die einen besonderen Schutz benötigen und investiert in die
Infrastruktur. Die Reduzierung des Autoverkehrs wird zwingend nötig sein,
wenn wir etwas für das Klima tun wollen. Dafür müssen aber viele Menschen
gewonnen werden. Niemand darf außen vor gelassen werden. Wir fordern
deshalb, dass Klimaschutz stärker mit Teilhabe und sozialer Gerechtigkeit
zusammengedacht wird.
Wie kann das funktionieren?
Wenn wir Verkehr reduzieren wollen, brauchen wir Alternativen. Wir brauchen
einen ökologischen, gut ausgebauten und hoch frequentierten ÖPNV, der für
alle Menschen nutzbar ist, insbesondere auf dem Land. Das heißt, es muss
für Barrierefreiheit gesorgt werden und der ÖPNV muss bezahlbar sein. Auch
für Kinder, Jugendliche, alte Menschen oder Menschen, die keine Arbeit
haben, muss Mobilität erschwinglich sein. Am Ende muss der ÖPNV auch
günstiger sein als das Auto, dann ist er eine attraktive Alternative.
Diejenigen, die mit dicken Autos lange Strecken fahren und ein höheres
Einkommen haben, müssen einen größeren Beitrag leisten, um das zu
finanzieren. Sie dürfen nicht – wie es momentan der Fall ist – sogar noch
von der Pendlerpauschale profitieren.
28 Jun 2021
## AUTOREN
Julian Jestadt
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Mobilität
klimataz
Leben mit Behinderung
Sozialverband
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Lesestück Recherche und Reportage
Schwerpunkt Klimawandel
Kolumne Sie zahlt
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Verkehrswende
grüne Mobilität
Schwerpunkt Klimawandel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Nachfolger für 9-Euro-Ticket: Die Fahrscheine, bitte!
Für 49 Euro mit Bus und Bahn durch ganz Deutschland? Die Ampel will's
möglich machen. Sozialverbänden und Opposition geht das nicht weit genug.
Soziale Gerechtigkeit bei Klimaschutz: Wir fahren zusammen
Klimaschutz und gute Arbeitsbedingungen können zusammen durchgesetzt werden
– wenn die Richtigen zur Kasse gebeten werden.
Städte gegen Individualverkehr: Autofrei und Spaß dabei
In Addis Abeba wird auf autofreien Straßen getanzt, in Melbourne sind viele
Tramlinien gratis. Was die Städte weltweit tun, um das Auto zu verdrängen.
Beschäftigte in der Automobilindustrie: Die Karre begeistert nicht mehr
Laut einer Umfrage sind Beschäftigte in der Autobranche enttäuscht von
„ihren“ Konzernen. Auch E-Mobilitätsstrategien überzeugen sie nicht.
Öffentlicher Nahverkehr auf dem Land: Weltreise ins nächste Dorf
Busfahren ist super – vorausgesetzt es kommt einer. Im bayerischen Vilstal
kann man da lange warten. In Süderbrarup besteht dagegen Hoffnung.
Ticketloser Nahverkehr für alle: Einfach einsteigen, bitte!
In Bremen drängen eine Initiative und die SPD auf ticketlosen Nahverkehr
und legen Pläne vor. Auch andere Städte diskutieren die Idee.
Soziale Gerechtigkeit in der Pandemie: 20.000 Euro geschenkt
Durch die Corona-Pandemie wurde soziale Ungerechtigkeit verstärkt. Nun gibt
es erste Ideen, dem entgegenzuwirken.
Grüner Politiker über Straßenneubau: „Wir wollen auf die Bremse treten“
Deutschland hat genug Straßen, sagt der grüne Bundestagsabgeordnete
Matthias Gastel. Alle Projekte sollen auf Klimaverträglichkeit überprüft
werden.
Verkehrswende in Deutschland: Reduce, shift, improve
Der Verkehrssektor braucht einen Systemwechsel. Die Vergesellschaftung der
Sozial-und Umweltschäden produzierenden Autoindustrie wäre ein Anfang.
Grüne Fraktionschefinnen über die Wahl: „Verteidigen, was wir erreicht habe…
Im Wahlkampf mit unbezahlbaren Forderungen punkten zu wollen gehe nicht an,
sagen Silke Gebel und Antje Kapek. Sie kritisieren damit indirekt SPD und
Linke.
Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit: Spritpreis ist sozialer als sein Image
Der CO2-Preis hat einen schlechten Ruf, was seine sozialen Folgen angeht.
Aber wenn man das Geld zur Umverteilung nutzt, könnten viele profitieren.
Bürger*innenbefragung an der Küste: Flensburg schafft Platz
Gibt es zu viele Autos im Zentrum von Flensburg? Im Rahmen ihres
„Masterplans Mobilität“ lässt die Stadt über die Nutzung von Straßen
abstimmen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.