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# taz.de -- Zwist bei den fünf Sternen: Grillos horizontale Diktatur
> Mit der Kampfansage gegen Conte könnte Beppe Grillo seine
> Fünf-Sterne-Bewegung ins Schwanken bringen. Die Vorwürfe gegen Conte sind
> absurd.
Bild: Der italienische Politiker und Comedian Beppe Grillo auf der Bühne im Ja…
Ausgerechnet Beppe Grillo ist es, der jetzt den von ihm selbst auserkorenen
neuen Chef der [1][Fünf-Sterne-Bewegung], den [2][früheren
Ministerpräsidenten Giuseppe Conte], abgeschossen hat, jener
Protestbewegung, die bei den Wahlen 2018 mit fast 33 Prozent zum Wahlsieger
wurde.
Grillos Argument für seine Kehrtwende: Conte habe nicht verstanden, dass
die Fünf Sterne eine „horizontale Bewegung“ sei. Das ist ein witziges
Argument, denn der jetzige Führungskampf wird als einsames Duell der beiden
Kontrahenten ausgetragen, während die Aktivist*innen des
Movimento5Stelle (M5S) nur staunend zuschauen dürfen, ohne gefragt zu
werden.
Witzig ist auch, dass Grillo und Conte über das zukünftige Statut zanken –
ein Statut, das nur sie beide kennen. Von wegen „horizontale Bewegung“:
Seit der Gründung im Jahr 2009 war das M5S mit seinen Online-Abstimmungen
immer bloß eine basisdemokratische Spielwiese, während Grillo in allen
entscheidenden Personal- und Sachfragen mit diktatorischer Hand regierte.
An jener Machtvollkommenheit rüttelte jetzt Conte – und darf sich von
Grillo vorwerfen lassen, er selbst wolle sich zum Diktator aufschwingen.
Italien erlebt da einen tristen Konflikt, in dem es keineswegs um Politik
und Zukunftsentwürfe geht, sondern allein um die Machtfrage. Es erlebt
einen Konflikt, mit dem Grillo riskiert, sein eigenes Geschöpf zugrunde zu
richten.
Für Italiens Demokratie wäre das kein Gewinn. In den Jahren an der
Regierung ab 2018 hat das M5S einen Reifungsprozess durchgemacht, es hat
die flächendeckende Grundsicherung erreicht, und die Koalition, in der sie
unter Contes Führung Seniorpartner war, konnte in Europa das 750 Milliarden
Euro schwere Paket [3][„Next Generation EU“] durchsetzen.
Wenn die Fünf Sterne sich selbst zerlegen, dürfte das nur Italiens
populistische Rechte freuen, die schon jetzt in allen Umfragen auf 40
Prozent kommt – und der die Macht mit den nächsten Parlamentswahlen
geradewegs in den Schoß fallen würde.
30 Jun 2021
## LINKS
[1] /Regierungsbildung-in-Italien/!5751757
[2] /Italienischer-Ministerpraesident-tritt-zurueck/!5619867
[3] https://ec.europa.eu/info/strategy/recovery-plan-europe_de
## AUTOREN
Michael Braun
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